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Berfchaärfter Gronau gegen Dentfdjland, . Wien, 1. Mary. Die Behörden haben erfahren, bafı mad) dein Grande ded Reldstagsgebiuded In deutfchen und auslänbifdien Kkommuniftie Ihen Beltenorganifatlonen bie geheime Welfung ausgegeben minde, Deutihland-baldmöglidft gu verlajfen und die Schweiz, .Ruflond und aud ‚Defterreih auf jufuden. Pen Weegee . Die dehannten Kpmmuniften bürften weder in’ Eifenbahnen ı nod) In Automobilen, fondern auf Schleihwegen die Orenze überfdhreiten. Eine hermetilde Abfperrung ber Srenge Hes VBundedgebieteß gegen Deulfdland ijt undurd)jithroar. Dod wurden die Kontrollorgane an den Grenzbahirhöfen und an ben Gouptitrahen Aaigairie Einreifende mit bejonderer Griindg lichkeit yu perluftrleren und politifd perbädtige Qlemente guridiguweifen In den legten Tagen find wiederholt in Wien aus Deutfdylanb eim gereife Kommuniften angehalten worden, ba fie fi) teils gar nicht, teils falfch gemeldet hatten, entweder fiberhaupt Keinen Pah bejafen ober aber, wie aus dem fehfenden Ginreijefidivermerk zu erkennen ift, die Grenge auf Ecyleihwegen palflert haben. Gegen alle dieje "Berjonen wurde be Strafamtshandhlung umd das Schubverfahren eingeleitet. 6000 Allogramım hommmmniltifches Druc[djviftenmaterial nad Wien verschoben, Vor einigen Tagen ift aus Berlin cin Qafwagen mit Büdern und Drudfdriften angelangt und im Bolle freilager einer Spoditlondjirma in einem Wiener Bahnhof eins geftellt worden, Der Juhalt de8 Waggons find 60 Siften zu je 100 Kilogramm. Tine Durdfiht einzelner mangelhaft vers fchloffener Kiften durch Bollorgane ergab, bah fid) in ihnen hommuniftifdjes Propagandbamaterial, Schriften von Lenin und-Brofhüren gleiher Tendenz be ‚fanden. Dis gur Stunde hat [id der Berfiigung gs berehtignte über dlefe Sendung nod nit ge meldet, fo daß die zollamtlide Behandlung nidjt durchyefiihrt werben komute. Scheinbar Handelt c8 fich um bie Berfhiebung einer kommuniftifhen VBiblipthek aus Berlin nad Wien, die fälfhlih als Yugendbügderei deklariert wurden. Neue Freie Presse, 1. März 1933, S. 4 Die Grofdentiden gegen kommunipkifden Bugg aus Dentfdland. Wien, 2 Mär. Mamens der großdeutfchen Bolkspartel haben geflern bie Ageordneten Dr, Straffner, Dr. Hampel und Zar bod) den Bundeskanzler Dr. Dollfuß erfucht, afle Bors Kehrungen zu treffen, damit In der gegenwärtigen [chipierigen Zeit ber, Bygug von faat® und wirtihaftejeinds lihen Elementen ferngehalten werde. Wundeds hangler Dr. DollfuG verficherte, dag die Vundepregierung bei grumdfäglicher Wahrung ded Mfylredjtes allfälligen derariigen Gefahren ihr volles Augenmerk zuende, Neue Freie Presse, Morgenblatt, 2. März 1933, S. 4. Rundschreiben der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit im österreichischen Bundeskanzleramt, 4. März 1933: „Vertraulich! Sehr dringend! Nach den letzten Ereignissen im Deutschen Reich ist mit einem erhöhten Bestreben staatsgefährlicher Elemente, nach Österreich einzureisen und hier Aufenthalt zu nehmen, zu rechnen. [...] der Einreise unerwünschter Personen aus Deutschland ist schärfstes Augenmerk zuzuwenden. [...] auch ist die Fremdenbewegung auf dem Gebiet der Handhabung der Meldevorschriften der strengen Uberwachung zu unterwerfen, um das Auftauchen und die Seßhaftmachung solcher Elemente, insbesondere auch kommunistischer Agitatoren aus Sowjetrußland, politische Emigranten aus Ungarn, Jugoslawien und den anderen Balkanstaaten gesichert wahrzunehmen und weiterhin kontrollieren, gegebenenfalls auch verhindern zu können.“ (Allgemeines Verwaltungsarchiv, Wien, Bundeskanzleramt, Inneres, Polizeidirektion Wien, Berichte, Karton 25). 4 die USA, spielte in Hollywood u.a. für Ernst Lubitsch in Ninotschka (1939), To Be or Not to Be (1942), für Fred Zinnemann in The Seventh Cross (1944). Bultmann, Peter, geb. 1888 Wiefelstede (Oldenburg), gest. 1942 Lager Sept Fonds (Tarn et Garonne/Frankreich). Bibliothekar. 1935 über CSR Emigration nach Österreich, 1936 mit Klaus Dohrn und Rudolf Möller-Dostali in Wien Gründer des Rings deutscher Jungkatholiken, ein Versuch, als Alternative zu den Volksfrontbestrebungen der Linken eine kath. Dachorganisation aufzubauen; Zusammenarbeit mit christlichen und nationalrevolutionären Gruppierungen, u. a. mit > Otto Straßer und der Volkssozialistischen Bewegung; 1937 beteiligt an Gründungsversuch Christlicher Reichsbund für deutsche Freiheit in Wien; 24./25. April 1937 Teilnahme an Konferenz der Deutschen Front gegen das Hitlerregime (Vorbereitendes Komitee für die Gründung des Deutschen Volksrates) in Bratislava. 1938 Emigration nach Prag, dann nach Frankreich. Burgmüiller, Herbert, geb. 1913, gest. 1970. Schriftsteller. 1933 Emigration 1933 nach Österreich, 1935 Mitarbeiter von „das silberboot“. 1946 Lektor des Willi Weismann-Verlages, München, Mitherausgeber der literarischen Zeitschrift „Die Fähre“ 1946-47, 1948-49 unter dem Titel „Literarische Revue“. Setzte sich für Hermann Broch ein. Busch, Ernst, geb. 1900 Kiel, gest. 1980 Berlin (Ost). Sänger, Schauspieler. Sänger revolutionärer Lieder der Arbeiterbewegung, politischer Lieder und Chansons, einer der bekanntesten Schauspieler in Berlin, erhielt den Spitznamen des „Barrikaden Tauber“ (nach dem Sänger Richard Tauber). 1933 Gastrolle in der Weltpremiere von Georg Kaisers Silbersee (später von den Nazis verboten) in Magdeburg, Deutschland. 1933 Flucht vor drohender Verhaftung in die Niederlande. 1933-35 Auftritte in verschiedenen Städten in den Niederlanden, in Belgien, Österreich, Schweiz und Frankreich. 1935-37 in der Sowjetunion. 1937-38 in Spanien Mitglied der Elften (internationalen) Brigade, Lieder für verschiedene Radiosender, Herausgeber von Liedersammlungen einschließlich Canciones de la guerra. Carlsen, Traute (geb. Gertrud Rosalie Kempner), geb. 1887 Dresden (Sachsen). Schauspielerin. 1932-33 Komische Oper, Berlin. 1933 Emigration nach Österreich. 1933-34 Komödie, Wien. 1935 Emigration in die Schweiz. Castonier, Elisabeth, geb. 1894 Dresden, gest. 1975 München. Schriftstellerin. Bis 1933 Beiträge für Berliner Zeitungen und Magazine einschließlich Das Tage-Buch. 1934 Emigration nach Österreich, Beiträge für Zeitungen und Magazine einschließlich Pariser Tageszeitung. 1936-37 Korrespondent in Französisch-Marokko für Wiener Tagblatt. 1939 Emigration nach Großbritannien. Collin, Erich (geb. Max Adolf Erich Abraham-Collin), geb. 1899 Berlin, gest. 1961 Los Angeles. Sänger, Mitglied der Comedian Harmonists. 1935 Emigration mit der Gruppe nach Österreich, später in die USA. Colpet, Max (Pseudonyme: Max Kolpe, Max Colby; eigentlich Max Kolpenitzki), geb. 1905 Königsberg (Ostpreußen). Autor, Drehbuchautor, Verfasser von Chansons. Ab 1928 Arbeit für Radio, Film und Kabaretts in Berlin, Drehbücher für Filme, u. a. für Billy Wilder; Mitbegründer von Werner Fincks politisch-satirischem Kabarett Die Katakombe, Berlin. 1933 von der Gestapo wegen einer Anti-Nazi-Parodie gesucht, Versteck in Berlin, dann Emigration nach Paris, Filmprojekte mit Wilder u. a. Beginn der Zusammenarbeit mit Marlene Dietrich. 1935 Emigration nach Wien, Filmdrehbücher, Kabarett mit - Trude Kolman u.a. 1937 Musical Pam-Pam für das Theater an der Wien. 1938 Rückkehr nach Paris. Crispien, Art(h)ur, geb. 1875 Königsberg, gest. 1946 Bern. Politiker. 1933 wegen Gefährdung als prominenter Novemberverbrecher Emigration über Österreich nach Zürich. Dernberger, Kurt Moritz, geb. 1900 Königsberg (Ostpreußen). Parteifunktionär. 1935 illegal nach Wien, angeblich Reichsleiter Rote Hilfe, zeitweise in der Zentralleitung der KPÖ in Wien; 1938 Verhaftung, aufgrund Schuschnigg-Amnestie Freilassung. Emigration CSR, dann nach Norwegen. Seit 1945 verschollen, vermutlich von sowjetischer Besatzungsmacht verschleppt. Döblin, Hugo Emil (Pseudonym: Hendrik Tewel), geb. 1876 Stettin, Pommern, gest. 1960 Zürich. Schauspieler, Autor, Theaterleiter. 1930-33 Gründer und Direktor einer ersten Tonfilmschule in Berlin; nach 1933 von SA verwüstet. Persönliche Sicherheit unter Beobachtung durch die Gestapo nur aufgrund des Einflusses des Schauspielers Paul Wegener; Ausschluß aus der Reichstheaterkammer. Emigration nach Prag, 1936 nach Österreich. 1938 Emigration nach Zürich. Dohrn, Klaus (Nikolaus), geb. 1909 Dresden. 1933 nach Wien. 1937 Mitbegründer der Deutschen Front gegen das Hitlerregime, die in Ablehnung der Volksfrontpolitik die Zusammenfassung der katholisch-konservativen deutschen Emigration in einer Dritten Front gegen Nationalsozialismus und Kommunismus versuchte. 1938 unmittelbar nach dem „Anschluß“ Österreichs Flucht in SR. 1939 nach Paris. Dubber, Bruno Nikolaus Hermann, geb. 1910 Hamburg, gest. 1944 Bremen, vermutlich durch Injektion ermordet. Kommunistischer Jugenfunktionär in Hamburg und Berlin. In Deutschland schon 1930 wegen politischer Tätigkeit inhaftiert. 1934 Wien, bis 1937 illegale Arbeit, ab 1935 Zentralkomitee-Mitglied des Kommunistischen Jugend-Verbandes Österreichs. 1937 Flucht vor polizeilicher Verfolgung in die CSR.1938 illegale Rückkehr nach Wien, Instrukteur des ZK der KPÖ, Aufbau der sogenannten ersten illegalen Leitung der KPÖ in Wien, Decknamen u. a. Walter, Erich und Georg Nürnberger, November. 1938 Verhaftung, bis 1941 Untersuchungshaft in Wien, anschließend in Bremen.