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te mir, für meine Eltern, die damals noch in Wien waren, könnte das eventuell Unannehmlichkeiten bringen. Es war auch interessant zu wissen, daß die Nazis in Shanghai über eine Basis verfügten. Damals dachte ich ja, ich würde doch bald wieder heimkehren. “ Im Sommer 1937 geht Ruth Weiss als Deutschlehrerin nach Chengdu in der Provinz Sichuan. Dort lernt sie Hsuan, ihren späteren Ehemann kennen, den sie 1943 heiratet. 1939 nimmt sie die chinesische Staatsbürgerschaft an. Nach einer Beschäftigung als Professorin für Englisch an der medizinischen Hochschule in Chengdu übersiedelt Ruth Weiss nach Chonquing und arbeitet u.a. für das United Nations Pictures Office, einer Kooperation der Informationsministerien der USA, Großbritanniens und Chinas. Nach Ende des Krieges kehrt sie 1945 nach Shanghai zurück, wo sie für Madame Sun Yatsens „China Welfare Fund“ tätig ist. Zu dieser Zeit muß sie auch erfahren, daß ihre Eltern 1942 im KZ Theresienstadt umgekommen sind. 1946 folgt sie ihrem Mann, der dort Technik studiert, in die USA und findet eine Beschäftigung bei der UNO (UN Radio Division). Da ihr Dienstverhältnis bei der UNO 1951 nicht mehr verlängert wird, kehrt Ruth Weiss mit den 1947 und 1949 geborenen Söhnen nach Beijing zurück, wo sie als Übersetzerin und Autorin im Verlag für fremdsprachige Literatur tätig ist. 1981, im Rahmen einer mehrmonatigen internationalen Vortragsreise, kommt Ruth Weiss, mehr zufällig als geplant, erstmals wieder nach Österreich. Ein Aufenthalt, der sie in ihrer Entscheidung, China als neue Heimat gewählt zu haben, bestätigt. Von 1983-1993 ist Ruth Weiss Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes, die dem Volkskongreß beratend zur Seite gestellt ist. Ruth Weiss, ihr chinesischer Name lautet Wei Lu Shi, lebt in Beijing. Rewi Alley wurde 1897 in Springfield, Neuseeland, als Sohn eines Lehrers und Sozialisten geboren. Während des Ersten Weltkrieges Soldat in Frankreich. Nachdem der Versuch, gemeinsam mit einem Schulfreund eine Farm in Neuseeland zu bewirtschaften, nach sechs Jahren gescheitert war, ging er 1927 nach Shanghai. Zunächst als Angestellter einer Feuerschutzversicherung, später als Fabriksinspektor tätig. Teilnehmer an der von Agnes Smedley organisierten Studiengruppe über Marxismus. 1938 Initiator und Organisator der „Gong He“-Bewegung, die durch die Gründung industrieller Kooperativen gegen die Armut ankämpfen wollte. 1942 existierten ca. 2.000 solcher Kooperativen. Um die notwendige technische Ausbildung der dort Beschäftigten zu sichern, gründete er die sogenannten „Bailie Schulen“, benannt nach einem mit ihm befreundeten amerikanischen Missionar. (Die „Gong He“-Bewegung wurde während der Kulturrevolution, 1966-76, aufgelöst und 1983 wiederbegründet. Neben der Produktion verschiedener Waren umfaßt ihr Wirkungskreis auch Weiterbildung, Unterstützung der Selbstverwaltung und die Zusammenarbeit mit ausländischen Handelspartnern.) Die bedeutendste dieser Schulen lag zunächst in Shuangshipu in der Provinz Shaanxi. Der Vormarsch der japanischen Truppen bewog Rewi Alley, die Schule samt ihrer gesamten Ausstattung nach Shandan, einer 1.000 km weiter im Landesinneren an der Seidenstraße gelegenen Stadt in der Wüste Gobi, in Sicherheit zu bringen. Die Schule bildete in den folgenden Jahren Hunderte von Technikern aus, die einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau Chinas nach dem Krieg leisten sollten. 1949 verlegte die Regierung die Schule nach Lanzhou. In den kommenden 30 Jahren arbeitete Rewi Alley als Schriftsteller, die Eindrücke seiner vielen Reisen durch ganz China schildernd. 1987 kam es auf seine Initiative hin zur Gründung einer neuen Shandan Bailie Schule, mit dem Ziel, etwas zum wirtschaftlichen Aufschwung dieser Wüstenregion beizutragen. Er starb am 27. Dezember 1987 in Peking. Agnes Smedley, 1892 in Missouri als zweites von fünf Kindern einer armen Farmersfamilie geboren. Trug schon früh zum Unterhalt der Familie bei. Verließ mit 16 Jahren ihr Elternhaus, versuchte trotz schwieriger Bedingungen ihre Ausbildung fortzusetzen und war u.a. Landschullehrerin in New Mexico. Nach einer kurzen unglücklichen Ehe 1916/17 Übersiedlung nach New York, Engagement für die Geburtenkontrolle und die indische Unabhängigkeitsbewegung. Mit Viren Chattopadhyaya, einem indischen Unabhängigkeitskämpfer, Übersiedlung nach Berlin, wo sie am Aufbau einer Klinik für Geburtenkontrolle beteiligt war. Nach neun Jahren in Deutschland ging sie 1929 als Journalistin nach China. Von Shanghai aus bereiste sie ganz China, publizierte Bücher über China und unterstützte die Kommunistische Partei Chinas. 1937 schloß sie sich für einige Zeit der Roten Armee unter Mao Zedong an und veröffentlichte darüber das Buch „China Fights Back: An American Women with the Eigth Route Army“ (1938). 1941 Rückkehr in die USA und Veröffentlichung weiterer Bücher über China. Als Agnes Smedley während der McCarthy-Ära der Spionage für die Sowjetunion beschuldigt wurde und ihre Arbeit als Journalistin boykottiert wurde, verließ sie die USA, mit dem Ziel, nach China zurückzukehren. Doch sie starb, am 6. Mai 1950, während ihres Zwischenaufenthalts in England. a teen ULLAL a 2 ang Seg a4 Mn N IRON David L. Bloch: „Kleine Werkstätten und große Fabrik“ Aus: David L. Bloch: Holzschnitte. Shanghai 1940-1949. Hg. Barbara Hoster u.a. Nettetal 1997, S. 48 43