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tional d’architecture moderne“, der wesentlich von Le Corbusier bestimmt wurde.) Nach dem Erscheinen des 1. Heftes kam es zu einem Streit zwischen der Wiener und der Grazer Gruppe des Kollektivs. Anlaß war die nach fast einhelliger Meinung enttäuschende äußere und innere Aufmachung und die Druckqualität des Heftes, die Eichholzer zur Forderung veranlaßten, beim nächsten Heft müßten die Abzüge vor dem Druck den Steirern vorgelegt werden. Das wurde von den Wienern als Provokation empfunden. Bild von Wilhelm Thöny in Heft 1 des Plan. Die Druckqualität dieser Abbildung wurde besonders kritisiert. Dazu kamen noch Differenzen über die Linie und die Zielgruppen der Publikation: Während Eichholzer für eine Förderer-Aktion eine Liste nach Wien gesandt hatte, auf der sich neben linken Intellektuellen und liberalen Bürgern auch der damalige steirische Landeshauptmann Stepan befand, wollte Basil den Plan als gegen die „Kunst und Kulturspießer, d.h. gegen gut 99% der österreichischen — und nicht nur der österreichischen — Menschheit“ gerichtetes Avantgarde-Organ weiterführen. Nach leidenschaftlich vorgetragenen gegenseitigen Attacken bricht der Briefwechsel ab. Angesichts der zweieinhalb Monate später erfolgten Besetzung Österreichs war Eichholzers Position wohl die realistischere gewesen. Was die Beurteilung der ersten Plan-Nummer betrifft, ist die Meinung von Wilhelm Thöny besonders bemerkenswert. Er schrieb am 22.1. 1938 an Basil: Gestern erhielten wir die ersten Exemplare des „Plan“ und wir hatten eine solche Freude mit diesem Blatt, das so besonders sympathisch ausgefallen ist, daß es mir ein Bedürfnis ist, Ihnen dies auch mitzuteilen ... Ich bin sicher, daß dieses Heft, das so interessant und anziehend ist, den größten Beifall haben wird ... Ich kann mir nur denken, daß diese Zeitschrift allgemein mit Begeisterung aufgenommen wird und ich gratuliere Ihnen herzlichst zu diesem kleinen chef d’euvre ... Die verblüfften Gesichter der Kontrahenten kann man sich lebhaft vorstellen, war doch Thöny für seine strengen ästhetischen Maßstäbe bekannt. Thöny hat offensichtlich erkannt, was auch aus heutiger Sicht die Bedeutung der 1. Nummer des Plan ausmacht: Er ist ein letztes, im deutschen Sprachraum wohl einzigartiges Dokument des kulturellen Kampfes gegen den Faschismus im Jahr 1938, kurz vor der Besetzung Österreichs. Ein wesentlicher Wirkungsbereich Herbert Eichholzers war auch die Sezession Graz, die wichtigste steirische Künstlerver34 einigung der Zwischenkriegs- und Nachkriegszeit. Sie war eine Kampfgemeinschaft der fortschrittlichsten Künstler, in der avantgardistische, revolutionäre Tendenzen blühten, entstanden aus Protest gegen den stagnierenden Geist von ‚Pensionopolis‘ (als das Kraz seit k.u.k. Zeiten galt). 1923 von den Malern Wilhelm Thöny, Alfred Wickenburg, Paul Schmidtbauer, Axl Leskoschek, Fritz Silberbauer, Erich Hönig, Igo Klememcic, Kraus und Hanns Wagula, vom Bildhauer Mauracher und den Architekten Szekely und Hofer gegriindet, ist sie die Künstlervereinigung der steirischen „Klassischen Moderne“, Eher nach München und Paris orientiert als nach Wien, wirkte sie als Fenster zum Ausland und hat große Bedeutung in der österreichischen Kunst der Zwischenkriegszeit. Einladungskarte zu einem Sezessionsfest im Jahr 1930; sie sagt einiges über das Selbstverständnis der Sezessionisten aus. Anna-Lülja Praun, damals Lebensgefährtin und Mitarbeiterin Herbert Eichholzers, hat sie erklärend beschriftet. Eichholzer hat dieser Vereinigung viele Anregungen und wichtige Förderung zu danken. 1935 erhielt er mit seinem Mitarbeiter Viktor Badl den Staatspreis der Sezession für sein Projekt einer Markthalle am ehemaligen Fischplatz in Graz. Eichholzer trat der Sezession Anfang der 1930iger Jahre bei und war 1936 bis 1938 ihr Vizepräsident. Er hat wichtige Beiträge eingebracht: Kontakte zur internationalen Avantgarde in der Architektur (Le Corbusier kam zu einem Vortrag nach Graz), Ideen zu neuen Ausstellungs- und Präsentationsformen, Impulse zur Übernahme sozialer Verantwortung durch die Künstler, Organisation unvergeßlicher Feste und hitziger Diskussionen um Kunst und Politik.