OCR
StationenderEmigration, Immigrationund Riickkehr. In: Eine schwierige Heimkehr, 108.) Die Entdeckung der Kategorie der Scham wurde zu einem Problem der Riickkehrer und ist Teil ,,der Kluft zwischen den Hiergebliebenen — und damit sind auch solche gemeint, die ein reines Gewissen haben dürften - und denen, die man davongejagt hat‘ (Elisabeth Freundlich). Herbert Kuhner ist kein niichtemer Chronist. Er ist zu sehr selbst involviert. In seinem Bezugssystem ist die Gegenwart ein Schliissel zur Vergangenheit. Er teilt mit „So ist mir geschehen und das habe ich getan “. Damit ist die Diskussion eröffnet. Die Leser werden mit einer Erfahrungswirklichkeit konfrontiert, an der sie partizipieren oder zumindest teilnehmen könnten. Der Leser ist auch immer Diskussionspartner, um dessen Zuspruch und auch verständnisvolle Kritik es Kuhner geht. Denn bei allem Rollenspiel und ins Fiktionale übertragener Authentizität liefert ersich offen aus. Herbert Kuhner: Minki die Nazi Katze und die menschliche Seite. Prosa. Mit einem Nachwort von Konstantin Kaiser. Wien: Verl. der Theodor Kramer Gesellschaft 1998. 137 S. ÖS 200,-/DM 29,-/SFr 27,/USD 18,Innsbrucker Tafelstreit In memoriam. In diesem Haus befand sich in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft der Sitz der Geheimen Staatspolizei (GESTAPO). Viele Mitbiirgerinnen und Mitbiirger wurden hier aus politischen, religiösen oder rassistischen Gründen verfolgt, gefoltert und ermordet. In Trauer und zur Erinnerung: Die Stadtgemeinde Innsbruck. Eine kleine Bronzetafel mit obiger Inschrift sollte, 90 cm breit und 40 cm hoch, nach einem einstimmigen Beschluß des Innsbrucker Gemeinderates an dem in der Altstadt befindlichen Hause Herrengasse 1 angebracht werden. Dergleichen setzt die Zustimmung des Hauseigentiimers voraus, nämlich des Landes Tirol; in dem Hause sind heute die Landesbaudirektion und das Landesarchiv untergebracht. Der Landesamtsdirektor Dr. Hermann Arnold wußte es besser als der Innsbrucker Gemeinderat: Die Tafel wire doch vorteilhafter in einem nahegelegenen Park aufgestellt, so hätten die Opferverbände gleich auch die Möglichkeit, einmal einen Kranz niederzulegen. Und den BeamtInnen der Landesbaudirektion und des Landesarchivs bliebe es erspart, beim Betreten ihrer Arbeitsstätte unangenehm an die Vergangenheit erinnert zu werden. Der Landeshauptmann Wendelin Weingartner 32 stellte sich vor seinen Landesamtsdirektor, und um Zeit zu gewinnen, schlug er die Einberufung einer „Historikerkommission“ vor, die zweifelsfrei über das ohnehin Erwiesene befinden solle: daß das Haus Herrengasse | 1940 — 1945 der Sitz der Gestapoleitstelle für Tirol und Vorarlberg gewesen ist. Dem Sweit über die Anbringung der Tafel war ein Streitüber ihren Inhalt vorausgegangen. Zuerst nämlich sollte nur an ein einziges Opfer der Nationalsozialisten erinnert werden. Die Inschrift sollte lauten: „Der österreichische Polizeimajor und Kommandant der Innsbrucker Polizei, Franz Hickl, wurde am 25.7. 1934 hier von Nationalsozialisten ermordet. Er war das erste Opfer des Nationalsozialisten in Innsbruck.“ Hickl, Polizeifunktionär des austrofaschistischen „Ständestaates“, der beim nationalsozialistischen Putschversuch im Juli 1934 ermordet wurde, hätte hier also stellvertretend für alle Opfer des Nationalsozialismus stehen sollen; abgesehen von der historischen Unrichtigkeit, daß Hickl nicht das erste Opfer der Nationalsozialisten in Innsbruck war (sie übten ihren Terror schon seit Beginn der 1930er Jahre aus), war die Gleichstellung der Gestapo-Opfer mit ihm für die jüdische Kultusgemeinde, den Bund der Opfer und die sozialdemokratischen Freiheitskämpfer nicht annehmbar. Ihre Proteste hatten Erfolg; die öffentliche Diskussion führte zu einem wirklichen Gesinnungswandel: Man wurde sich bewußt, welchen Zwekken das Haus in der Herrengasse gedient hatte, und daß es nicht mehr um patriotische Beteuerungen (Österreich und Hickl als „erste Opfer‘) gehen konnte. Der Landeshauptmann und sein Landesamtsdirektor wirken heute im Streit um die Anbringung der Gedenktafel in der Öffentlichkeit eher isoliert. Sogar der frühere katholische Bischof Reinhold Stecher brach sein Schweigen und schrieb: „Eine Gedenktafel in der Herrengasse wirft keine Spur eines Schattens auf die Diener des Rechtsstaates, die heute da drinnen tätig sind. Aberdie Verhinderung . wirft einen Schatten auf den Rechtsstaat.“ Zuletzt ereignete sich etwas noch nicht Dagewesenes: Der Innsbrucker Gemeinderat zog geschlossen aus seinem Sitzungssaal aus und demonstrierte vor dem Hause Herrengasse | fiir die Anbringung der längst fertiggestellten Gedenktafel. Nicht nutzlos scheint also der Streit um eine kleine Gedenktafel; eine Voraussetzung ist freilich, daß es um einen klar umrissenen Inhalt und nicht um eine verworrene Symbolik (wie im Falle des Shoah-Denkmals am Wiener Judenplatz) geht. K.K. ORG SAL COs eT. 4 won texte 16 WHOOPS BUC u rea reiieea feta) telt Brecht, Hanns , allesamt mehr von NationalsoziaDIESEL EI TEE See © Notwendigkeit deuti es sind aber auch die he: Hinterlassenschaft von nd Heiner Miller, die Arbeiin Amery und Gunther Anders, eschistische: Mull von Jorg Hatter Sichrovsky oder die Diffe9 deutscher Marschmusik und rikanischem Jazz, deren Eigentünten hier untersucht werden