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Behutsamkeit, Gefühl, etwas technisches Verständnis: und beim Autoeinfahren rennt alles wie geschmiert. H. kennt sich aus. Für jedes seiner Kinder hat er einen Opel GT angeschafft. Der eine, den er aus Florida hat, schaut am besten aus. Er hat ihn zerlegt. Viele Teile liegen am Boden, alle sauber geputzt, die schlechten erneuert. Langsam wird wieder ein ganzes Auto daraus. - ey H. bräuchte eine große Garage, wo er alles liegen lassen kann. Der Keller im Großmutterhaus in Gschwandt taugt dazu nicht. Zu feucht, zu vollgestopft mit Gerümpel. Auch sonst auf dem ganzen Grundstück kein Platz. Und beim Elternhaus: beide Garagen längst il wegen des eigenen alten GTs. Halb zerlegt, die Teile auf Zeitungspapier. Vater und Mutter parken vor den Resten eines Sandhaufens neben dem Aufzugsmast. Die Zufahrt ist ungeteert. Der Mast steht seit ewig. Vom Hausbauen geblieben. J. hat an die Anbringung eines Holzbalkones im Visier gehabt. Das Hinaufliefern fertiger Teile per Aufzug geht nämlich damit viel schneller und leichter als mit Händen tragend über die Stiege durchs Haus. Aber J. hat denselben beim Stiegertischler. dann nie mehr beauftragt, denn der einzige Sohn, H., ist mit 18 ins Großmutterhaus. Und zwei Personen haben mit einem Parterre genug. J. ist am Abend lieber zum Sydler gegangen, in den Gasthof ‚Zum Bären’, und hat sich bei einem Triifler einige Achterln gegönnt. M., seine Frau, nahm ihm das übel. Ein balkonloses Haus: in ihren Augen ein Rohbau; und in so einem zu wohnen, schämte sie sich. Sie wollte kein Getuschel, kein freches Gefrage: Wos is'n mit engan Balkon!? Won kriagts'n endli’ oan!? Hobts leicht koa Géd nid!?? Da hätte sie gleich im alten Bauernhof der Großmutter in Ramsau bleiben können. sich bogen und J.s Trommmelfell verschreckt zusammenzog. Ist gegen das Mitzigetön allergisch geworden. wie gegen die Kirchenglocken am Sonntag. Gerade wenn man ausschlafen kann, setzt dir der Wind das Gebimmel lauthals ins Ohr. FALSCH! Denn hierorts ist es noch NIE jemandem durch den Kopf gegangen (höchstens einem Zugereisten vielleicht), sich an einem Sonntag ausschlafen zu wollen. An so etwas Vermessenes denkt der Einheimische nicht. Selbst an Feiertagen hüpft ein Aufstehen), ohne die gelben Zähne geputzt und das schüttere, fettige Haar gekämmt zu haben, ins Schlossergewand und rauscht nüchternen Magens mit einem Rasenmäher wenigstens übers Feld, weil ER (gemeint ist der Wettermann aus dem Radio und Fernsehen) gemeldet hat, es. werde noch am Vormittag vom Ländle bis ins Salzkammergut zu regnen beginnen. O-Ton des Hiesigen: „Hait hod a wieda Regn gmödt!“ Spätestens nach den Zehn-Uhr-Vormittagsnachrichten lärmt es durch den ganzen Ort. Man fühlt sich nach Zeltweg versetzt, hinein in das ‚Warm up’ vor dem Grand Prix. Plötzlich haben wieder alle unabhängig von einander gemerkt, daß das Gras auf ihren Wiesen extrem und unnatürlich hoch geworden ist. Und so kann es keinen Tag länger sein, weil: nicht zum Anschauen ist das! (Gott, wie die Zeit schnell vergeht! Am Wachsen des Grases zeigt es sich gut.) Und wenn man, weil man ja ununterbrochen mit der Scheibtruhe über die Wiese muß, einfach nicht auskann, es mit den Sohlen der Gummistiefel ununterbrochen niederzudrücken, denn auszuweichen auf die geteerte Zufahrt, nein, da könnten ja schließlich von der Radeltruhe heruntergefallene Lettenpatzen in die Rillen der Autoreifen gelangen und später in getrocknetem Zustand auf dem mit den Angebotsfliesen vom Baumarkt Kieninger erst unlängst neu verlegten Boden der Garage bröseln und einen richtigen Saustall hinterlassen! Irgendein Arbeitsgerät brummt am Sonntagvormittag gewiß. Der Mensch hier ist voller Fleiß, ja immer schon so gewesen. Und Nicht auszudenken wäre es, daß jemand um neun Uhr Vormittag nicht längst die Vorhänge aus dem Fensterglas geschoben hätte. P., welcher eigentlich L. heißt und am Freitag Abend gerne am Stammtisch beim ‚Moser-Wirt’ sitzt, hat mir unlängst erzählt, daß der Beinsteiner Hias (der Name ist aus Schutzzwecken geändert, aber sonst ist alles wahr und genauso, wie es sich zugetragen hat) unlängst um vier Uhr früh schwer angetrunken nachhause gekommen ist. Er habe, obwohl er sich kaum noch auf den Beinen gehalten hat, sich nicht sofort niedergelegt, sondern habe, weil er um die Bewandtnis mit den Vorhängen wußte, vorher noch schnell den Radiowecker gestellt, den Lautstärkenregler auf ganz Stunden später (was für die Gegend eh schon recht spät ist) aus dem Bett und hin zu den Fenstern gestürmt, habe sämtliche ten bei sich das Licht aufdreht, automatisch heraufkommt zu ihm und sie, egal ob er da sei oder nicht, vor die entblößten Scheiben Haus hereinschauen kann), zur Seite geschoben, sei im Anschluß daran zur Holzhütte hinaus, habe dort (noch rauschig) mit srößter Mühe zehn Minuten lang Holz abgeschnitten, daß es bis in den Ort hinein zu hören war, sei dann wieder ins Bett und hätte dort bis zum späten Nachmittag geschnarcht, ohne daß es einem einzigen Nachbarn aufgefallen ist. Alle erinnerten sich, wohl wegen der lauten Kreissägengeräusche, nur an seine Holzmacherei, die man sich damit erklärte, daß er eben ein fleißiger Bursche sei. Nur ein solcher könne das Sprichwort: „Wer zum Lumpen ist, der muß auch zur Arbeit sein“, derart ernst interpretieren! Es gibt Geräusche, die lassen einen partout nicht in Ruh. Aber der Grund, weshalb ich aus der Kirche ausgetreten bin ist ein anderer. J. hat es auch ganz schön nach Austritt gelüstet. Statt der.Mitzi den Sack mit der Sprechluft ganz fest zuzuschnüren, daß auch kein F löckchen mehr herauskann, rutscht er mit der Rasierklinge seidank auf. Ganz so zufällig war es gar nicht gewesen. Aber Glück gehört beim Überleben dazu. Doch so weit sind wir noch nicht, obwohl es ringsum so aus-. schaut und die Luft immer dünner wird. N Vorerst hat J. einmal nur mit der Schulter gezuckt und dabei ungemein grantig geschaut, während seine Handfläche langsam durch die Luft tanzt, von drei, vier letzen Sätzen begleitet, die ihm ruhig über die mehlgetunkte Zunge gehen, heraus an die fri17,