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Bilder eine Rundreise zu denen antreten, die wirklich helfen können und daß der Appell, der in einem Film packender sein kann, als in nüchternen Statistiken und Berichten, nicht ganz ungehört verhallen wird. Jedenfalls wartet man gespannt auf den ersten Emigrantenfilm und man kann nur wünschen, daß er den Erwartungen entspricht.® it ¢ Y A fr 8 . / i # ‘ ‚54153 og 2 FILM-SERVICE a 465 BUBBLING WELL ROAD a & # 1 $22 SE Bee 34-8 a # Briefkopf der Firma Film-Service Bliss Trotz großer Anstrengungen ist es uns nicht gelungen, Filmmaterial über diesen ersten Emigrantenfilm zu finden. Recherchen über die erwähnte „China Film Company“ führten uns zu den Erinnerungen von Nagamata Kawakita, dem japanischen Produzenten dieses Films: There are so many memories about those days of the CFC (China Film Co.). Among them is an effort to make a documentary film on the life of Jewish refugees in Shanghai ... Among the refugees was Gertrude Wolfson, a woman movie director. Excellence in German movies of 1930s was the result of Jewish talent. I came to know many Jewish motion picture personalities and always admired their talents. Miss Wolfson visited me through an introduction by one of these people. She told me of her desire to make a documentary feature on Jewish refugees in Shanghai and their efforts to start a new life here was impressed by their patience and the way they made a town out of ruins by sheer will. To make this into a film and preserve it as a record would contribute to people of the future as valuable reference material. Also, upon completion, the film could be sent to America and Britain to appeal for relief funds. There was advice that it was dangerous for the CFC to engage in such a project as the CFC was closely watched by the Army which was close to Nazi Germany. However, a fraction of the Army was sympathetic to my way of thinking and made it possible for us to engage in this project. On the surface, it would be a Jewish project and the CFC was supposed to be providing technical assistance only. There were some Japanese residents who offered assistance. One of them is now a madam of a Ginzabar. She was running a shop then in Shanghai and offered to help. Some of my staff now frequent her Ginza establishment. I was thanked by persons of Jewish origin later for my efforts to make this documentary from a humanistic standpoint despite difficult circumstances. However, the film was never completed as the Japanese Army ordered its suspension upon the signing of the tri-country axis pact on Sept. 27, 1940. The film would have been called Under Exile.’ Diese Informationen bestätigt auch Hisakazu Tsuji in seiner 1987 enstandenen Arbeit Chuka Den’ei shiwa 1939-1945. Laut seinem Buch hatte der Film auf japanisch Sokoku o owarete oder Sokoku o nogarete heißen sollen, das bedeutet „Aus der Heimat vertrieben“ bzw. „geflüchtet“.' Nagamata Kawakita und seine Frau Kashiko, Mitbegründer des japanischen Filmcenters (japanisches Filmmuseum) zählten, laut Japanfilmexperte Roland Domenig, zweifellos zu den wichtigsten Personen im Exportgeschäft des japanischen Films. Vor dem Krieg begann Kawakita als Importeur von westlichen Filmen nach Japan und gründete die Import- und Produktionsfirma Towa. 1936 produzierte er als deutsch-japanische Coproduktion den Propagandafilm Die Tochter des Samurai von Arnold Fanck. Ende der dreißiger Jahre übersiedelte Kawakita nach Shanghai, wo er der von den japanischen Besatzern gegründeten „China Film Company“ vorstand, die unter anderem Wochenschauen und Propagandafilme herstellte. Dabei hätte eben auch der Film Driven People/Under Exile/Sokoku o nogarete entstehen sollen. Nach dem Krieg wurde Kawakita, wegen seiner Arbeit für die „China Film Company“, von den Amerikanern mit Berufsverbot belegt. Später, nach dem Abzug der Amerikaner aus Japan, konnte er seine Arbeit im Filmgeschäft wieder fortsetzen. Er gründete das nach ihm benannten „Kawakita Memorial Film Institute“, legte ein großes Archiv an und kümmerte sich unter anderem um die Finanzierung der Untertitelung von japanischen Filmen für westliche Filmmärkte. Kawakitas Rolle in den dreißiger Jahren und während des Krieges wird heute in Japan ambivalent beurteilt. Wegen seiner großen Verdienste für den japanischen Film im Ausland genießt er aber weiterhin einen sehr guten Ruf." Buch, Regie, Produktion und Schnitt des Films „Zuflucht in Shanghai“ stammen von Joan Grossmann, geb. 1959 in Indianapolis, Radioproduzentin, Galeristin und Filmemacherin in Brooklyn, und Paul Rosdy, geb. 1963 in Wien, dort lebender Lehr- und Dokumentarfilmmacher. 1994 gründeten beide die Gesellschaft „Pinball Films“ mit Sitz in New York und Wien. Die Videokassette des Films Zuflucht in Shanghai — The Port of Last Resort (A/USA 1998) ist im Fachhandel erhältlich oder direkt bei Polyfilm Video, T: 54666-66, http://video.polyfilm.at. Anmerkungen 1 Archiv Paul Rosdy, Wien. 2 Archiv Andrew Compart, Washington. 3 Vorhanden im YIVO-Institute, New York. 4 Vgl. u.a.: Guogiang Teng: Fluchtpuntkt Shanghai. Luise und Jakob Fleck in China 1939-1946. In: Filmexil, Nr. 4/1994, S. 50-58; Filmland China Retrospektive, Viennale 1992, Wien 1992, S. 148£.; Aufbruch ins Ungewisse. Österreichische Filmschaffende in der Emigration vor 1945. Hg. Michael Omasta/Christian Cargnelli, Wien 1993, Bd. 2, S. 38f.; Jay Leyda: Dianying.Electric Shadows. An Account of Films and the Film Audience in China, Cambridge/MA und London 1972, S. 142. 5 Vorhanden in der Osterreichischen Nationalbibliothek, Wien. — Das Jiidische Nachrichtenblatt druckte damals zahlreiche Briefe und Berichte von bereits emigrierten Juden ab. Ob die Flecks ihre Briefe damals direkt an die Zeitung in Wien geschickt haben oder ob sie über eine dritte Person dorthin gelangten, konnte nicht festgestellt werden. 6 Der Sohn von Luise Fleck (aus erster Ehe mit Anton Kolm) ist der österreichische Filmemacher Walter Kolm-Veltee, der in Deutschland ab 1933 für seinen Stiefvater Jakob Fleck als „Strohmann“ in der deutschen Filmbranche tätig war. Während Luise Fleck 1939 mit ihrem jüdischen Ehemann Jakob Fleck nach Shanghai flüchtete, mußte ihr Sohn - als Nichtjude — in der deutschen Armee Kriegsdienst leisten. — Walter Kolm-Veltee sagte mir in einem Interview 1996, daß er von diesen beiden Berichten nichts gewußt hatte. 7 Interview mit Xu Buzeng von Paul Rosdy, September 1995. 8 Vorhanden in der Public Library, New York. 9 Nagamata Kawakita: My Recollections, Privatdruck 1988, S. 27f. 10 Auskunft von The National Diet Library vom 7.5. 1997 mit Hinweis auf Hisakazu Tsuji: Chuka Den’ei shiwa 1939-1945, Tokyo 1987. 11 Interview mit Roland Domenig von Paul Rosdy, 14.1. 2000. 65