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Editorial
Kritik und Eiteraturkritik

Zunächst: Die Redaktion der MdZ plant für- die nächste Zeit einige
Schwerpunktnummern: „Exilland Österreich“ (Nr.4/1998) bezieht sich
auf die Periode 1933 — 1938, als Österreich vielen deutschen Flüchtlingen
ein wenn auch prekäres Asyl bot; „Exil in Shanghai und China“
(Nr.2/1999); ‚‚Exilliteratur im internationalen Vergleich“ (Nr.3/1999)
soll dem von der deutschsprachigen Exilforschung meist vernachlässig¬
ten Gesichtspunkt nachgehen, daß die deutsche und die österreichische
Exilliteratur ja nicht die einzigen Exilliteraturen ihrer Zeit waren; „‚Kin¬
der“, ein nach vielen Seiten offenes Thema wie zuletzt ‚‚Zerrissene
Landschaft“ (Nr.2/1998); ‚Exil in Palästina“.

Zu allen geplanten Schwerpunkten sind uns Anregungen, Hinweise,
Beiträge, Materialien willkommen.

MdZ erscheint derzeit in einer Auflage von 1.500 — 1.800 Exemplaren.
Etwa 1.350 Exemplare werden sofort nach Erscheinen versandt, davon
1.100 für bezahlte Abonnements. Die Kosten eines Jahrgangs (4 Hefte,
220 Seiten) betragen derzeit um die 300.000 6S fiir Satz, Druck und
Versand, 150.000 fiir AutorInnenhonorare und Redaktionskosten,
75.000 fiir Biiro- und Verwaltungskosten. Derzeit decken die Einnahmen
aus dem Verkauf nur knapp die Hälfte der Produktionskosten, die dank
vieler kaum entgoltener Leistungen auf relativ niedrigem Niveau geblie¬
ben sind. Um kostendeckend zu sein, müßte der Abonnementpreis 400,-,
der Preis des Einzelheftes 125,- 6S betragen, also mehr als doppelt so viel
wie jetzt.

Eine Preiserhöhung in solchem Ausmaß scheint nicht zumutbar.
Doch werden wir den Preis des Jahresabonnements ab 1999 auf öS
200,- (6S 230,-/DM 33,-/SFr 30,-) erhöhen müssen. Und wir bitten die
LeserInnen, denen dies möglich ist und wünschenswert erscheint, uns
ab 1999 durch ein freiwilliges, jederzeit widerrufbares Förderabonne¬
ment zu unterstützen, das den wirklichen Produktionskosten (öS 400,¬
/DM 57,-/SFr 50,-) entspricht.

Übrigens wurden wir eben benachrichtigt, daß wir ab heuer keine
Publizistikförderung des österreichischen Bundeskanzleramtes mehr er¬
halten werden (1997 waren’s noch öS 45.980,56). MdZ wäre im Sinne
des Bundesgesetzes über die Förderung politischer Bildungarbeit und
Publizistik durchaus förderungswürdig, da die Zeitschrift ja ‚Fragen der
Politik, der Kultur oder der Weltanschauung (Religion) oder der damit
zusammenhängenden Disziplinen auf hohem Niveau“ abhandelt und
„nicht nur von lokalem Interesse‘ ist. Aber ab heuer gilt das Gesetz in
novellierter Fassung, nach der ‚periodische Druckschriften“ von der
Förderung ausgeschlossen sind, wenn sie „von einer Gebietskörper¬
schaft“ (Gemeinde, Land, Bund) ‚eine andere Förderung erhalten“. Dies
ist bei MdZ der Fall, denn wir erhielten für 1998 auch einen Druckko¬
stenzuschu8 von 6S 40.000 vom Bundesministerium fiir Wissenschaft
und Verkehr.

MdZ weist Heft fiir Heft einen nicht unerheblichen Rezensionsteil auf,
wenngleich die Buchbesprechungen gewöhnlich auf die um einen Punkt
kleiner gesetzten Seiten weiter hinten verbannt sind. Unser Ziel ist, zumin¬
dest alle wichtigen Neuerscheinungen auf dem Gebiet der Exilliteratur und
-kultur anzuzeigen (in der Rubrik Buchzugänge) und zu besprechen. Davon
sind wir freilich weit entfernt. (Man sollte jedoch nichts darum verachten,
weil es vielleicht nur zufällig geschehen ist.)

Nun wünschten wir uns eine Diskussion und Reflexion dessen, was
wir tun, wenn wir Bücher einer Kritik unterziehen, und baten für dieses
Heft um Beiträge zum Thema Literaturkritik, fragten nach den Kriterien,
die wir als Rezensenten anlegen. Konstantin Kaiser (in indirekter Form

PR

INHALT

Gerhard Scheit: Die Flucht in die Literatur S.7

Peter Roessler: Plunder und Kulissenschmus in der
Phrase S.8

Vladimir Vertlib: Die Rezension als literarischer

Text S.13

Evelyn Adunka: Über das Arbeiten mit Büchern S.15
Fritz Beer: Ich will nicht erinnern. Brief an eine
Freundin 5.16

Erich Hackl: Mein Freund Pieter §.18

Pieter Siemsen: Aus der Erinnerung eines Anderen
Deutschen S.19

Helga Schwarz: Maria Leitner (1882-1942?) — eine
Verschollene des Exils 5.27

Maria Leitner: Frauen im Sturm der Zeit: Fräulein Hase,
eine Sekretärin, in Ehren ergraut $.28

Maria Leitner: Besuch bei Heinrich Heine S.28

Maria Leitner: Danziger Gespenstergeschichten 5.29
Eva Brück: Reise nach Wien, 1953 $.30

Herbert Haber: Die Einkäufe der Frau Kohen S.32
Beppo Beyerl: Vor 70 Jahren am Isonzo S.33

Beppo Beyerl: Das Lager von Gmiind S.35

Fritz Kalmar: Das Dorf mit den zwei Briicken S.37

Arie Efrat: Der letzte Tag im Lande meiner Geburt S.39
Thomas B. Schumann: Ohne Paß und Geld im Exil (oder)
„Von 1940 bis 1945 gestorben“ S.40

Gerard Scheit: Wiedergutmachungsgesten.

Eine Anmerkung zu Thomas Bernhards Auslöschung und
Heldenplatz S.41

Ilse Pollack: Giorgio Vogheras Jahre in Palästina S.44
Jeronym Foltyn: Lebenslauf des Arnold Weisz S..46

Berichte, Notizen:100. Geburtstag des Komponisten Vik¬
tor Ullmann (S.B., S.15), 15 Jahre persona verlag (S.14),
Orpheus Trust (S.39), Tromsé (A. Efrat, 5.42), Sissi contra
antifaschistisches Denkmal (V. Vertlib, S.43), Reuben Ru¬
bin (H. Blitzer, 5.43), Die goldene Stadt.. Ein bedeutender
Dokumentarfilm (K.K., 5.47), Else Feldmann (S.B., S.56)

Gedichte von Harald-Maria Höfinger (S. 36), Fritz Kal¬
mar (S. 38), Hanna Blitzer (S. 45), Anna Krommer (S. 46)

Rezensionen tiber Biicher von Hilde Haider-Pregler (S.
Gföller, 5.48), Soma Morgenstern (M. Patka, S.49), Elisa¬
beth Welzig (E. Adunka, S.49), Gerda Lerner (U. Prutsch,
5.50), Rosemarie Schulak (A. Efrat, S.50), Gerty Spies (M.
Chobot, S.50), Egon Erwin Kisch (M. Patka, S.51), Walter
Wippersberg (K.K., 8.52), Dr. Moritz Levy (K.K., S.52),
Stefan Heym (C. Cordon, S.53), Walter Lindenbaum (S.
Bolbecher, S.53)

Buchzugdnge S.54, Brief S. 55, Impressum S. 56

Titelblatt: Sonnenaufgang (Die Puppe mit dem krausen
Kopf). Federzeichnung auf Papier von Leander Kaiser.
Aus dem Katalog: Leander Kaiser. Frühe Zeichnungen
1963-1973. Innsbruck: Edition Galerie Thomas Flora
1997.