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den meisten Roma, früher oder später Exil - ein Wort, das aus dem lateinischen kommt und ursprünglich Verbannung bedeutete. Bis heute sind sie bereit weiterzuwandern und überzeugt, daß es irgendwo ein Land gibt, das sie auf ihre Weise leben läßt. Ein ‘demokratisches’ Land, das ist in ihrem Verständnis eines, in dem sich Roma frei bewegen und ihre ‘Zelte’ aufschlagen können, wo sie wollen. Wo aber gibt es noch ein solches Land? Jüngst konnte ich einem Rom helfen, einen Bankkredit zu bekommen, irgendwelche Unterschriften hatten gefehlt, schließlich war aber alles in Ordnung, und die Beamtin am Schalter wollte wissen, wieviel Geld er nun eigentlich wolle. ,,Soviel ich bekommen kann“, war die Antwort. Der Mann hatte weder vor, ein Haus zu bauen, noch ein Auto zu kaufen oder eine Wohnung einzurichten, er wußte auch, daß ein Kredit Geld kostet, aber — so die Erklärung eines weisen Rom, ‚ein Rom braucht immer eine Geld- oder Goldreserve, weil er nie weiß, wann er herausgeworfen wird.“ Exil ist für Roma eine Art Dauerzustand. Eine der Ausnahmen in der Romagesellschaft sind die ungefähr vor 300 Jahren im Burgenland angesiedelten Roma. Nur dort ist es Maria Theresia gelungen, die ‘Zigeuner’ seßhaft zumachen. Den Roma aber hat auch die jahrhundertelange Seßhaftigkeit im heutigen Burgenland wenig genützt. Auch sie mußten am Rande der Dörfer und Städte wohnen und der Zutritt zu Lokalen wurde ihnen bis vor wenigen Jahren verboten. Die wenigen, die die Konzentrationslager der Nazis überlebt hatten, waren und sind bis heute ausgegrenzt. Wer das bestritt, wurde durch die Tragödie in Oberwart und die Reaktion der Mehrheit der lokalen Bevölkerung auf den brutalen Mord an vier Roma, eines Besseren belehrt. Ausgelöst durch die Aufdeckung der verschwiegenen Konten auf Schweizer Banken und darauf folgende Sammelklagen, hat nun auch in Österreich eine Historikerkomission ihre Arbeit aufgenommen. Es geht um NS-Raub, Rückgabe und Entschädigung für Zwangsarbeit. Roma haben bislang in den zahlreichen Berichten zum Thema kaum eine Rolle gespielt. Ganz abgesehen von dem Verlust von Valerij Nikolajewskij Das russische Paradoxon Der russische Antisemitismus beruhte schon immer auf zwei Grundlagen: Neid und Mißerfolg. Unter dem letzteren kann man die ständigen Fehlschläge der russischen Wirtschaftspolitik einordnen. Es reicht, wenn man sich die Statistiken über den Lebensstandard der letzten Jahre vor Augen hält. Vier Prozent aller Russen sind reich oder sogar sehr reich, zum Mittelstand zählen sich etwa 16 Prozent und mehr als 80 Prozent der russischen Bevölkerung leben unter dem Existenzminimum jedes beliebigen europäischen Landes. Wer trägt Schuld daran? Für einen Altkommunisten wie Sjuganow scheint die Antwort ganz einfach zu sein. Schuld sind wieder einmal die Juden. Die Juden würden Rußland verkaufen! (An wen? Wer kauft es? Niemand könnte den 150 Millionen genug zu essen geben. Sie sollten lernen, für sich selber zu sorgen.) Doch in Sjuganows Buch, das vor kurzem in Moskau erschienen ist, wird die Ursache für Rußlands Probleme in einer jüdischen Verschwörung gesucht. Er zitiert zwar nicht gerade aus den Protokollen der Weisen von Zion, aber genauso versteht es jeder Russe, der antisemitisch denkt. 6 Besitztümern und der Entschädigung für ihre Arbeit in den Lagern, geht es aber viel mehr noch um den Verlust jeden Vertrauens in die Gadsche (Nichtroma). Auf Grund all dieser bösen Erfahrungen verdrängen viele Roma ihre Vergangenheit und zerbrechen sich über die Zukunft wenig den Kopf. Auch das erschwert zwar das Zusammenleben mit den Gadsche, gehört aber zu ihrer Überlebensstrategie. Deshalb haben sich hoffentlich noch wenige den Kopfüber die neuen Möglichkeiten der ethnischen Genforschung zerbrochen. Wissenschafter sind bereits Genmarkern auf der Spur, die nur in bestimmten Völkern oder Clans zu finden sind. In einzelnen Volksgruppen entdecken sie z.B. erhöhtes Risiko für bestimmte Krankheiten. Ihre Erkenntnisse werden in absehbarer Zeit der Medizin Fortschritte ermöglichen, könnten aber auch als Gen-Bomben gegen Menschen gerichtet werden und ganze Clans vernichten. Im Osten und Südosten Europas gibt es Gebiete, in denen heute der Anteil der Romabevölkerung 10 Prozent übersteigt, der Westen aber zeigt kaum Bereitschaft, bei den Problemen zu helfen, die dringend gelöst werden müssen, um dem Volk der Roma ein menschenwürdiges Überleben zu ermöglichen. Die Grenzen werden vielmehr dicht gemacht und bereits heute sprechen Kenner der Situation von einem schleichenden Genozid. Schon einmal hat die Welt Vernichtungslager ignoriert, es dürfte ihr wieder gelingen. Exil wäre dann für Roma kein Thema mehr. Renata Erich ist Mitarbeiterin von Romano Centro und eine der zwei Gadsche (Nichtroma) im Vorstand dieses Vereins in Wien. Romano Centro ist offen für alle Roma, egal welcher Staatsbürgerschaft, leistet Widerstand gegen Diskriminierung in der Öffentlichkeit und in konkreten Fällen, bietet, vor allem in Fragen des Fremdenrechts, kostenlose Beratung, gibt eine zweisprachige Vierteljahresschrift heraus, pflegt die Sprache und Kultur der Roma, informiert LehrerInnen, Schulen, Jugendämter, besitzt eine umJangreiche Bibliothek, erteilt Romakindern Lernhilfe, hält Kontakt mit Romaorganisationen in anderen Ländern und mit internationalen Organisationen. Diese Protokolle wurden das erste Mal in der Petersburger Zeitschrift ,,Snamja“ im August 1903 von dem Reaktionär Kruschewan veröffentlicht. Der Titel spricht für sich: Das Programm für die Welteroberung durch die Juden. In den ersten zehn der insgesamt 24 Protokolle einer angeblichen jüdischen Tagung wurde ein Programm für die Zerstörung der christlichen Welt dargelegt. Erste Schritte in diese Richtung seien die Einführung der Demokratie, der Kapitalismus und die Liberalisierung des Marktes. Die weiteren 14 Protokolle enthielten Pläne für die Eroberung der Macht und die Schaffung einer jüdischen Weltregierung unter einem „König Zion“. Durch ‚Anmerkungen des Verfassers“, in denen erklärt wird, daß es sich um das Protokoll einer geheimen Versammlung handle, die im Herbst 1897 in Basel stattgefunden habe, wollte man dem Artikel Glaubwürdigkeit verleihen. Die Protokolle sollen aus einem „Geheimen Protokollbuch“ stammen, das in der zionistischen Zentrale in Frankreich aufbewahrt sei. Schon 1921 war klar, daß es sich bei den Protokollen um Fälschungen handelte, sogar ihr Ursprung konnte ermittelt werden. Die