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Bürgermeister, der bestätigt, daß Gustav Beutler in Leuna Wohnraum und Arbeit finden und dort erwartet wird. Das war auch die Grundlage dafür, daß er beweisen konnte, „Also hier, ich kann in die sowjetische Besatzungszone“. Das Interview mit Martin Beutler führte Steve Hochstadt am 29.6. 1995 in Berlin. Hochstadt, geboren 1948 in Holen USA, ist Professor für moderne europäische Geschichte am Bates College in Lewiston. Dort leitet er seit 1989 das Shanghai Jewish Community Oral History Project, für das er inzwischen Kurt Lewin Hongkew Lichtreklamen, Broadwaydamen, Flats und Zimmer mit Komfort, Kinder rennen, Kulis pennen rechts und links Provisionstore. Kaffee, Bar, Cariocadiele Tabarin gleich hinterm Tor, Tanz und Unterhaltungsspiele links und rechts Provisionstore. Knack im Frack, belegte Brote, reicht Dir lächelnd ein Tenor mit betonter eigner Note, rechts und links Provisionstore. Dunkle Gassen, Rest von Straßen, gellend klingt der Kuli-Chor Lasten schleppend, Weiße neppend. Nirgends ein Provisionstore. Halbverbrannte Häuserpfosten, Jréstelnd steht ein Japanposten, kommt sich selbst recht einsam vor. Kuli kommen, tief sich neigend eilends ihren Paß vorzeigend. Dort das Licht? — Provisionstore. Kurt Lewin, geb. 1908 in Berlin, arbeitete nach einer Schauspielausbildung als Journalist, u.a. bei „Berlin am Morgen“, für die Agitproptruppe „Rote Blusen“ schrieb er Texte. 1939 kam er nach Shanghai, wo er beim britischen Information Service und beim Rundfunksender XGDN arbeitete, daneben trat er als Kabarettist und Schauspieler auf. 1947 kehrte Lewin nach Berlin zurück, hielt sich 1949/50 in Israel auf und war später wieder in Berlin als freier Journalist und Hörspielautor. 100 Interviews mit 116 Shanghai-Exilanten geführt hat. Hochstadts Vater emigrierte 1938 aus Wien nach den USA, seine Großeltern und seine Tante gelangten nach Shanghai. — VerOffentlichungen zum Thema u.a.: Memories of Shanghai. In: Jewish History, 10. Jg., Nr. 1, 1996, S. 113-117; Vertreibung aus Deutschland und Überleben in Shanghai: jüdische NS-Vertriebene in China. In: IMIS-Beiträge, Nr. 12 1999, S. 51-67; Flucht ins Unbekannte. Die jüdische Emigration nach Shanghai. In: Exil Shanghai, Hg. Georg Armbrüster/Michael Kohlstruck/ Sonja Miihlberger. Teetz 2000, S. 27-33. “THE TEACHINGS OF WESTERN CIVILISATION Friedrich Schiff Aus: Gerd Kaminski, Chinesische Zeitgeschichte, S. 42 Sein Todesdatum ist nicht bekannt. — Das Gedicht, entnommen der zweiten Ausgabe der von Lewin mitherausgegebenen Shanghaier Wochenschrift „Die Tribüne “, erwähnt die oft von Emigranten betriebenen Lebensmittelgeschäfte, die „Provisionstores“, das Cafe Tabarin, das im Juli 1939 von Emigranten eröffnet wurde, und, in der dritten Strophe, das Restaurant „Der Würsteltenor“, gegründet von Oskar Kovacs, vorher Tenor am Wiener Johann Strauß-Theater. 33