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Armin A. Wallas. Foto: Nina Jakl/Archiv der TKG Armin A. Wallas, Dr. Mag. phil., geb. 21. April 1962, gest. 30. Mai 2003; Ao.Univ.-Prof. am Institut für Germanistik der Universität Klagenfurt (Forschungsbereich: Jüdische Literatur); zahlreiche Veröffentlichungen zur jüdischen Geistesgeschichte und zur Literatur des 20. Jahrhunderts, unter anderem über Uriel Birnbaum, Eugen Hoeflich, Emil Szittya, Oskar Kokoschka, Peter Handke, zu Fragen der Bibelrezeption etc. Wichtigste BuchverOffentlichungen: Albert Ehrenstein. Mythenzerstörer und Mythenschöpfer (München: Klaus Boer Verlag 1994); Zeitschriften und Anthologien des Expressionismus in Österreich. Analytische Bibliographie und Register (München etc.: K. G. Saur Verlag 1995; 2 Bände); Kleine Einführung in das Judentum (Innsbruck etc.: StudienVerlag 2001). Wichtigste Editionen: Simon-Kronberg-Werkausgabe (München: Klaus Boer Verlag 1993; 2 Bände); Die jüdischen Dramen von Max Zweig (Oldenburg: Igel Verlag 1999); Politisch-historische Dramen von Max Zweig (Oldenburg: Igel Verlag 2000); Tagebücher von Eugen Hoeflich/Mosche Ya’akov Ben-Gavriel (Ba. 1: 1915 bis 1927) (Wien etc.: Böhlau Verlag 1999). Herausgeber der Anthologie: Texte des Expressionismus. Der Beitrag jüdischer Autoren zur österreichischen Avantegarde (Linz: edition neue texte 1988); der Sammelbände: Expressionismus in Österreich. Die Literatur und die Künste (Wien etc.: Böhlau Verlag 1994; zusammen mit Klaus Amann), Österreich-Konzeptionen und jüdisches Selbstverständnis. Identitäts-Transfigurationen im 19. und 20. Jahrhundert (Tübingen: Niemeyer Verlag 2002); der „Zeit-Schrift für jüdische Kultur“ Mnemosyne (Klagenfurt) (zusammen mit Andrea Lauritsch) und der Buchreihe Edition Mnemosyne (zusammen mit Primus-Heinz Kucher). Korrespondierendes Mitglied des „Verbands deutsch-sprachiger Schriftsteller in Israel“; Mitglied der österreichischen „Liaison Group“ für das „Center for Austrian Studies“ an der hebräischen Universität Jerusalem. 2001 Karl Otten Preis für Expressionismus- und Exilforschung. 10 Die ungeheure Energie, mit der Armin Wallas — nach verdienstvollen anderen Editionen — dem weitgehend vergessenen oder unterschätzen Schriftsteller Eugen Hoeflich (Mosche Ya’ akov Ben-Gavriél) zu einer neuen Aufmerksamkeit verhalf, entsprang nicht nur der literarischen Wertschätzung für einen beachtlichen Autor der Moderne, sondern ebenso der tiefen Verbundenheit mit dessen Werten und mit Botschaften aus dessen Werken. Wir trauern um Armin Wallas — und sind doch dankbar für die gemeinsame Zeit und dafür, was er uns hinterlassen hat. Josef N. Rudel Ein Goldgräber der österreichisch-jüdischen Literatur Armin A. Wallas (1962 — 2003) Eigentlich kam es zu unserer Bekanntschaft und gegenseitigen Sympathie durch die Zeitschrift, die Wallas’ Herzenskind war. Er gab sie zusammen mit seiner Freundin und späteren Lebensgefährtin Andrea Lauritsch heraus. Eine ganz besondere Zeitschrift, mit dem Titel „Mnemosyne“. Bekanntlich ist Mnemosyne die Mutter der Musen und gleichzeitig die Göttin des Erinnerns, des Nichtvergessens, die sich Lethe, dem göttlichen Symbol des Vergessens, entschieden entgegenstellt. Weil für das schwergeprüfte jüdische Volk nichts wichtiger ist, als seine Leiden dem Vergessen zu entreißen, um die Wiederholung eines Holocaust zu verhindern, stammten zahlreiche Beiträge von jüdischen AutorInnen und VerfasserInnen von Exilliteratur, denen hier eine gastfreundliche Tribüne zu Verfügung stand — Poeten, Prosaisten und Journalisten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und aus ehemals auch deutschsprachigen Gebieten wie der Bukowina oder MährischOstrau. Viele von ihnen waren Überlebende der Naziverfolgung, die ihre Zelte im Alt-Neuland Palästina aufgeschlagen hatten. Im Frühjahr 1987 gegründet, feierte die „Mnemosyne‘ 2002 mit der Nummer 27 ihr 15jähriges Jubiläum. Als „Vermittler“ zwischen den Mitgliedern des israelischen deutschsprachigen Verbandes, den ich leite, und der „Mnemosyne“, hatte ich Gelegenheit, mit Magister Armin A. Wallas von der Klagenfurter Universität in Verbindung zu treten. Zum ersten Mal trafen wir uns in Villach, im Haus seiner Eltern. Meine Gattin und ich, Armin Wallas und Andrea Lauritsch. Wir tranken den von Andrea zubereiteten Kaffee, plauderten und bewunderten die kolossale Bibliothek. Ein anderes Mal erwarteten wir ihn am Bahnhof von Velden und gingen dann zusammen in eine Konditorei. Er war, mit seiner hohen, schlanken Gestalt, mit seinem kurzen, die Wangen bedeckenden Bart und seinem breitrandigen Strohhut nicht zu verwechseln. Die kurze Zeit, die uns zu Verfügung stand, verging wie im Flug. Als Armin Wallas sich über unsere gemeinsame Ziele Rechenschaft gab, trat er dem israelischen Verband als korrespondierendes Mitglied bei und blieb es bis zu seinem Lebensende. Nur weil die „Mnemosyne“ für unsere Bekanntschaft zuständig ist, habe ich diesen Artikel mit ihr begonnen. Was keinesfalls bedeutet, daß sie das Alpha und Omega von Wallas’