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Zeilen für Tante Surtsche Eine Traurigkeit geht von ihr aus (ihre Schönheit zieht an und verweigert!) von dem, was ihr Körper jetzt ist: ganz gebrochen, ihre blutigen Hände ausgestreckt zu denen, die nur foltern. Dieses geisterhafte Bild störe ich auf vom Grabe: Und jetzt mit verlängertem Schatten (im Nebel verhüllt) beugt sie sich über mich, und dann kehrt zurück, verloren im Dunst, in der Leere, die Liebe zurückläßt Vorm Morgengraun Vorm Morgengraun erwacht zu Erinnerungen... ihre Unschuld plötzlich erweckt in mir alles im Zusammenklang. Der Berg glüht auf, gefurcht von Rissen, weint er mit wiederkehrendem Wellenschlag. Was geschrieben ist, können sie nicht ausstoßen Was geschrieben ist, können sie nicht ausstoßen. Wie aus einem Vulkan. O, können sie nicht das Massiv ausstoßen, im Angesicht mir wie ewig gefrorene Lava! Von Stunde zu Stunde unser Schicksal wächst schweigend... Einmal geschrieben das Wort wie kann es ausgetrieben werden ins Exil sogar im Geschrei verbannter Seelen? Und was du weißt (vielleicht sogar bevor du erkanntest und sahst SEIN WORT!) Erdbeben können nicht vertilgen. Jaffa Zins, geboren 1928 in Kuty/Kitoff (Polen, vor 1918 Galizien), floh 1941 mit dem Vater und der Schwester in die Sowjetunion; die Mutter wurde bei einem von der Wehrmacht angezettelten Pogrom mit den zwei kleinen Brüdern im Keller ihres Hauses verbrannt. Jaffa kehrte nach Kriegsende nach Polen zurück, heiratete Simcha Zins und wanderte 1948 nach Israel aus. Jaffa Zins hält Vorträge über den Holocaust und Poetik-Vorlesungen an Schulen und Colleges. Ein Freund von Jaffa Zins war Frederick/Fritz Brainin (1913 — 1992), der bei einem Aufenthalt in Wien etliche ihrer Gedichte übersetzte. Sie lebt in Bat Yam, Israel. Für ihr literarisches Schaffen wurde sie in Israel und den USA wiederholt geehrt. Buchpublikationen: Edei Eshed (Fallender Nebel); Perach Habaselet (Blumen auf Basalt); Besod Hazerufim (Im Geheimnis der SchöpJung); Or Acher (Anderes Licht); Aquarelle Tahor (Reines Aquarell); By the River of Cheremosh (Am Ufer des Czeremosz). — In MdZ Nr. 4/1993 waren schon einmal zwei ihrer Gedichte zu lesen. Fritz Brainin An eine Israeli Dichterin Geb nicht auf deine Wortbilder lieblichen Wortbilder (wie Babies weinend im Dschungel Manhattens!) sogar für einen Übersetzer, der dich liebt wie ich 21