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Und so geschieht es. Das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und die dem Bundesministerium des Innern unterstehende Bundeszentrale sicherten sich die Rechte für die nichtgewerbliche Nutzung und stellten über 100 Kopien kostenlos zur Verfügung, aus finanziellen Gründen leider nur schwarzweiß, so daß eine wichtige Dimension des Originals in dieser Version verloren gegangen ist. Darüber hinaus fand der Film im Dezember 1956 auch einen deutschen kommerziellen Verleih; er lief, wie in einem Leserbrief an die Frankfurter Allgemeine am 27.5. 1957 mitteilt wurde, in Berlin in über 60 Theatern und wurde ständig in Matinee- und Sonderveranstaltungen eingesetzt. Auch offizielle französische Stellen hatten im übrigen ihre Schwierigkeiten mit Nuit et brouillard, doch vergleichsweise geringfügige. Denn unter den Fotos, die Resnais verwendete, befindet sich eines, das am 7.April 1941 in Pithiviers, einem der französischen Internierungslager für ausländische Juden, aufgenommen wurde und Internierte hinter Stacheldraht unter der Aufsicht eines französischen Gendarmen zeigt. Dass Vichy nicht Frankreich sei, diese These galt bekanntlich von de Gaulle bis Mitterrand; erst Chirac hat ihr am 16. Juli 1995, in seiner Rede zum 53. Jahrestag der Razzien, die zu den Internierungen im Pariser Velodröme d’Hiver führten, ein Ende gemacht. Das Bild, so forderte es die Zensur am 30.12. 1955, sollte entfernt werden, Resnais weigerte sich; nach Wochen einigte man sich darauf, das charakteristische Käppi des Gendarmen durch einen schwarzen Balken unkenntlich zu machen; Änderungen am Text, in dem das Lager erwähnt wird, gab es nicht. Anatole Dauman, der Produzent des Films, in Warschau geboren und in Frankreich aufgewachsen, starb im April 1998 dreiundsiebzigjährig in Paris. Einer der größten unter seinen vielen Erfolgen war die Verfilmung von Günter Grass’ Blechtrommel durch Volker Schlöndorff. Die Zeile, die Paul Celan 1956, gegen Ende des Films, selbst in den Text von Cayrol eingefügt hat: „Irgendwo ... gibt es noch alle jene, die nie daran glauben wollten — oder nur von Zeit zu Zeit“, sie ist - immer und immer wieder — von bestürzender Aktualität. Theo Meier-Ewert, geboren 1942 in Magdeburg. Studium der Germanistik und Romanistik in Hamburg und Freiburg; danach an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau tätig. Seit 1979 Angestellter im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung in Bonn, seit 1999 in Berlin. — Beiträge und Rezensionen in Zeitungen und Zeitschriften. Einer unserer fleißigsten, erfolgreichsten und liebenswürdigsten Kollegen, Univ.Prof. Dr. Armin A. Wallas, Leiter der Forschungsstelle Jüdische Literatur am Institut für Germanistik der Universität Klagenfurt, ist im Mai plötzlich im Alter von nur 41 Jahren an einer heimtückischen Lungenkrankheit (Sarkoidose) trotz aller ärztlichen Kunst und Hilfeleistung verstorben. Er wurde damit grausam herausgerissen aus seinem Leben, aus seinem Werk und von Büchern, die er in Arbeit hatte. Seine Bücher sind Standardwerke, seine Hilfsbereitschaft und sein Fleiß waren vorbildlich. Die Erforschung der jüdischen Literaturgeschichte und Geschichte Österreichs und die Exilforschung haben mit seinem Tod einen unersetzlichen Verlust erlitten. Allein der erste Band der Tagebuchedition von Eugen Hoeflich, von den Historikern viel zu wenig beachtet, bietet eine Fülle von Anregungen zur weiteren Erforschung der österreichischjüdischen Geschichte und Geistesgeschichte. Armin A.Wallas lebte und forschte in Kärnten in einem beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld, das für diese Spezialisierung nur wenig Interesse und Verständnis aufbrachte. Seine bedingungslose Solidarität mit Israel wurde nicht immer verstanden und führte manchmal auch zu schmerzlichen Konflikten. Das Netzwerk an Kontakten und Beziehungen, das er aufbaute, ist ein kostbares Arbeitsinstrument und Erbe auch fiir das Institut und die Universitat. Jetzt besteht jedoch die Gefahr, daß die von ihm initiierte, mühsam und schwer erkämpfte Forschungsstelle Jüdische Literatur in Mitteleuropa entweder geschlossen oder aber nicht mehr in seinem Sinn fortgesetzt wird: Sein Anliegen war die Erforschung unbekannter und vergessener Autoren, die Publikation und Edition von unveröffentlichten Lebenszeugnissen und literarischen Werken. Dazu braucht es sehr viel Liebe, Geduld, Hingebung, Erfahrung und Wissen. Voraussetzungen, die bei Armin A.Wallas gegeben waren und die sich wohl kaum mehr in einer Person vereinigt finden werden. Ein persönliches Nachwort: Diesen Nachruf wollte ich nicht schreiben und habe ihn so lange wie möglich hinausgeschoben. Der Schock war zu groß, denn Zusammenarbeit, gemeinsame Projekte und Arbeitsvorhaben waren in so viele die Zukunft betreffende Überlegungen eingebunden. Evelyn Adunka Liebe Andrea Lauritsch, schon seit Eurem Protest gegen das von dem Baumeister Rogner geplante History-Land sind uns die Mnemosyne und all Eure Bemühungen und Forschungen wichtig gewesen, nicht nur wegen der Qualität Eurer Arbeit, den vielfältigen produktiven Verbindungen und Anregungen und der gegenseitigen Bestärkung, sondern auch als ein beispielhaftes Handeln aus eigener Initiative, das keiner Weisung von ‚oben’ bedarf, das Notwendige und das Richtige zu tun. Sich solchermaßen den Weg zu bahnen und bahnen zu können, war Armins Glück: Das Glück der Persönlichkeit, das, nach einem Wort Goethes, den Erdenkindern einzig beschieden ist. In herzlicher Verbundenheit Siglinde Bolbecher, Konstantin Kaiser Kurz vor Armin A. Wallas’ tragischem Tod erschien im Arco Verlag, Wuppertal, Eugen Hoeflichs Buch „Feuer im Osten/Der rote Mond“, herausgegeben und mit einem Nachwort von Armin A. Wallas unter Mitwirkung von Andrea Lauritsch. Dazu schreibt der Verleger Christoph Haacker: