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in Ansätzen verwirklichen konnte. Nach den Februarereignissen trafen der Prinz und Bermann mehrfach zusammen - in Wien, vor allem aber auf Neumatzen, wo auch Volkmar von Zühlsdorff sich öfter aufhielt, der nun im nahen Innsbruck Rechtswissenschaften studierte. In ihren Gesprächen lenkte Bermann die Aufmerksamkeit des Prinzen, der eher in politischen Kategorien dachte, auf die exilierten deutschen Intellektuellen als die einzigen Repräsentanten eines „wahren Deutschland“, denen zu helfen seine moralische Verpflichtung sei. Er selbst stellte ihre Leistungen in den Mittelpunkt seiner Kulturberichterstattung in seinen Blättern Wiener Tag und Die Stunde. Die Ergebnisse der gemeinsamen Überlegungen faßte Bermann, vermutlich Ende des Jahres 1934, in einer Denkschrift für Prinz Löwenstein'! zusammen, von dem er sich die Verwirklichung der im Memorandum beschriebenen „Deutschen Freistatt“ erhoffte. Ausgehend von der Feststellung, daß die exilierten Schriftsteller ‚in den Monaten des Exils bisher nur sehr selten etwas wirklich Großes geleistet“ hätten, beschreibt er die Situation der exilierten Intellektuellen — „abgesehen von der persönlichen Erschütterung und der wirtschaftlichen Katastrophe“ ähnlich wie Theodor W. Adorno in „Minima Moralia“ (Aphorismus 13) als Verlust des „Resonanzbodens“: „jenes Fluidums, das vom Leser zum Schriftsteller zurückstrahlt und ihm neue Kräfte gibt; der Dichter, der ins Leere dichtet, der Prediger ohne Zuhörer kann gar nicht mehr derselbe sein, er klingt nicht nur schwächer, sondern anders“. Dieser Schaden könne nur gemildert werden, wenn den exilierten Künstlern und Schriftstellern das deutschsprachige Publikum außerhalb der Reichsgrenzen erhalten bleibe. Da jedoch einerseits die Verlage in Österreich und der Schweiz sich der Zensur des Propagandaministeriums beugen müßten, wenn sie ihre Stellung auf dem reichsdeutschen Markt behaupten wollten, andererseits die Exilverlage aufgrund beschränkter Werbemöglichkeiten bei einem auf viele Staaten verteilten Publikum gerade den jungen und unbekannten Autoren kaum eine Chance zu bieten vermöchten, könne nur eine zentrale Organisation Abhilfe schaffen, als deren Sitz Bermann das damals noch freie Saargebiet vorsah. Aufgabe dieser „Deutschen Freistatt“, die sich vom unmittelbaren politischen Tageskampf fernhalten solle, sei es, „Publikumsorganisationen für kulturelle Darbietungen“ zu schaffen. Als erstes dachte Bermann an den Aufbau einer Buchgemeinschaft, aber auch an Film-, Theater- und Vortrags-,,Gemeinden“. Oberstes Ziel der ,,Freistatt fiir den deutschen Geist“ — eine deutliche Parallele zu Prinz Löwensteins Idee eines „geistigen deutschen Territoriums“ — sei es, ein „neu befreites, neu erbautes Deutsches Reich‘ anzustreben. Von Ostern 1934 an hielt sich Prinz Löwenstein mit Unterbrechungen im Saargebiet auf. Die Saarbevölkerung war im Juni 1934 aufgerufen worden, am 13. Januar 1935 gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages darüber abzustimmen, ob sie weiterhin unter Völkerbundsverwaltung leben, sich dem Deutschland Hitlers oder aber Frankreich anschließen wolle. Mit Engagement — sogar mit einer eigenen Zeitschrift — beteiligte sich Löwenstein am Kampf um die Saar. Seine Pläne, hier eine deutsche Exilregierung zu bilden, zerschlugen sich, als fast 91 % der Saarbevölkerung für das Deutschland Hitlers stimmten. — Auch für das geplante Zentrum der freien deutschen Kultur mußte nun ein anderes Land gefunden werden. Bereits als es abzusehen war, daß die Saar verlorengehen würde, hatte Bermann die Vereinigten Staaten von Amerika als dessen Sitz vorgeschlagen. AMERICAN GUILD for GERMAN CULTURAL FREEDOM GOV. WILBUR L, CROSS President SENATOR ROBERT F. WAGNER Honorary Chairman DR. ALVIN JOHNSON Vice President Chairman, Executive Committee DR. ROBERT M. HUTCHINS Vice President DR, FRANK KINGDON Vice President SAMUELL. M. BARLOW Treasurer DR. THOMAS MANN President: European Council PRINCE HUBERTUS zu LOEWENSTEIN General Secretary PROF, ROBERT MacIVER Chairman: Committee on Arts and Letters DR. HENRY SEIDEL CANBY Chairman, Committee on Awards SARAH F, BRANDES Bxecutive Secretary BOARD OF DIRECTORS Samuel L. M. Barlow Emil Lengyel Mrs. Samuel L, M. Barlow Leopold Lichtwitz Sarah F. Brandes Robert Maclver Henry Seidel Canby Melchior Palyi Wilbur L. Cross Joseph H. Schaffner Carlton J. H. Hays James T. Shotwell Eduard Heimann George N. Schuster Robert M. Hutchins T. V. 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