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4. Wirkungen: Transferleistungen Ernst Papaneks Ernst Papanek lebte nach seiner Emigration mit seiner Familie in New York. Er studierte an der School of Social Work an der Columbia University New York, war während der ersten Jahre u.a. Sozialarbeiter und pädagogischer Berater der Children’s Aid Society New York, Leiter eines Kinderhilfswerks des Unitarian Service Committee Boston und Leiter der American Youth for World Youth. Von 1949-58 arbeitete er als Leiter der Wiltwyck School for Boys, einem Heim für straffällig gewordene Jugendliche in New York, und nahm zugleich das Studium der Pädagogik an der Columbia University New York auf, das er 1958 mit dem „Ph.D“ abschloß. Seine Dissertation über das Thema ‚The Austrian School Reform“ wurde von William H. Kilpatrick betreut. Von 1959-71 lehrte Ernst Papanek als Professor für Pädagogik am Queens College der City University of New York und war von 1951-69 Vorsitzender der International Society of Adlerian Psychology. Politisch blieb er Sozialdemokrat. Er wurde 1941 Mitglied der American Socialist Party und League of Industrial Democracy, war ab 1942 Exekutivmitglied der sozialistischen Exilorganisation Austrian Labor Committee und Mitarbeiter von deren Zeischrift Austrian Labor Information in New York und arbeitete im Ausschuß der österreichischen Sozialisten in den USA zur Planung des künftigen Ausbildungswesens in Österreich mit. 1970 wurde er, kurz vor seinem Tod am 5.8. 1973 in Wien, mit dem Goldenen Abzeichen des Bundes Sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus ausgezeichnet, und ein Gemeindebau der Stadt Wien, Ölweingasse 21-23, in Wien-Rudolfsheim, wurde 1978 nach ihm benannt. Wie anhand der ausgewählten biographischen Hinweise ersichtlich wird, wandte Ernst Papanek seine Erfahrungen aus der Kinderheimarbeit in unterschiedlichen Institutionen an und verhalf unzähligen Kindern und Jugendlichen zu einem neuen Lebensstart. Er sah das Kinderheim als Chance, „entwurzelten und verwahrlosten Kindern durch Beispiel und im Zusammenleben [zu] zeigen, daß die Gemeinschaft nicht feindlich sein muß, daß Zusammenarbeit nicht Unterwürfigkeit bedeutet, und daß Anpassung an die Gemeinschaft zum Vorteil jedes einzelnen Mitglieds und der ganzen Gemeinschaft ist.“ (Papanek 1956, S. 67). Worunter Ernst Papanek sein Leben lang litt, war zum einen, daß es ihm in den USA nicht gelang, die benötigten Einreisevisen für die in Frankreich verbliebenen OSE-Kinder rechtzeitig zu beschaffen und damit alle zu retten. 69 Kinder wurden nach Auschwitz deportiert und ermordet. Die anderen konnten aufgrund umfassender Rettungsbemühungen der OSE und unzähliger couragierter Menschen den Holocaust überleben. Zum anderen konnte Ernst Papanek für diejenigen Kinder, die noch in die USA gelangten, sein Kinderheimkonzept nicht durchsetzen, weil dort auf Adoptionen in Familien bestanden wurde. Hinsichtlich der politischen Arbeit war Ernst Papanek ein engagierter Vermittler zwischen österreichischer und amerikanischer Sozialdemokratie, und auf wissenschaftlicher Ebene hat er unbestrittene Verdienste in der Aufarbeitung der Wiener Schulreform, der Kinderheimpädagogik und der Individualpsychologie. Die bisher zu den OSE-Kinderheimen geleistete wissenschaftliche Aufarbeitung wurde durch Ernst Papanck in ciner Monographie „Out of the Fire“, 1975 (dt.: „Die Kinder von Montmorency“, 1980) und in mehreren Einzelbeiträgen geleistet. Erwähnung findet die Arbeit Ernst Papaneks in den von Hildegard Feidel-Mertz herausgegebenen Sammelbänden zur UIT Lieferbare Titel aus den Bereichen: m Bildung, Geschichte m Gesellschaft und Politik m Natur und Umwelt m Beruf und Wirtschaft @ Kultur und Sprachen Broschüre anfordern: Tel.: 89 174/20 Bildungstelefon: 893 00 83 http://www.vhs.at 13