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Ebenfalls abgedruckt wurde ein Rundfunkgespräch aus dem Jahr 1973 mit dem prominenten amerikanischen konservativen Rabbiner Wolfe Kelman. Darin schrieb er über die psychologische Bedeutung, die der Staat Israel bei dessen Gründung für ihn einnahm: Before I wrote this book [The Third Pillar] I was near to committing suicide ... But when — — only it saved me because the idea that I have a son that I’m responsible. I have no right to commit suicide. But in 1948, they proclaimed the Jewish state I said, now I have a reason to live. Bei der hiermit abgeschlossenen elfbändigen Werkausgabe, die von Ingolf Schulte überaus kundig und sorgfältig herausgegeben und von Morgensterns Sohn, dem Jazzhistoriker Dan Morgenstern, unterstützt wurde, ist neben der literarischen Qualität und Bedeutung der Bücher auch eine der beeindruckendsten verlegerischen Initiativen der letzten Jahre in einer Zeit, in der unabhängige und originelle Verlage immer rarer werden, zu loben und hervorzuheben. Evelyn Adunka Soma Morgenstern: Dramen, Feuilletons, Fragmente. Lüneburg: Verlag zu Klampen 2000. 481 S. Soma Morgenstern: Kritiken, Berichte, Tagebücher. Lüneburg: Verlag zu Klampen 2001. 7775. Buchzugänge Jacob Allerhand: Jiddisch. Ein Lehr- und Lesebuch. Wien: Mandelbaum Verlag 2001. Euro 18,90 Ulla Berk&wicz: Vielleicht werden wir ja verrückt. Eine Orientierung in vergleichendem Fanatismus. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2002. 127 S. Euro 14,90 Beppo Beyerl. Die Bene$-Dekrete. Wien: Promedia 2002. 136 S. Euro 9,90/SFr 17,70 Das Buch bietet einen guten Uberblick iiber Vorgeschichte, Motive und Verlauf der Enteignung und Vertreibung von zweieinhalb Millionen sogenannter Sudetendeutscher aus der Tschechoslowakei nach 1945. Die aktuelle, im Zusammenhang mit dem bevorstehenden EU-Beitritt Tschechiens geführte Diskussion wird von den Vertriebenenverbéinden nach wie vor mit Argumenten gefiihrt, die nationalsozialistischen Geschichtsbiichern entnommen sein könnten: Für sie (und unter anderen auch für die Freiheitlichen in Österreich) sind das Münchner Abkommen vom September 1938 und die Errichtung des „Reichprotektorates Böhmen und Mähren“ rechtmäßig, nicht aber die von den alliierten Siegermächten etablierte Nachkriegsordnung. Beyerl verschweigt nicht, daß die kollektive Verurteilung und Austreibung derer, die die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen hatten, die damit zusammenhängenden Übergriffe, Plünderungen und Demütigungen ein schweres Erbe für die Tschechische Republik darstellen. ( Übrigens wurden „Reichsdeutsche“ damals auch aus Österreich ausgewiesen.) Meines Erachtens führt eine gerade Linie vom Exzeß der Austreibungen zu den Slansky-Prozessen (mit ihrer antisemitischen Dramaturgie) und zur Dominanz einer der Sowjetunion auf Gedeih und Verderb ergebenen Funktionärsschicht. Als äußerst fragwürdig jedoch erweisen sich die Forderungen nach Rückgabe deutschen Eigentums und Entschädigungen — wurden die aus der Tschechoslowakei Vertriebenen doch durch Deutschland für ihre Verluste entschädigt, wofür die Tschechoslowakei ihrerseits auf Kriegsreparationen verzichtete. Daß sehr viele „Sudetendeutsche“ (und an die 500.000 in der NS-Zeit zugesiedelte Deutsche) die erklärtermaßen auf Verdrängung und Auslöschung des tschechischen Volkes zielende NS-Politik unterstützten, scheint den oft von ehemaligen NS-Funktionären gegründeten Vertriebenenverbänden bis heute unbekannt. — Das aktuelle Aufwärmen des Konflikts in Österreich erfolgt aus durchsichtigem politischen Kalkül: Wir haben oder hatten eine Regierung, deren Politik geschichtsrevisionistische Züge aufwies. — K.K. Marijan Bobinac (Hg.): Porträts und Konstellationen 1. Deutschsprachig-kroatische Literaturbeziehungen. Zagreber Germanistische Beiträge — Jahrbuch für Literatur- und Sprachwissenschaft. Universität Zagreb 2001. Annie Francois: Buchgefliister. Autobibliographie. Aus dem Französischen von Marianne Schönbach. Mannheim: PersonaVerlag 2002. 128 S. Euro 14,50 Manuela Günter (Hg.): Überleben schreiben. Zur Autobiographik der Shoah. Unter Mitarbeit von Holger Kluge. Würzburg: Königshauen & Neumann 2002. 218 S. Euro 25,—/ SFr 44,60 Herbert Gurschner: Graphik. (Ausstellungskatalog.) Oetz: Galerie zum Alten Oetztal 2002. 58 S. Mit einem Aufsatz von Magdalena Hörmann und zahlreichen Abbildungen im Vierfarbendruck. — Herbert Gurschner (1901 — 1975) war ein Verwandter der Schrifstellerin Alice Gurschner (vgl. Lexikon der österreichischen Exilliteratur, S. 266f.), übersiedelte aber, mit einer englischen Adeligen verheiratet, schon 1933 aus freien Stücken nach England, wo er eine Karriere als Porträtist und Bühnenausstatter durchlief und mit bewußt im TirolGenre gehaltenen, die Nachfolge Waldes nicht verleugnenden, technisch raffinierten Farbholzschnitten zu reüssieren wußte. (Jedenfalls ein recht lebendiger Zeitgenosse.) Hajo Hahn, Gisela Scheidler (Hg.): Momente in Jerusalem. 2 Bände im Schuber. Mit Gedichten und Beiträgen von Jehuda Amichai, Uri Avnery, Ingrid Bachér, Elazar Benyoétz, Lev Berinski, Jakob Hessing, Hajo Jahn, Theodor Kramer, Christa Ludwig, Herta Müller, Chaim Noll, Asher Reich, Tuvia Rübner, Hans Sahl, Hans Joachim Schädlich, Jürgen Serke, Hugo Sonnenschein, Petra Urban; Fotografien von Gisela Scheidler. Gerlingen: Bleicher Verlag 2002. 132 S., 144 S. Euro 25,— Irene Heidelberger-Leonard: Jean Améry im Dialog mit der zeitgenössischen Literatur. Essays. Hg. von Hans Holler. Stuttgart: Akademischer Verlag Hans-Dieter Heinz 2002. 178 S. (Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik. Unterreihe: Salzburger Beiträge, Nr. 42). Michael Klein, Siglinde Klettenhammer, Elfriede Pöder (Hg.): Literatur der Weimarer Republik. Kontinuität — Brüche. Innsbruck: Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft 2002. 188 S. Euro 21,- (Germanistische Reihe Bd. 64). Literatur überwindet Grenzen II. Literaturwettbewerb für junge Autoren zum Thema Grenzen-Los. Österreich, Deutschland, Slowenien, Tschechien, Ungarn. Graz: Perplex 2001. 169 S. Euro 11,Denis Mikan: Emil. Wien: edition exil 2002. 99 S. Euro 11,Ruth Rewald: Janko, der Junge aus Mexiko. Tsao und Jing-Ling. Mit einem Nachwort von Deborah Vietor-Engländer. Mühltal: Verlag Dr. Peter Wagener 2002. 205 S. Euro 14,90. (Jüdische Bibliothek. Hg. v. D. Vietor-Engländer. Bd. 5). Josef N. Rudel (Hg.): Herbstzeitlose. Eine Prosaanthologie. Deutschsprachige Schriftsteller in Israel. Tel Aviv: Verband deutschsprachiger Schriftsteller in Israel 2002. 139 S. Regina Scheer: Es gingen Wasser wild über unsere Seele. Ein Frauenleben. Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag 2002. 287 S. Euro 8,95 Gerhard Scheit/Wilhelm Svoboda: Feindbild Gustav Mahler. Zur antisemitischen Abwehr der Moderne in Österreich. Wien: Sonderzahl 2002. 336 S. Euro 25,— Georg Scheuer: „Seuls les fous n’ont pas peur. Scenes de la guerre de trente ans 19151945“. Paris: Editions Syllepse 2002. 286 S. Euro 19,50 Die 1991 in deutscher Sprache erschienene Autobiographie Georg Scheuers („Nur Narren fürchten nichts. Szenen aus dem dreißigjährigen Krieg 1915-1945“) wurde von Christa Scheuer-Weyl und Genevieve Hess ins Französische übersetzt. Zum besse81