OCR
Seine anschließend formulierte Kritik des Buches von Fraenkel, das erst fünf Jahre später und ein Jahr nach dem Band von Gold erschien — erwies sich leider als teilweise korrekt: „Auch der Titel ‚History of Jews from Austria’ ist falsch und irreführend, denn es kann sich höchstens, falls dieses Buch das Licht der Welt erblicken sollte um ein ‚Potpuri’ (sic) von zusammengewürfelten Beiträgen handeln, die mit der Geschichte der Juden in Wien nichts zu tun haben.‘ In seiner Antwort gab Krell offen zu, daß er wegen des Komitees für das Buch von Fraenkel Gold nicht mehr in dieser Form unterstützen könne: „Sie dürften aus Zeitungspublikationen inzwischen entnommen haben haben, daß ich dem Redaktionskollegium des vom World Council of Jews from Austria, London, projektierten Werkes über ‚History of Jews from Austria’ angehöre. Es erscheint mir inkompatibel, einem gleichartigen Komitee anzugehören, welches ein gleichartiges Werk herauszubringen gedenkt. Ich werde diesbezüglich jedoch noch den Rat einiger Freunde einholen.“ Im Zusammenhang mit diesem „Rat einiger Freunde“ ist folgender Brief Fritz L. Brassloff zu sehen: Der in Wien gebürtiger Rechtsanwalt, der damals als Rechtsberater des World Jewish Congress in London lebte und der IKG und besonders Amtsdirektor Krell als reger Mitarbeiter der Gemeinde, aber auch in vielen anderen Fragen, unterstützend zur Seite stand, nahm vehement gegen Gold Stellung, ohne dies genauer zu begründen, wobei er u.a. schrieb: „Meines Erachtens ist das Vorgehen des Herrn Dr. Gold in mannigfacher Hinsicht suspekt und gewiß nicht förderungswürdig. Ich glaube, daß insbesondere vermieden werden müßte, daß Funktionäre der IKG oder gar diese selbst als seine Förderer aufscheinen.‘“” Gold wiederum kam auch in seiner Antwort auf den oben zitierten Brief von Feldsberg implizit auf diesen Konflikt zu sprechen: „Ich habe das Werk aus eigenen Kräften ohne jegliche Unterstüzung der Wiener Kultusgemeinde geschaffen, die sich — auch finanziell — bei einem anderen Unternehmen engagiert hat, dessen Ergebnisse auf jeden Fall bisher nicht sehr überzeugend sind.“ Außerdem erwähnte er dort, daß Feldsberg entgegen dessen Annahme der bisher einzige Kritiker seines Werkes sei.” In einem anderen Brief nannte Gold Fraenkel (wieder ohne ihn mit Namen zu nennen) als einen Mann, „der von jüdischer Geschichte speziell von Wiener Juden keine Ahnung hat, aber große Protektoren hatte.‘ O.K. Rabinowicz versuchte, in diesem Konflikt ein wenig zu vermitteln, und erklärte Gold in einem ausführlichen Brief, daß die Gelder der Claims Conference nicht für Projekte und Mitarbeiter in Israel verwendet werden dürften. Fraenkels Buch enthält keine Namensliste eines Herausgeber- oder Förderkomitees. Der Herausgeber erkannte in einer kurzen Notiz lediglich die Hilfe von Fritz L. Brassloff, Gustav Jellinek, Charles Kapralik, Zwi Kraemer, Wilhelm Krell und Nehemiah Robinson sowie die Unterstützung der Claims Conference an. Dem Komitee der Förderer von Golds Buch gehörten zahlreiche exilierte Wiener Juden an, nicht jedoch die IKG. Aus Wien waren unter den Förderern: Franz Austerlitz, Paul Brach, Hans Igler, Leo Lichtenstein, Bruno Marek, Emil Maurer, Isidor Oehler, Fritz Schoeller sowie die Wiener Messe A.G. (der Marek vorstand), die Wiener Städtische Wechselseitige Versicherung und aus Salzburg Thomas Chaimowicz. 1970 erschien als zweiter Band der Trilogie das Gedenkbuch der untergegangenen Judengemeinden des Bur54 genlandes, von dem die burgenländische Landesregierung 50 Exemplare ankaufte.” Gold widmete das Buch Sandor Wolf, dem Eisenstädter Weinhändler, bedeutenden Mäzen und Sammler, der 1946 in Palästina gestorben war, sowie den ermordeten burgenländischen Juden. Wolfs Neffe Erich Böhm veröffentlichte im Buch auch einen Aufsatz über die Familie Wolf und machte sich, wie Gold schrieb, „um das Erscheinen des Werkes besonders verdient.“ Neben einzelnen burgenländischen Gemeinden und zahlreichen Einzelpersonen wurde das Werk auch von Fürst Paul Esterhazy gefördert. Zu den Mitarbeitern gehörten u.a. Alexander Scheiber, der Rektor des Budapester Rabbinerseminars und Fritz P. Hodik, der spätere Amtsdirektor der Wiener IKG. Der Band enthielt auch einen Artikel über „Das jüdische Zentralarchiv der ehemaligen Judengemeinden des Burgenlandes in Eisenstadt“ und die Biographien hervorragender jüdischer Persönlichkeiten des Burgenlandes. Im Vorwort bekannte Gold erstmals, wie weit zurück seine Idee der Gedenkbücher für die österreichischen jüdischen Gemeinden ging: „Im Jahre 1924 habe ich es mir zur Lebensaufgabe gemacht, die Geschichte der Juden und Judengemeinden in Österreich, die damals einem natürlichen Auflösungsprozeß entgegengingen, für die Nachkommen in Wort und Bild festzuhalten. Dann kam die Vernichtung in den Jahren 1938-45, und was noch von diesen Judengemeinden übrig geblieben war, wurde mit brutaler Gewalt zerstört.“ 1971 erschien Die Geschichte der Juden in Österreich. Ein Gedenkbuch. Diesmal lehnte die IKG die Bitte, dem Förderkomitee für dieses Werk beizutreten, „aus prinzipiellen Gründen“ ab, „da der Aufgabenkreis der Kultusgemeinde als öffentlich-rechtliche Körperschaft durch das Gesetz genau festgelegt ist.“ Gefördert wurde der Band von zahlreichen österreichischen Behörden und Gemeinden, von der IKG für Tirol und Vorarlberg und als einziger weiterer jüdischer Stelle der Memorial Foundation for Jewish Culture sowie von Nahum Goldmann persönlich. (Auf einem Umweg war es damit dann doch die Claims Conference, die das Werk subventionierte). Unter den Einzelpersonen, die das Werk förderten, befanden sich aus Wien nur Theodor Grubner und Simon Wiesenthal. Eine Vorankündigung des Buches von Gold erwähnte auch Beiträge über den jüdischen Sport, über die Wiedergutmachung und über „Persönlichkeiten und Familien in Wien und Österreich“, die dort dann allerdings nicht erschienen sind. Sehr wohl enthielt jedoch der erwähnte Band von Fraenkel Beiträge über den Sport und die Wiedergutmachung. Unter den in der Vorankündigung von Gold aufgelisteten Mitarbeiter befanden sich die Namen: Artur Baar, A. Bein, Anna Benna, Bernhard Braver, Zeev Barth, Werner J. Cahnman, Paul I. Diamant, Meir Faerber, N.M. Gelber, Otto Guglia, Jehoshua Guvrin, Hanns Jäger-Sunstenau, Israel Zwi Kanner, Oskar Karbach, Isidor Klaber, Arie Menczer, F. S. Morgenstern, Isidor Oehler, O.K. Rabinowicz, Kurt Schubert, Hermann Sternberg, Peter Th. Stiegnitz, N.H. Tur-Sinai und H.J. Zimmels.* Unter den Mitarbeitern, die tatsächlich in dem Werk schrieben, waren viele österreichische Lokalhistoriker. Jüdische Mitarbeitern waren nur Rabbiner Lothar Rothschild, Karl Schwager, der Präsident der IKG Linz, und Harry Zohn. Friedrich Kübl aus Wien schrieb über die „Geschichte der jüdischen Advokaten und Rechtsgelehrten in Österreich und