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Brigitte Dalinger „Es war Emigrantentheater im besten Sinn des Wortes“ Das Jüdische Kulturtheater 1935 bis 1938 Zur Zeit der „Machtübernahme“ der Nazis in Deutschland war die Situation der Schauspieler in Österreich alles andere als gut. Es war die Zeit der Theaterkrise, staatliche Häuser wie das Burgtheater kämpften um ihren Bestand ebenso wie die großen und mittleren Wiener Privattheater.! Aus Deutschland geflüchtete Theaterkünstler konnten in Österreich aufgrund der schlechten wirschaftlichen Lage, der Arbeitslosigkeit und den wachsenden Repressionen von Seiten der ständestaatlichen Regierung (Inländerarbeiterschutz und Gewerbesperre) kaum auf Existenzgründung und dauernde Niederlassung hoffen. „Die meisten Regisseure, Schauspieler, Musiker, Schriftsteller emigrierten in mehr Sicherheit bietende Länder wie England, die Vereinigten Staaten, Frankreich oder die Schweiz ,... um nicht vom Regen der tödlichen Nazigefahren in die Traufe der austro-faschistischen Drangsalierungen zu geraten.“ , Tatsächlich ist die Zahl der von Deutschland nach Österreich aus rassischen oder politischen Gründen geflüchteten Thaterleute schwer einzuschätzen. Einen ersten Einblick bietet ein Bericht über die Künstlerberatungsstelle, die als Teil der Jüdischen Kunststelle zur Weitervermittlung jüdischer Emigranten 1933 eingerichtet worden war. Diese „Künstlerbörse“, die ihren Sitz im Cafe Altes Rathaus in der Wipplingerstraße 24 hatte, betreute bis Dezember 1933 „,.. etwa fünfzig Flüchtlinge mit ihren Familienangehörigen - insgesamt an die 200 Personen -, um ihnen eine beruflich adäquate Beschäftigung zu vermitteln oder wenigstens auf irgendeine Weise das Existenzminimum zu sichern.“ In einer weiteren Einschätzung bezieht sich Hilde Haider-Pregler auf Dokumente der „Generaldirektion für öffentliche Sicherheit“. In diesen wird im November 1933 angegeben, daß seit 1. April 1933 „,... insgesamt 400 Personen, davon nur ca. 200 deutsche Staatsangehörige jüdischen Glaubens in Wien als polizeilich gemeldete Zuwanderer zu vezeichnen seien, während es in der Provinz überhaupt nur eine minimale Zuwanderung zu registrieren gebe“.* In diesen Zahlen nicht enthalten sind, glaube ich, Künstler wie Walter Firner, der 1905 in Wien geboren wurde, als Schauspieler, Regisseur und Dramatiker aber vor allem an deutschen Stadttheatern tätig war, bevor er nach den „Machtübernahme“ nach Österreich zurückkehren mußte. Wie wurde nun in Wien mit den aus Deutschland geflüchteten Künstlern umgegangen, welche Möglichkeiten boten sich? Nach der Vorstellung ins Café Kristall L, Aspernplatz 3 Jeden Samstag KONZERT Jügisehes Rulturiheater Wien, |, Franz Josefs-Kal 3, Tel. R-28-2-36 Beginn täglich 20 Uhr „uUD süss Schauspiel in 5 Bildern von Ashley Dukes (nadı dem Roman von Lion Feuchtwanger) Deutsch von L. Dammert Regie: Rudolf Weiss Bühnenbilder: Gotttried Berger Karl Alexander. Herzog von Württemberg Martin Miller Marie Aususte, seine Gemahlin Alice Koch Lord Sufiolk Michael Orlan Josef Süss Oppenheimer Friedrich Links Lisl Einberger Frank Hermann Naemie, seine Tochter Rabbi Gabriel Oppenheimer Jakob Emden, Rabbiner von Frankfurt a. M. Marcel Barth ingen, General Joachim Laatz Max Goffin Martha Auffirber Heinrich West Erika Fischer-Weith N s. Sekretär bei Süss Graziella, Schauspielerin Leutnant von Kraus, Kabinettskourier Ernst Hardt Ein Beschließer Michael Orlan Die Handlung spielt in Württemberg in den Jahren 1736.37 Bier abtrenneu! Hier abtreunen! An die Jüdische Kulturstelle und Volkshochschule Wien, I., Franz Josefs-Kai 3 Ich melde meinen Beitritt als Stamm-Mitglied für die Saison 1936/37 an und bitte um Erlagschein zwecks Übermittlung des Jahresheitrages von S 1.50 Idı habe zur Kenntnis genommen, daß ich nach Bezahlung zum Bezug einer Freikarte ins Jüdische Kulturtkeater und des Gratisabonnements der Halbmonatscrift »Die Garbe« berechtigt bin. Name und Beruf: Adresse und Telephon: Das Große Los Fin Voiksstiic in vier Akten von Scholem Alejchem. In’s Deutsche übersetzt und für die Bühne bearbeitet von Jakob Rosenthal Regie: Fritz Links Bühnenbild: Leo Glückselig Schimele Soroker, ein Schneider . . . . . . . . Rudolf Weiss Eti-Meni, seine Frau). 2... Alice Koch Bejlka, seine Tochter. 2... 2... Marta Auffärber Motel Kosoj Koppel Falban Gertrude Wladimirowna Fein, eine reiche Hausbesitzerin . . Michael Orlan } Gesellen bei Schimele ‚ Mix Friedmann. . Erika Fischer-Weith Salomon Oskarowitsch Fein, ihr Sohn . . . . . Peter Pohl Kolton, Hausverwalter bei Frau Fein... . . . . Bert Maimann Goldenthaler, Bankdirektor .......... Egon Stein Soloweitschik, ein Shadhen . ......... Milo Sperber Perel, eine Bäckerin .. 2... 22222220. Else Froebel Wigdortschuk, ein gewesener Musiker . . . Fritz Links Frste Dame 2220 ee Emmy Neumann weite Dame... uw sc seme gee ee Be Erika Schön Ein Jude 22220 oo Corn Paul Renner Eine Frau 2: 22. oo. “.. . Emmy Neumann Mendel, Lakai... 2 2 2 2 2 onen Marcel Barth Spielt in einer kleinen russischen Stadt in der Vorkriegszeit. Große Pause nach dem zweiten Akt. JUDISCHES KULTURTHEATER WIEN, 1., Franz Josef-Kai 3 Tel. R 24-1-34 und R 28-2-36 Täglich 8 Uhr abends, an Sonn- und Feiertagen auch 1/44 Uhr nachmittags URIEL ACOSTA Trauerspiel in fünf Aufzügen von Karl Gutzkow (Einrichtung des Jüdischen Kulturtheaters) Regie: Fritz Links Bühnenbild: Gotihiied Fr. Berger Mamasse Vanderstraten, ein reicher Hondelsherr in Amsterdam Judith, seine Tochter. . . . a Ben Jochai, ihe Verlobter . . . + + Marcel Barth + Marthe Auffarber « Micael Orlan De Silva, Arzt, ihr Oheim + Otto Trill Rabbi Ben Akiba... . « Fritz Links Uriel Acosta» 2 2220 Rudolf Weiß Esther, seine Mutter. . ©... Alice Koch Ruben, sein Bruder . . . . « Max Friedmann De Santos, Rebbiner . ta be . Jaro Kläger Von der Embden Rabbiner . . . » . « Franz Mann Ort der Handlung: In und bei Amsterdam Zeit: 1640, Große Pause nach dem 3. Aufzug u Der Notstend der Zeit gebietet für die Ehre u, das Leben Juden Wiens! jüdischen Geistes und jüdischer Kunst einzutreten: Werdet Mitglieder-Abonnenten des Jüdischen Kulturtheaters! 25.50”, Ermäßigung der Theaterkartenpreise, . 30", Ermäßigung für Kleinkunstbühnen, Konzerte u. Vorträge, or el e Ermäßigtz Kinokarten, 2 Ermäßigung für Künstlerakademien, Bälle, Kurse, Ausstellungen, Vergnügungsreisen, Exkursionen etc. Interessenten bitten wir um Hinterlegung ihrer Anschrift an der Theaterkassa. Hier sbtrennent Name und Beruf «un. Adresse und Telefon . 11