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klärt, daß seine Bücher ins Deutsche übersetzt
werden ...“ Die vielen Photos im Band sprechen
eine beredte Sprache. Die von Friedrich Pfäf¬
flin, dem Redakteur des Marbacher Magazins,
zusammengestellten biographischen Daten zei¬
gen die vielen Lücken bei der Aufarbeitung von
Amerys Leben und Werk. Die ebenfalls von
ihm erarbeitete Bibliographie regt zur weiteren
Auseinandersetzung mit dem Autor an und
zeigt, wie erschreckend wenige seiner Arbeiten
in Buchform greifbar sind.

E.A.

Stephan Steiner (Hg.): Jean Améry (Hans Mai¬
er). Mit einem biographischen Bildessay und
einer Bibliographie. Frankfurt a.M.: Stroem¬
Jeld/Nexus 1996. 303 S.

Kisch in the USA

Die Bücher Egon Erwin Kischs wurden vielfach
in ost- und nordeuropäische Sprachen übersetzt.
Den Sprung ins Englische schafften nur ihrer
sechs, davon bedingt durch das Exil mit “ Sensa¬
tion Fair“ (New York: Modern Age 1941) eine
Erstausgabe. Als wichtigste Übersetzung kann die
erweiterte Neuausgabe der Reportagen mit jüdi¬
scher Thematik ‚‚Tales of Seven Ghettos“ (Lon¬
don: Anscombe 1948) angeführt werden, an der
Kisch seit der Erstausgabe 1934 bei Allert de
Lange gearbeitet hat. Eine Ausgabe in deutscher
Sprache kam nicht zustande. Zuletzt erschien
1969 eine zweite englische Ausgabe von „‚Austra¬
lian Landfall“ in Melbourne mit einem kundigen
Vorwort von Alexander T. Yarwood. Erfreulich
sind auch drei franzöische Kisch-Bücher aus jün¬
gerer Zeit.

Umso mehr ist es zu begrüßen, daß der US-ame¬
rikanische Germanist Harold B. Segel eine Bio¬
Anthologie vorgelegt hat (auch wenn darüber ge¬
stritten werden kann, ob statt “ The Raging Repor¬
ter“ nicht “The Roving Reporter“ besser gewe¬
sen wäre). In der “ Introduction“ wird dem ame¬
rikanischen Leser in trefflich geraffter Form das

weltumspannende Wesen Kischs vergegenwärtigt.
Das lange Vorwort verschafft einen kenntnisrei¬
chen Einstieg in die europäische Literatur der Zwi¬
schenkriegszeit, doch die Parallelitäten zu sowjeti¬
schen Schriftstellern wie Sergej Tretjakow oder zur
Neuen Sachlichkeit erscheinen wenig zielführend,
zudem sucht man hier den für den politischen
Journalisten Kisch unerlässlichen Namen Willi
Münzenberg vergeblich. Doch Segel erweist sich
des Tschechischen als mächtig, was erfreuliche
Einblicke in die dortige Kisch-Forschung zuläßt.
Besonderes Augenmerk wird Kischs USA-Auf¬
enthalt geschenkt: Daß dieser 1928 illegal unter
dem Namen „Dr. Becker“ eingereist sei, wird ins
Reich der literarischen Fiktion verwiesen. Über¬
zeugend ist die exquisite Mischung aus Politik und
Humor in der Auswahl der Kisch-Reportagen. Se¬
gel hat sie neu übersetzt, da er an den bisherigen
veraltete Wortwahl und fehlenden Kommentar kri¬
tisiert. Auf die Spur von Kisch war er schon zuvor
gestoßen, in seiner Studie “ The Vienna Coffee¬
house Wits, 1890-1938".

Marcus Patka

Egon Erwin Kisch. The Raging Reporter. A
Bio-Anthology. Compiled by Harold B. Segel.
West Lafayette, Indiana: Purdue University
Press 1997. 378 5.

Egon Erwin Kisch-Ausstellung

Die am 14. Mai 1998 eröffnete Kisch-Ausstel¬
lung im Jüdischen Museum ist noch bis 27.
September zu sehen. Marcus G, Patka, Kurator
der Ausstellung, sagte bei der Eröffnung u. a.:

Egon Erwin Kisch ist der Paradefall einer Gene¬
ration von kommunistischen Intellektuellen jüdi¬
scher Herkunft, die in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts den allzuengen Ghettomauern ihrer
Väter indie Weiten des Internationalismus entflie¬
hen wollten, die aber fatalerweise ihre persönli¬
chen, humanistischen Ziele auch für die Ziele
Moskaus hielten. Sie brachen nicht mit ihrer Or¬
ganisation, in der Hoffnung, daß nach der Periode
der Generäle wieder ihre Stunde schlagen würde,
[..]

Durch die Offnung der Grenzen zu Osteuropa
kann diese Ausstellung erstmalig Exponate aus
dem Prager Nachlaß Egon Erwin Kischs präsen¬
tieren: Notizbücher, Matrikelschein, Mitgliedsbü¬
cher von KPD, PEN-Club, und dem Schutzver¬
band deutscher Schriftsteller, Heiratsurkunde,
französische, sowjetische, amerikanische und me¬
xikanische Dokumente. Hinzu kommen zahlrei¬
che Originale von Manuskripten mit Kischs ver¬
schnörkelter Handschrift, etliche Zeichnungen
und Kritzeleien aus seiner Feder, Briefe von und
an Alfred Döblin, Leo Perutz, Arnold Zweig, John
Heartfield und Wieland Herzfelde. Wir haben aus
London das Stammbuch der Tochter von Leo
Perutz bekommen und aus Berlin die Prachtaus¬
gabe des ,,Libro Negro del Terror Nazi en Euro¬
pa‘. Wir haben in Mexiko und Neuseeland Fotos
aufgestöbert, haben Kischs Originalstimme aus
einem Moskauer Archiv und Filmdokumente aus
den zwanziger, dreißiger und vierziger Jahren für
Sie vorbereitet...

Buchzugänge

Humberto Ak’abal: Trommel aus Stein. Ge¬
dichte. Hg., mit einem Nachwort versehen und
aus dem guatemaltekischen Spanisch übertra¬
gen von Erich Hackl. Zürich: Unionsverlag
1998. 90S.
Beim Bibliographieren entsinnt man sich des Ti¬
roler Autors Walter Klier, der sich 1995 besorgt
zeigte, daß eine Übersetzung aus dem „‚guatemal¬
tekischen Spanisch“ (es handelte sich um den
ebenfalls von Erich Hackl übersetzten Gedicht¬
band von Anna Maria Rodas) ein Präzedenzfall
Jür österreichisches Deutsch werden könne. Kliers
abwehrende Bemerkung stand im Zusammenhang
seiner Polemik gegen die „Schriften der neuen
nationalen Linken“ in Österreich, der „in allen
Fällen außer dem Vergleich mit Deutschland ...
die klassische Doktrin der Aufklärung gültig (ist),
daß es keine Unterschiede zwischen den Men¬
schen geben soll, keine zwischen den Menschen
oder, horribile dictu, Rassen.“ Dieser Satz war
vielleicht anders gemeint, als es seine Rhetorik
vermuten läßt. - Von den Deutschen muß man sich
Ja.als Österreicher nicht unbedingt unterscheiden,
wenn man schreibt, wohl aber von den Großdeut¬
schen,

Paul Badde: Jerusalem Jerusalem. (Reporta¬
gen.) Berlin: Volk & Welt 1997. 231 S.

Uwe Baur/Katin Gradwohl-Schlacher/Sabine
Fuchs unter Mitarbeit von Helga Mitterbauer
(Hg.): Macht Literatur Krieg. Österreichische
Literatur im Nationalsozialismus. Wien, Köln,
Weimar: Böhlau Verlag 1998. 490 S.

Aleksandr W. Belobratow (Hg.): Jahrbuch der
Österreich-Bibliothek in St. Petersburg 2
(1995/1996): Österreichische Literatur: Theo¬
rie, Geschichte und Rezeption. St. Petersburg
1997. 239 S.

Mitt Aufsätzen u.a. von W. Schmidt-Dengler, M.
Wagner, Z. Mardanowa, J. Holzner, R. Pichl, P.
Horn... Wovon wird gehandelt? Von Doderer,
Saar, Handke, Roth (Gerhard), Bachmann,
Grillparzer, Kafka. Interessant Eugen Sat¬
schewskis Beitrag über die österreichische Li-:
teratur und die deutsche ,, Gruppe 47“. Niitzlich
im Anhang das Verzeichnis von Neuiibersetzun¬
gen Osterreichischer Literatur ins Russische.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Wi¬
derstandes (DÖW): Jahrbuch 1998. Redaktion:
Siegwald Ganglmair. Redaktionelle Mitarbeit:
Kerstin Schönfeld. Wien: DOW 1998. 144 S.

Paulus Ebner, Karl Vocelka: Die zahme Revo¬
lution. ‘68 und was davon blieb. Wien: Ueber¬
reuter Verlag 1998. 224 S.

Das Buch wurde anscheinend schnell recher¬
chiert und geschrieben. Man sieht es ihm an. Es
beschreibt in großen Zügen die internationalen,
aber nicht unbekannten Entwicklungen, die zu '
den Revolten in den großen Metropolen führten.
Verarbeitet werden auch viele andere Zeitereig¬
nisse, allerdings auch hier nur mit wenigen und
schlecht ausgewählten Zitaten. Entwicklungen

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