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nes natürlich schon erreichen, daß nämlich ein einzelner Leser ganz für sich feststellt, daß er bestimmte Dinge so, wie ich sie darstelle, noch nicht gesehen hat, und daß irgendein Gedanke bei ihm haften bleibt. Über die möglichen — überhaupt möglichen - Wirkungen von politischer Literatur und - aber ja! - vom Schreiben gegen den Faschismus werden wir ja wohl noch reden müssen. Walter Wippersberg, geboren in Steyr (Oberösterreich). Lebt als Schriftsteller, Regisseur und Filmemacher („Das Fest des Huhnes“) in Losenstein und - da er seit 1990 an der Filmhochschule unterrichtet - auch in Wien. Er hat zahlreiche Theaterstücke, Hörspiele und Romane verfaßt, auch Kinderbücher („Kater Konstantin“). Erhielt den Österreichischen Staatspreis für Kinderliteratur, den Kulturpreis des Landes Oberösterreich, den Fernsehpreis der Österreichischen Volksbildung. Zuletzt hat er sich in zwei Romanen mit den rechten Tendenzen der Gegenwart auseinandergesetzt, ein dritter ist in Vorbereitung: Die Irren und die Mörder (1998); Ein nützlicher Idiot (1999). Barbara Neuwirth „Schreiben gegen den Faschismus einst und jetzt“ Das Thema scheint zunächst fast zu konkret zu sein - vor allem für eine Schriftstellerin, deren Arbeiten mehrheitlich im Bereich der (klassischen Definition der) phantastischen Literatur angesiedelt interpretiert werden. Vordergründig betrachtet, können zwar einzelne meiner Geschichten recht schnell mit Erfahrungen aus dem Faschismus verknüpft werden (etwa das Motiv der Bücherverbrennung oder jenes diktatorisch mordender Politsysteme), aber die Beschränkung darauf wäre zu platt und würde letztlich auch dem Phänomen des Faschismus nicht gerecht. . Was ist nun aber unter dem Begriff des Faschismus zu verstehen? In einem großem Konsens verstehen wir darunter einen auf konkrete Länder und eine konkrete Zeit bezogenen politischen Begriff. In Österreich betrifft dies den sogenannten Austrofaschismus, in dem sich patriarchale Strukturen politischer und klerikaler Prägung zusammenfanden, teilweise auch in der Abgrenzung zum erstarkenden Nationalsozialismus. Auch dieser trägt eine Reihe faschistischer Züge an sich, zugleich auch davon unterschiedlicher, weshalb eine exakte Verwendung der Begriffe mir gerade für Menschen, deren Beruf mit Sprache zu tun hat, unabdingbar erscheint. Faschismus in dieser staatstragenden oder staatsbestimmenden Form existiert nicht mehr bei uns, aber man kann sich damit als historisches Phänomen auseinandersetzen bzw. die weiterführenden Linien faschistischer Organisationen in gegenwärtigen Parteien und Verbindungen thematisieren. Noch aber bin ich nicht da in meiner Annäherung an den Begriff, wo ich mich selbst klar verorten kann. Wie also ist der Begriff des Faschismus noch zu verstehen? Faschismus ist ein aggressiver Katalysator von Rassismus. Zwar veränderte der Rassismus seine nach außen unter dem schwingenden Zeigefinger vorgetragenen Begründungen, aber Barbara Neuwirth II