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Werner Herbst: hin und her. ein stadt-land fluchtspiel. St. Pölten: Literaturedition Niederösterreich 2001. 92 S. Mit einem Dedikationsbrief an den „sehr geehrten Herr Theodor Kramer“, der „von den pflichtgeilen nach england vertrieben“ wurde. Man dankt in usurpierter Vertretung des Dichters. Eugenie Kain: Atemnot. Roman. Linz, Wien: Resistenz 2001. 111 S. ÖS 147,-/DM 21,Ein genaues Buch über die Ungenauigkeit des Lebens: Häuser werden in ungeeigneten Maßen an der falschen Stelle errichtet; Menschen, die einander helfen könnten, kommen zu spät oder begegnen sich nicht; die Vorgeschichten haben zwar mit der Gegenwart zu tun, aber gehen mit anderen, unerfüllten Erwartungen an ihr vorbei. So sind alle Beteiligten gezwungen, mit einem trüben Gefühl des Ungenügens immer von neuem anzufangen. In dem Buch spiegelt sich auch die Lockerung, Auflösung einst verbindlich scheinender sozialer Zusammenhänge, wird die Inkongruenz der Lebenssphären und ihrer verschiedenen Idiome deutlich. Von besonderem Interesse ist, wie sich die Wahrnehmung der Landschaft verändert hat: Auf der einen Seite ist das Gebirge stillgestellt - als mögliche Begrenzung, Einfassung einer menschlichen Gemeinschaft, für die man sich, wer immer ihr angehört, verantwortlich fühlen könnte. Auf der anderen Seite wird Landschaft zu einer Insel in der Erinnerung (die zu den anderen Teilen des Gebietes in unklarer topographischer Beziehung steht), so z.B. ein Kirschbaum in einem verschwundenen Garten. — Ort der Handlung ist die „Stahlstadt“ Linz und ihr für mannigfache Verwendung aufgerissenes Umland. — Eugenie Kain deutet verschiedentlich auch die Verwüstung an, die der Nationalsozialismus hinterlassen hat. Fritz Kalmar: Von lauten und leisen Leuten. Erzählungen. Wien: Edition Atelier 2001. 1898. Anton Kuh: Der unsterbliche Österreicher. Hg. und mit einem Vorwort von Ulrich N. Schulenburg. Wien: Erhard Löcker Verlag 2001. 384 S. ÖS 298,-/Euro 21,60 Carilda Oliver Labra: Um sieben in meiner Brust. Gedichte über die Liebe. Spanisch und deutsch. Übertragung von Dorothee Engels und Erich Hackl. Nachwort von Joaquin Baquero. Heilbronn: Distel Literaturverlag 2001. 122 S. Euro 16,80 Rudolf Leonhard: In derselben Nacht. Das Traumbuch des Exils. Hg. von Steffen Mensching. Berlin: Aufbau-Verlag 2001. 526. Erstausgabe aus dem (im Archiv der Akademie der Künste zu Berlin liegenden) Nachlaß. Der Herausgeber Steffen Mensching ist Verfasser auch von Gedichtbänden und trat als Kabarettist zusammen mit Hans Eckardt Wenzel (dessen Theodor Kramer-CD vielleicht in Erinnerung ist) auf. 70 Janko Messner: Her Seyin topraktan geldigini/Wie alles von der Erde kommt. Siirler/Gedichte türkge/deutsch. Übersetzung M. Cemal Ener. Landeck: EYE 2001. 33 S. (Bd. 6 der Reihe Am Herzen Europas. Lyrik der Wenigerheiten). Auswahl aus dem 1996 bei Drava in Klagenfurt erschienenem Band „Gedichte/ Pesmi/Canti“. In einem kurzen Vorwort schreibt Gerald Kurdo$lu Nitsche, Janko Messner verfüge „über eine sehr kämpferische Sprache, aber auch über einen feinen, weisen, poetischen Ton“. Entstanden ist das Buch aufgrund eines Istanbul-Aufenthalt Messners 1997. Die Publikation ist auch ein kleines Geschenk zum 80. Geburtstag Messners, der 1921 in Dob bei Pliberk (Aich bei Bleiburg) geboren wurde und zu den führenden slowenischen Autoren in Österreich zählt. Hanni Mittelmann, Armin A. Wallas (Hg.): Österreich-Konzeptionen und jüdisches Selbstverständnis. Identitäts-Transfigurationen im 19. und 20. Jahrhundert. Tübingen: Max Niemeyer 2001. 329 S. ÖS 818,-/Euro 57,26/DM 112,-/SFr 96,— Hermann Mittelmann: Illustrierter Führer durch die Bukowina. Czernowitz 1907/1908. Neu herausgegeben von Helmut Kusdat. Wien: Mandelbaum Verlag 2001. 148 S. ÖS 205,-/Euro 14,90 Peter Niebaum: Ein Gerechter unter den Völkern. Hans Calmeyer in seiner Zeit (19031972). Hg. von Rolf Düsterberg, Siegfried Hummel und Tilman Westphalen. Osnabrück: Universitätsverlag Rasch 2001. 448 S. Marcus G. Patka, Alfred Stalzer (Hg.): Die Welt des Karl Farkas. Wien: Verlag Holzhausen 2001. 191 S. Begleitpublikation zur Ausstellung „Sie werden lachen! Die Welt des Karl Farkas“ des Jüdischen Museums der Stadt Wien von April bis Juli 2001. Friedrich Punt: Zuflucht im Wortgehäuse. Gedichte. Hg. von Christine Riccabona und Anton Unterkircher. Innsbruck: Skarabäus im Studien Verlag/Edition Löwenzahn 2001. 169 S. OS 248,-/Eu 18,-/DM 35,50/SFr 32,80 Doron Rabinovici: Credo und Credit. Einmischungen. Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag 2001. 154 S. Hans Raimund: Das Raue in mir. Aufsätze zur Literatur und Autobiografisches 19812001. Mit einem Vorwort von Erich Hackl. St. Pölten: Literaturedition Niederösterreich 2001. 344 S. OS 248,-/Euro 18,-/DM 38,-/ SFr 32,— Rodrigo Rey Rosa: Die Henker des Friedens. Roman. Aus dem guatemaltekischen Spanisch tibertragen von Erich Hackl. Ziirich: Rotpunktverlag 2001. 180 S. Elfriede Scherz: Kritik der Ideenwelt und Ethik der nationalsozialistischen Subkultur in Österreich nach 1945 mit besonderer Berücksichtigung ideengeschichtlicher Quellen. Kann der Nationalsozialismus den Charakter einer Subkultur haben oder nicht? Mit einem Geleitwort von Ernst Federn. Frankfurt /M. u.a.: Peter Lang 2001. 151 S. ÖS 400,Uwe Soukop: Ich bin nun mal Deutscher. Sebastian Haffner. Eine Biographie. Berlin: Aufbau-Verlag 2001. 344 S. ÖS 291,-/Euro 20,40/DM 39,90/SFr 36,80 Stifter Jahrbuch 2001. Neue Folge Bd. 15. München: Adalbert Stifter e.V. 167 S. Mit Beiträgen u.a. von Helga Abret (über Friedrich Torbergs „Golems Wiederkehr“), Manfred Jähnichen (über Karel Capek und die deutsche Kultur und Politik), Alice Schwarz-Gardos (über Margarita Pazi) und einem Gespräch mit Fritz Beer. Christa Stippinger (Hg.): grenzGänger. anthologie. das buch zum literaturpreis schreiben zwischen den kulturen 2001. Wien: edition exil 2001. 154 S. Christian Teissl: Entwurf einer Landschaft. Gedichte. Graz: Steirische Verlagsgesellschaft 2001. 102 S. OS 199,-/Euro 14,40/DM 27,-/SFr 25,— Teissl (geboren 1979 in Graz), manchen Lesern der ZW als begabter Literaturkritiker bekannt, legt seinen ersten Gedichtband vor. Theodor Kramer, Michael Guttenbrunner und Alois Hergouth haben mit ihrem Werk, so Helwig Brunner im Nachwort, „über den Altersunterschied von mehreren Generationen hinweg Teissis Gedichte zumindest atmosphärisch stark geprägt“. Teissis Stärke liegt in der Homogenität des (gepflegten) Sprachmaterials und vor allem in der ruhigen Schmiegsamkeit des poetischen Gedankens. So schafft er sich wie von selbst den Raum für sein Gedicht. Eine Schwäche scheint mir in dem mit diesen Stärken verbundenen Mangel an Wildheit und Kantigkeit zu liegen. Teissl ist sich indes der Abgründigkeit des Landschaftlichen bewußt und weiß sie anzudeuten. (Gras eben, das über die Sache wächst; und außerdem leben wir, Pier Paolo Pasolini zuder Leuchtkäfer“.) Teissl weiß auch, so in dem starken Abschlußgedicht des Bandes, „wie das schwarze Eis zerbricht/ auf dem die Kinder/ stumpfe Hymnen singen/ und von uns nichts wissen“. Bruch, Perspektivwechsel, direkter Appell, Zusammenstöße Entgegengesetzter, Verknappung und Dehnung werden also noch kommen. In der Verhaltenheit Teissis kündigt sich etwas an. Ich hätte gern, daß er ungehemmter (und schutzloser) die Verständigung sucht. — K.K. Barry Turner: Kindertransport. Eine beispiellose Rettungsaktion. Mit einem Vorwort von Lucie Kaye. Aus dem Englischen von Anna