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7 Von 1990 bis 2000 war ich Präsidentin der Nordamerikanischen Society for Exile Studies, deren Schwesternorganisation die Gesellschaft für Exilforschung ist. 8 Vgl. Michael Berenbaum: The World Must Know. The History of the Holocaust as told in the United States Holocaust Memorial Museum. Boston, New York, Toronto, London: Little Brown 1993. S. 8. 9 David S. Wyman: Paper Walls. America and the Refugee Crisis. Amherst: University of Massachusetts 1968. Und vom gleichen Autor: The Abandonment of the Jews. America and the Holocaust 1941-1945. New York: Pantheon 1984. 10 Zitiert nach: Gunnar Heinsohn: Lexikon der Völkermorde. Rowohlt: Reinbek bei Hamburg 1998. S. 354. 11 Dem Herausgeber, Henry Huttenbach, zufolge, setzt sich die Zeitschrift, die seit 1998 existiert, folgende Ziele: Das „Journal of Genocide Research promotes an interdisciplinary and comparative approach to the study of genocide [...]. The journal provides an international forum for a broad spectrum of scholars: theologians, philosophers, jurists, moralists, ethicists, political scientists and, of course, historians. Given the contemporary resurgence of extreme ethnic conflict throughout the world, considerable space will be allotted to this potentially genocidal danger, as well as to the serious problems it poses politicians, diplomats and policy makers who seek to predict and prevent genocide.“ 12 Henry Huttenbach, „From the Editor: In Search of Genocide — (Re) focusing on the Existential,“ in: Journal of Genocide Research, Vol. 3, Nr. 1, S.7. 13 Encyclopedia of Genocide. 2. Bde. Hg. von Israel Charny. Santa Barbara: ABC-CLIO 1999. Genocide, S. lix. 15 Im hebräischen Original geht es um das Konzept des ,,Mordens“, und nicht das des „Tötens“. Gunnar Heinsohn (Warum Auschwitz?, wie Anm. 4) stellt die These auf, daß mit ‚Auschwitz’ ein grundsätzlicher Angriff auf die Heiligkeit des Lebens vorgenommen wurde. Durch die physische Vernichtung der effektiven Träger dieser Moral — vornehmlich der Juden — sollte der entscheidende Schritt zur Wiederherstellung des archaischen „Rechts des Tötens“ vorgenommen werden. 16 Das es in den USA keine einheitlichen nationalen Richtlinien gibt, handhabt jeder Staat und jeder Schulbezirk das Thema „Holocaust“ auf andere Weise. In Kalifornien müssen Lehrpläne zum Thema ,„Holocaust“ auch den Themenbereich „Menschenrechte“ berücksichtigen. Doch letztlich steht und fällt die Qualität des Unterrichts mit dem Engagement des Unterrichtenden. 17 „Gedenkdienst‘“ — eine Alternative zum österreichischen Wehrdienst — wurde von dem Innsbrucker Politologen Dr. Andreas Maislinger initiiert. Teilnehmer am Gedenkdienst werden durch das Innenministerium finanziert und arbeiten an wichtigen Holocaust-Institutionen. Die Intention des Gedenkdienstes ist es, das Eingeständnis der Mitschuld Österreichs am Holocaust zu betonen und durch Arbeit an Holocaust-Gedenkstätten, an Instituten und Museem mitzuhelfen, ein ,,Nie-wieder“ zu verwirklichen. Mehr Information findet sich auf der Homepage http://www.gedenkdienst.org 58 Thomas Reichert Die Zeitschrift „Im Gespräch“, herausgegeben von der Martin Buber-Gesellschaft Martin Buber (geb. 1878 in Wien, aufgewachsen in Lemberg/Lwöw, gest. 1965 in Jerusalem) hinterließ ein vielfältiges Werk: Einige Jahre in der zionistischen Bewegung aktiv, stand er zeitlebens, wie in vielen Schriften niedergelegt, für eine Verständigung mit den Arabern; er übersetzte (bis 1929 mit Franz Rosenzweig) die hebräische Bibel ins Deutsche, schrieb zur Bibel, zum Judentum, speziell zur ostjüdischen Bewegung des Chassidismus, zum utopischen Sozialismus; er war einer der bekanntesten Vertreter einer dialogischen Philosophie — bei ihm eng mit seinem Verständnis des Judentums verbunden -, die er auch für Pädagogik und Psychotherapie fruchtbar machte. Im Februar 2000 wurde in Heidelberg auf Initiative von Lothar Stiehm (von Ende 1970 bis 1991 Verleger des Lambert Schneider Verlags, in dem damals die meisten Bücher Bubers erschienen) und Hans-Joachim Werner (Professor für Philosophie in Karlsruhe) die Martin Buber-Gesellschaft gegründet. Die Ziele sind umfassend, wobei wir mit deren Verwirklichung noch sehr in den Anfängen stecken: Es geht uns um Erforschung der Bereiche von Bubers Werk und Wirken wie seines lebensgeschichtlichen Umfelds, aber auch darum, Bubers Denken zu verbreiten — durch Veranstaltungen znd, später, eine Wanderausstellung. Bisher hat die Gesellschaft ca. 150 Mitglieder, v.a. in der BRD, aber auch in Österreich, der Schweiz und anderen europäischen Ländern. Im November 2000 ist im Verlag für BerlinBrandenburg das erste Heft der Zeitschrift /Zm Gespräch erschienen, die von der BuberGesellschaft herausgegeben wird. Zwei Hefte erscheinen jährlich im Umfang von über 80 Seiten (ISSN 1616-6094; Preis je Heft DM 25,-, im Abo DM 45,-/Euro: ca. 13,— bzw. 23,-). Im Gespräch ist von der Konzeption her nicht speziell Mitgliederzeitschrift; für den Inhalt, die Zusammenstellung der Aufsätze, Berichte, Rezensionen ist die Redaktion verantwortlich, der Francesca Albertini, Dominik Klenk, Wolfgang Krone und Thomas Reichert angehören. Zu den meistzitierten Sätzen Bubers gehört eine Passage aus seiner „Antwort“ auf Beiträge zu seinem Werk in dem Band Martin Buber (hg. von Schilpp/Friedman, Stuttgart 1963): Ich habe keine Lehre. Ich zeige nur etwas. Ich zeige Wirklichkeit, ich zeige etwas an der Wirklichkeit, was nicht oder zu wenig gesehen worden ist. [...] Ich habe keine Lehre, aber ich führe ein Gespräch. In der Konsequenz dieses Satzes kann es (sollte es) keine „Buberianer“ geben, wie es „Kantianer“ oder „Hegelianer“ gibt. Es geht letztlich nicht um Bubers „Lehre“ (nicht darum, in Anschluß an ihn eine „Lehre“ zu propagieren), sondern um die Wirklichkeit, auf die er abzielte. Auf diese Wirklichkeit — eine Beziehungswirklichkeit, eine grundlegende ethische Haltung, aus der das Handeln kommt und in der es steht — weisen Menschen verschiedener kultureller und religiöser Traditionen hin, und entsprechend können (über Buber hinaus) verschiedene Traditionen Thema von Im Gespräch sein bzw. können Beiträge aus Sicht verschiedener Traditionen wiedergegeben werden. Die größte Bedeutung hat für uns aber die Tradition, aus der Buber kam und von der her auch seine Philosophie motiviert war: das Judentum. Anders als Zeitschriften aus dem Spektrum christlich-jüdischer Verständigung gehen wir nicht vom Christentum als Basis und Grundeinstellung aus, um uns von da aus dem Judentum zuzuwenden. Wir möchten, daß die ungeheuer reiche philosophische und religiöse Tradition des Judentums wie auch seine Gegenwart in unserer Zeitschrift mit vielen Zungen spricht. Darüber hinaus wird es Beiträge zum Umfeld geben, zu Zeitgeschichte- und Gegenwartsthemen; manche Hefte werden inhaltlich breit gefächert, manche Themenschwerpunkten gewidmet sein. So hatte Heft 2 den Schwerpunkt „Religion als Dialog“; für eines der nächsten Hefte ist ein Schwerpunkt im Bereich „Der andere/der Fremde“ geplant. Beiträge zum Judentum kamen bisher etwa von Eveline Goodman-Thau (zu Buber und dem ethischen und religiösen Auftrag Israels, Heft 3), Francesca Albertini (,,Das dialogische Prinzip als Grund der sinaitischen Offenbarung: Franz Rosenzweig und Martin Buber“, Heft 2; zu einem Kolloquium tiber jiidische Philosophie bei Oxford, Heft 3), Michael Lowy (,,Messianismus im Frühwerk Gershom Scholems“, Heft 2) oder Evelyn Adunka (zur Wiener liberalen Jiidischen Gemeinde Or Chadasch; Heft 3). Frank Miething schrieb zu Lévinas’ TalmudLesungen (Heft 1), Wilhelm Schwendemann zur Ethik des Maimonides (Heft 3). Um den politischen und gesellschaftlichen Bereich ging es in Aufsätzen von Siegbert Wolf (zu Landauer und Buber, Heft 2), Michael Löwy („Martin Bubers Utopie der Gemeinschaft“, Heft 3) oder Hermann Sieben (über das Dorf Neve Shalom/Wahat al-Salam in Israel). Eine christlich geprägte Dialogphilosophie stellte Petra Plieger vor (zu HansGeorg Gadamer und Ferdinand Ebner, Heft 2), Bubers Wirkung auf die evangelische Theologie beschrieb Martin Leiner („Martin Buber und Friedrich Gogarten“, Heft 3). Einen pädagogischen Hintergrund hatte ein Beitrag von Wolfgang Krone (zur Erziehung zum Gespräch, Heft 1), zu Freiheit und Verantwortung bei Buber schrieb Bernhard Schleißheimer (Heft 1), ein Forschungs