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„Oliven graugrün, hellgrüne junge Bäume zierlich aneinandergereiht auf rosabrauner Erde — Schatten von Wolken über allem — rotbraunes Dorf mit Campanile am Hügel — hoch oben die Sonne hellglänzend —- Wolkenschatten über der Landschaft ...“ In diesem Stile notierte der Wiener Maler Theodor Alescha (Wien 1898 — Wien 1991) seine Landschaftseindrücke auf der Zugfahrt von Frankreich tiber Spanien nach Lissabon, von wo er sich nach New York einzuschiffen gedachte. Schon 1934 ging Alescha in die Schweiz ins Exil und tibersiedelte 1938 auf die französische Seite des Genfer Sees. Von Freunden gewarnt, dass er auf der Gestapoliste stehe und von ihnen nicht mehr vor einer Internierung im berüchtigten Lager Gurs geschützt werden könnte, flüchtete er schließlich 1941 aus Frankreich. Die Liebe zur Natur und die Verarbeitung seiner Eindrücke in der Malerei halfen ihm über diese schwierige Zeit hinweg. Theodor Alescha war ein sehr genau beobachtender und ein sehr genau arbeitender Mensch. Dieser Hang zur Exaktheit, zur Klarheit und zum Peniblen, wie es sich in der klaren Linienführung seiner Bilder widerspiegelt, lässt sich ebenso in Aleschas Beobachtungen und Reflexionen, die er in seinen Reiseberichten niederschrieb, feststellen. So finden sich in seinen Tagebüchern neben unzähligen Naturbeobachtungen auch Reflexionen über Mensch und Gesellschaft sowie Bemerkungen zur politischen Lage. Er suchte überall das Gespräch, was dem polyglotten Wissbegierigen nicht schwerzufallen schien. All diese Erfahrungen verarbeitete Alescha in seinen Bildern. So entstanden dynamisch-rhytmisierte Landschaften in kraftvollen, übersteigerten Farben, die kennzeichnend für sein Werk stehen. Die Landschaften aus den Zwischenkriegsjahren, die einen Grossteil seines Oeuvres ausmachen, verströmen dabei einen ganz eigenen, fremdartigen Reiz und sind eindeutig als Malerei der Zwischenkriegszeit erkennbar. So wie sein künstlerisches Schaffen nicht isoliert vom kunsthistorischen Kontext der Zeit steht, ist auch seine Biographie ein Exempel für die Irrwege der Geschichte. Wie vielen anderen österreichischen Künstlern, wurde ihm der Verbleib in seiner Heimat durch die Politik des Faschismus und des Nationalsozialismus unmöglich gemacht. Amerika, die letzte Station seines Exils wurde für ihn aber doch nur zu einer Zwischenstation. Die Liebe zu den Bergen, zu seiner Heimat und schließlich die veränderte politische Situation nach dem Krieg sowie die Bemühungen des Wiener Kulturstadtrates Matejka holten ihn 1947 zuriick nach Wien. Ein Atelier wurde ihm zur Verfügung gestellt und spät aber doch ehrte man ihn mit staatlichen Ankäufen und Ausstellungen in der Österreichischen Galerie und im Historischen Museum der Stadt Wien. Aufgrund des Schwerpunktes zur Präsentation österreichischer Exilkunst findet im Kunsthandel Widder ab November 2003, sowie im Rahmen der Kunstmesse im Palais Ferstel vom 1.11. — 9.11.2003 eine Verkaufsausstellung mit Werken Theodor Aleschas statt. Zu diesem Anlass erscheint ein umfangreicher Katalog. Auskünfte beim Kunsthandel Widder, Johannesgasse 9-13, 1010 Wien, Mobil 0676 - 629 81 21. Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer 1936-1939 Theodor Kramer Gesellschaft 73