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Bei einigen dieser Gedichte — die einzigen, die noch von ihm zu seinen Lebzeiten selbst herausgegebenen worden sind — dürfte es sich um jene Gedichte handeln, die Richard Zach für den Band „Fliegergedichte“ verfasst hatte und die er einem Verlag angeboten haben soll. Mit diesen Gedichten, deren tatsächlicher Inhalt und Zweck auf den ersten Blick nicht erkennbar waren, wollte Zach die Nazis „überrumpeln“, wie seine Mitstreiter Elfriede und Alois Geschwinder meinten.” Gleichzeitig gab er gemeinsam mit seinen MitstreiterInnen Flugblätter und vier Folgen der illegalen Zeitung „Der rote Stoßtrupp“ heraus, die bis in die Ober- und Weststeiermark verbreitet wurde. LATER ZUNGEN weenen SOLDATEN -Ihr steht in der Gefolgschaft des Führers seit Jahr und Tag, hart und wach. Inr seht, wie eine alte, briichige Welt Anmerkungen 1 Soldatenbrief der Hitler-Jugend, Bann (545) Graz Stadt. Hg. Pressestelle des Bannes (545) Graz Stadt, Verantwortlich: Richard Zach. Das Gedicht „Hitlerjungen werden Soldaten“ erschien in der ersten Folge der Zeitschrift (Mai 1941), die Gedichte „Waffenspruch“ und „Lindenblütengeläute‘ erschienen in der zweiten Folge (Juni 1941) und die „Ode den Kämpfern für die Zukunft“ in der dritten Folge der Zeitschrift im Juli 1941. 2 Dazu Richard Zach: „Streut die Asche in den Wind. Österreichische Literatur im Widerstand. Ausgewählte Gedichte hg. und eingeleitet von Christian Hawle, Stuttgart 1988, 31 ff; Christian Hawle — „Gelebt habe ich doch“, Wien 1989, 119 ff. Soldatenbrief der fitler-Jugend, Bann (545) Graj-Stadt unter ehernem Schlag a4 . . s . K 1 \ za a . Die linden Lüfte @ind erwacht” N | N fällt, zerbrach gemeinsam mit den Lindenblüten. MW 4 fy “pho w 5 3 s co as ruft zur Lindenblütenschlacht (D | jenn ihr je das Zögern kanntet, Aer Bannbefehl. Und ohn ' Ermiiden U if ch j M N ar it wenn euch je der Mut gefehlt, zieht manches wackre Fähnlein hin, rat L iH : wo Linden stehn in ra Massen x “ hi nun, wo euch der Kampf umbrandet, um kräftig - denn nur So hat's Sinn, £ [i — . die Blütenstengel anzufassen. 4 So wo ihr eure Herzen fandet, * VXI . _ . Ein Ruck, ein Zug. Und voller Hast EN a als sich Korn von Spreu geschält, beginnt der große Widerstreit. to Fan \ o Nun gönnt sich keiner Ruh und Rast. SZ YY wißt ihr, das in den Gewittern Wer schafft es in der besten Zeit? AO. (7 N 4 Ir * Die Bäume schütteln ihre Kronen u ZN HR m N‘ nur die morschen Balken splittern. vor Staunen, fast sind sie erschreckt. Y \\. 52) : Was soll den heiBen Eifer lohnen, SS ZIG wer ahnt, was dieser Lärm bezweckt? N I N = Ihr spannt Zwei edle Lindenblütenritter ve . . . i vergreifen sich am selben Blatt. t jetzt eure kräftigen Hände Entflammend rauchen die Gemüter, 5 _Y was ein Duell zur Folge hat. N ? | um Stahl und Schaft, a so! oH) Ein andrer sammelt still und brav ye OD \ | ! unentwegt. die Blütelein in seinen Sack. NN \ 618 Da kommt ein Führer, schreit: „Du Schaf!" „N df OD) und packt den armen Pimpf beim G'nack. vats Den Brand, den ihr entzünden halfet. wv ow jl oe 9 ch Li tite: 71 2 No N , Du mußt doch Lindenblüten sammeln voller brodelnder Kraft, 2, \ | | u y nicht irgendwelchen Pferdemist." , der euch trägt NEL, »\ Kl - Drauf kann der Pinpf nur leise stamı “ 9 x (a f mit Jammerstimme: „Wa — Was ist?" . . _ S wird die Weltausbeuter fressen, > oy, yA Zs hat ihm einer, hundsgenein, . . , = PRS? AXA) den Sack vertauscht, die Bltiten auch die bis jetzt das Blut erpreBt N „ ‘ Der kann jetzt stolz und fröhlich se.r . . . [X b mitseinem Riesenbltitenstrauch. und die frech mit ws sich messen. In der Glut von tausend Essen wird das Reich und formt sich fest. Denn, geläutert durch die Brände, euch die Zeitenwende. wächst für Kaf. Zach, Schon sind die Linden blütenkahl, es türmen sich die Blütenhaufen. Unzählbar ist der Blüten Zahl. Da muß man mal im Tee ersaufen. In tausend Schalen dampft er dann, geschluckt von Großmama und Kind, wobei man doch nur gurgeln kann, weil unsre Pimpfe tüchtig sind. So soll denn schließlich jeder noch den Lindenblütenorden kriegen, Ihr Sammeleifer lebe hoch und teegenießend sei geschwiegen. Richard Zach. 71