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Exil. Forschung. Erkenntnisse. Ergebnisse, Nr. 2/2001 (Euro 11,80). - Mit Beiträgen von Ute Heinen über die Wiener Kunsthistorikerin Gertrude Langer, Deborah Vietor-Engländer über Hermynia Zur Mühlen, Petra Nachbauer über den Briefwechsel Soma Morgensterns mit Max Riccabona, Jörg Thunecke liber S. Morgenstern und Fred Wander. CD, Tonkassetten Afn Weg. Jiddische Erzählungen. Gelesen von Rafael Goldwasser. Frankfurt: AudioEdition Vierklang o.J. Scholem Alejchem: Mentshn. Jiddische Erzählungen. Gelesen von Rafael Goldwasser. Frankfurt: Audio-Edition Vierklang 0.J. Ernst Eisenmayer Befehl ist Befehl! Zu den Diskussionen über die Wehrmachtsausstellung Swami Matthias schreibt ein anscheinend historisch verständliches Kommentar zur Wehrmachtsausstellung im Spectrum der Presse (Wien) vom 13. April 2002. Die Fakten stimmen, soweit er sie bringt, die Schlußfolgerungen leider gar nicht. Daß von den westlichen, „weißen“ Staaten vor Hitler auf aller Welt viel Unheil angerichtet wurde, stimmt. Man sollte aber nicht vergessen, daß andere Völker, „Zivilisationen‘“‘ und Herrscher in anderen, nicht weißen Teilen der Welt dies auch vermochten. Die Japaner, die weder weiß, westlich, noch mit den Religionen des Jerusalemer Ursprungs etwas zu tun haben, zeichneten sich sogar durch besondere Grausamkeiten aus. Dann von den Mongolen bis zu den Türken und in letzter Zeit, in Indien (bei und nach der Teilung), im Irak, in Afrika im Sudan, Ruanda und auf anderen Schauplätzen. Alles (schon) da, wie es so schön in der BillaReklame heißt. Hat aber wieder mit dem Wesentlichen an dem Sinn der Wehrmachtsausstellung nur wenig zu tun. Nämlich wie man auf englisch sagt: „Two blacks don’t make a white!“ Und mehrere schwarze Taten schon gar nicht. Sowohl quantitativ als auch qualitativ hatte der Vernichtungskrieg der Nazis eine neue Dimension. Einschließlich des technisch perfekten, mit bekannter deutscher Gründlichkeit am laufenden Band organisierten und ausgeführten Massenmordes an wehrlosen Opfern. Da hört man immer wieder als Entschuldigung, wir oder sie haben ja nur auf Befehl gehandelt oder ihre Pflicht erfüllt. Wenn das so einfach wäre! Erstens: nur Befehlen gehorcht zu haben. Das bringen so viele als Ausrede, ist aber nicht das Wesentliche an der Sache. Entscheidend ist oder war, daß diese Befehle, ja die ganze Strategie und Taktik des Krieges auf Massenvernichtung abgestellt war und Täter/Opfer auf dem Schachbrett eines bösen Spieles gehandelt haben. Die Befehle kamen „von oben“. Stimmt, aber wo hört der Befehls- und Entschuldigungsberg auf? Wenn man es den Entschuldigungsaussagen nach logisch verfolgt, wären in diesem Fall nur Hitler oder Himmler für alles Unheil verantwortlich. Dazu käme des ehemaligen Präsidenten und obersten Befehlsbhaber Milosovics Argument vor dem Haager Tribunal: „Die Nato haben noch mehr zerstört...“ etc. Zusätzlich zu den Befehlen. Aus eigener Erfahrung als ,,Schutzhaftjude“ im KZ Dachau 1938/39: SS-Wache und Offiziere haben sicher auch Befehle bekommen. Was nicht zu den Befehlen gehörte, waren ihre erfindungsreichen Einfälle, die Häftlinge zu schikanieren, zu mißhandeln und sich dabei köstlich zu unterhalten. Und nicht nur dort und nicht nur damals und kein Grund zur Entschuldigung. Um so mehr Grund zum positiv kritischen Nachdenken. Briefe, Rückspiegel Zu dem Beitrag von Hans Grafinger „Gedenktafel unter Ausschluß der Öffentlichkeit“ in ZW Nr. 4/2001 (Februar 2002), S. 50-51. Ihren Artikel über die Synagoge Turnergasse finde ich sehr gelungen und ... hoffe, daß er dazu beitragen wird, daß an die Zerstörung der Synagoge bald in würdiger und angemessener Form gedacht werden wird. Gerne erneuere ich mein grundsätzliches Angebot, Ihnen bei der Erreichung Ihres Zieles behilflich zu sein, falls ich dies von Berlin aus tun kann. Zunächst werde ich dieser Tage, wie von der ZW-Redaktion angeregt, einen Brief an den Bezirksvorsteher Huber schreiben. Ich möchte Sie allerdings noch auf eine kleine Unstimmigkeit aufmerksam machen (neben einem offensichtlichen Druckfehler am Artikelanfang: „Sechshaus“ statt „Fünfhaus“), die Sie vielleicht inzwischen auch selbst schon bemerkt haben: Der Text der auf S. 51 in der linken Spalte oben abgebildeten Gedenktafel stimmt nicht mit dem darunterstehenden Text überein. Dr. Christoph Jahr, Humboldt-Universität Berlin, 8.4. 2002 Leider verhält es sich weiterhin so, daß sich an der von Dr. Grafinger geschilderten unbefriedigenden Situation gar nichts geändert hat. — Die von Dr. Jahr angemerkten Fehler passierten im redaktionellen Bereich. Wir bitten um Nachsicht. Unter dem Titel „Heimat Exil“ schrieb Paul Jandl in der Neuen Zürcher Zeitung vom 10.8. 2002 u.a. über ZW: „Zwischenwelt“ heisst das Periodikum jüdischer Geschichte, das aus den Erfahrungen von Emigranten keine wissenschaftstouristische Zeitzeugenschaft macht, sondern ein würdiges Medium der Authentizität. [...] Die Erinnerungen und historischen Essays zu Exil und Widerstand formulieren in eindringlicher Authentizität die Lebensumstände stets vom Scheitern bedrohter Biographien. So handeln die meisten der Texte der Zeitschrift „Zwischenwelt“ von verlorenen Identitäten und der Suche nach einem wahren Leben in Zeiten einer menschenverachtend falschen Politik. [...] Wer das Glück hatte, dem Nationalsozialismus durch Flucht zu entkommen, der musste sich an den Orten des Exils erst einrichten. Und selbst wer in den späten dreissiger Jahren auf der Flucht vor den Nazis nach Palästina gelangte, war dort noch längst nicht wirklich angekommen. „Kommen Sie aus Deutschland oder aus Uberzeugung?“, war die Frage, die man den Neuankömmlingen der Einwanderungswelle der späten dreissiger Jahre stellte. Nach den Immigranten, die als überzeugte Zionisten nach „Erez Israel“, ins Gelobte Land, gekommen waren, sind die Flüchtlinge aus Nazideutschland beinahe isoliert. Die deutsche Sprache, Mutter- und Tätersprache zugleich, bleibt ein Hindernis im Alltag und ein politisches Skandalon auf lange Zeit, wie in den Berichten des „Zwischenwelt“-Heftes zum „Exil in der Heimat — Palästina-Israel“ nachzulesen ist. [...] Keine Harfe, sondern die Ziehharmonika war das proletarische Symbol von Theodor Kramers melancholischem Ton. Auf ihn ist die Stimme der „Zwischenwelt“ noch heute gestimmt. Über das im Frühjahr von Cecile Cordon und Helmut Kusdat im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft herausgebene Bukowina-Buch „An der Zeiten Ränder“ (das aus den beiden Schwerpunktheften von ZW entstanden ist) schreibt Josef N. Rudel u.a.: .. »An der Zeiten Ränder“ hat enzyklopädischen Charakter. Für den gebürtigen Czernowitzer ist es eine Quelle von Erinnerungen und, in gewissem Sinne, auch der Befriedigung von Nostalgien. Für alle alle anderen ist es ein Mittel zur Information ... [...] Zusammengefaßt, könnte man dieses Werk kurz „Heimat“ nennen. Das Thema — eine Stadt mit so zahlreichen intimen Aspekten, daß man weniger über ihr Äußeres erfährt und viel mehr über ihre Seele, reich an Facetten, mühelos lesbar, der fließenden, unprätentiösen Sprache wegen. Das Werk hat zahlreiche sehr gute Besprechungen (vor allem außerhalb Osterreichs) erhalten, doch diese in der Monatszeitschrift des Weltverbandes der Bukowiner Juden, „Die Stimme“ (Tel Aviv), im Oktober 2002 erschienene freut uns besonders. 63