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Zeit. Zur Verwirklichung des Vorhabens kam es jedoch nicht. Einzig der 1967 erschienene Lyrikband Von Wort zu Wort enthält ein Gedicht, das auf den Nationalsozialismus Bezug nimmt und mit aller Schärfe die Barbarei der Konzentrationslager ins Bewußtsein bringt. „Neuengamme 14.4. 1945‘ ist Konfrontation mit der Vergangenheit und Aufrütteln gegen das Vergessen: Neuengamme 14.4. 1945 Himmlers Funkspruch an alle KZ: Ubergabe kommt nicht in Frage, kein Häftling darf in die Hände des Feindes fallen, so erfordert’s die Lage. Auch Neuengamme wurde geräumt. Da hat der Lagerarzt nicht gesäumt und tat seine Pflicht - nicht? der an etlichen Kindern im Lager Tbc-Versuche machte, er war’s, der, als die Kleinen im Heizungskeller gehängt, die Prozedur überwachte. Die Henker bekamen zum Lohn Zigaretten und Schnaps, 10 Friedrich Punt, geb. am 16.5. 1898 in Innsbruck; seit 1915 erste Gedichte und Theaterstücke; später auch gesellschaftspolitische Essays; 1917 Einberufung zu den Kaiserschützen III, kam nach Südtirol und auf den Balkan an die Front; 1920 Heimkehrermatura, anschließend Studium an der juridischen Fakultät in Innsbruck; seit 1924 Rechtanwalt; kam über seinen Jugendfreund und Traklbiographen Erwin Mahrholdt mit Ludwig von Ficker und der „Brenner“-Gruppe in Kontakt: Freundschaft mit Josef Leitgeb, Carl Dallago, Max von Esterle, Erich Lechleitner, Bruno Sander, Daniel Sailer. 1925 Mitarbeit an der 9. Folge des „Brenner“; 1932 Mitarbeit an den vier Nummern der Widerstandszeitung „Der Sumpf“; 1937 Heirat; 1938 auf Empfehlung eines Kollegen Anwärter zur Mitgliedschaft bei der NSDAP, ohne je in der NSDAP aktiv geworden zu sein. 1939 Einberufung ins Wehrmeldeamt in Innsbruck, bildet dort gemeinsam mit anderen Mitarbeitern eine Zelle der Tiroler NS-Widerstandsbewegung; 1945 Verhaftung, Folterung und Inhaftierung im Lager Reichenau/ Innsbruck, Befreiung durch den SS-Offizier Jakob Strickner, Wiederaufnahme seines Rechtsanwaltsberufes, nachdem er wegen seiner Widerstandsaktivitäten von den Verbotslisten gestrichen wurde, in denen er aufgrund seiner nominellen NS-Mitgliedschaft geführt wurde; 1949-1954 Mitherausgeber der Reihe „Wort im Gebirge“, 1964-1969 Präsident der Tiroler Rechtsanwaltskammer. Am 16.4. 1969 Tod infolge eines Herzinfarktes. Buchpublikationen: Luimes. Gedichte um ein altes Wort. Innsbruck: Wagner 1956. Anblick und Gedicht. Wien, Innsbruck, Wiesbaden: Margarete Friedrich Rohrer Verlag 1959. Von Wort zu Wort. Gedichte. Nachwort: Paul Wimmer. Wien: Österreichische Verlagsanstalt 1967. Gedichte. Auswahl. Mit einem Nachruf von Rudolf Leitgeb (1969). Zum hundertsten Geburtstag des Dichters in 50 numerierten Exemplaren hg. vom Brenner-Archiv und Brenner-Forum. Innsbruck, Frühjahr 1998. besser als reden ist lallen, die Kinder wurden gehenkt, damit sie nicht in die Hände des Feindes fallen. Heut, Gott sei Dank! ist alles vorüber, und wir gehen getrost zur Tagesordnung über. Eine Literatur des Widerstandes in Tirol während der NS-Zeit darf als Rarität gelten, dominieren doch die zahlreichen Auflagen der Bücher von Bossi-Fedrigotti, Mumelter, Springenschmid, Trenker, Oberkofler, Wenter das Bild einer systemkonformen Tiroler Literatur im „Großdeutschen Reich“. Nicht wenige Autoren und Autorinnen ließen sich als Vertreter der Ostmark-Literatur ins Reich heimholen. Würdigungen, Dichtertreffen und Renommee wurden großteils weder vermieden noch verweigert. Hinlänglich ist bekannt, wie gut das Genre der Heimatlitertur ins völkische Bild der nationalsozialistischen Ideologie paßte, daß Anthologien wie Lebendiges Tirol (1940), Beiträge wie jener von Paulin „Der Reichsgedanke im Spiegel der Tiroler Dichtung“ in den Innsbrucker Nachrichten (6.4. 1938) oder die Beiträge im Bekenntnisbuch österreichischer Dichter von 1938 und anderes mehr, dazu mithalfen, die alpenländische Variante der deutsch-arischen „Blut- und BodenDichtung“ zu profilieren.