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deutschsprachigen Raum. INnsbruck: Österreichischer Studien-Verlag 1994. 207 S. Euro 24,Cinzia Villani: Zwischen Rassengesetzen und Deportation. Juden in Südtirol, im Trentino und in der Provinz Belluno 1933-1945. Aus dem Italienischen von Michaela Heissenberger, bearbeitet von Hugo Seyr. Mit einem Vorwort von Klaus Voigt und Federico Steinhaus. Innsbruck: Universitätsverlag Wagner 2003. 208 S. (Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 15). Claudia Widder, Roland Widder (Hg.): Alescha. Ein Maler auf Reisen. Weitra: Bibliothek der Provinz 2003. 85 S. Mit einem Vorwort von Günter Düriegl und einem Aufsatz über Leben und Werk Theodor Aleschas (vgl. ZW Nr. 2/2003, S. 73). UmJangreicher Bildteil, anhebend mit Exilarbeiten aus New York und Chicago. Christian Wiese: Hans Jonas. „Zusammen Philosoph und Jude“. Essay. Frankfurt/M.: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag 2003. 182 S. Euro 16,90 Ludwig Winder: Die Pflicht. Roman. Mit einem Nachwort hg. von Christoph Haacker. Wuppertal: Arco 2003. 204 S. Euro 22,-/SFr 33,CD Helmut Qualtinger liest Erich Fried. Aus dem Buch „Mitunter sogar Lachen“. Wien: Preiser Records 2003. Eine Aufnahme aus dem Theater „K & K“ am Naschmarkt in Wien, Mai 1986. Es war dies der letzte öffentlichte Auftritt Qualtingers, der am 29. September des Jahres starb. Wie Hans Haider in dem instruktiven Booklet zu der CD berichtet, war es zunächst Erich Fried, der den Kontakt zu Qualtinger suchte und durch Vermittlung Michael Lewins fand. Eine kurze, doch intensive Freundschaft entwickelte sich. — Qualtinger las offenbar aus dem Manuskript des später erschienenen Fried-Buches „Mitunter sogar Lachen“; sein Text weicht in manchen Punkten von der Druckfassung ab. Zeitschriften Context XXI. Sondernummer 6-7/2003. Hg. von der Internationalen Liga gegen Rassismus und Antisemitismus. Schwerpunktheft zum Thema Frauen, Widerstand, Exil und Verfolgung im Nationalsozialismus. 37 S. Euro 5,- (Bezugsadresse: 1010 Wien, Schottengasse 3a/1/59). Mit Beiträgen von Eva Krivanec (zur Einleitung), Helga Amsberger/Katrin Auer/Brigitte Halbmayr („Sexualisierte Gewalt gegen Frauen während der NS-Verfolgung“), Ingrid 84 Strobl (,, Osterreichische Jüdische Exilantinnen in der Resistance“ — Vorabdruck aus Jahrbuch Zwischenwelt 9), Anna Mitterer/Alexander Schürmann-Emanuely (über Charlotte Salomons „Singspiel in 769 Bildern“), Esther Shabot („Jüdische Frauen im mexikanischen Exil“), Alexander Schürmann-Emanuely/ Dominique Lassaigne Traude Tauber („Das Trauma der Frauen des Widerstandes“), Jutta Sommerbauer (über Leontina Ardittis Autobiographie über ein jüdisches Leben in Bulgarien), Gabriela Walterspiel („Das ‚zweite’ Geschlecht und das ‚Dritte Reich’ “). — Dazu gutes Bildmaterial und aufschlußreiche Kurzbiographien. Eine Stellungnahme Auf den Literaturseiten der österreichischen Presse wurde unlängst das Tagebuch des österreichischen Schriftstellers und Dichters Emil Alphons Rheinhardt (1889-1945) besprochen, das er während der deutschen Besatzung in französischen Gefängnissen schrieb. Manche Rezensenten wie beispielsweise Erich Hackl haben erwähnt, dass diese Veröffentlichung auf ein in Wien archiviertes Typoskript zurückgeht. Hackl weist aber auch darauf hin, dass mittlerweile die verschollen geglaubten Originaltagebücher des Schriftstellers aus seiner Haft in Frankreich 1943-44 und aus dem Konzentrationslager Dachau 1944-45 von einer französischen Historikerin entdeckt wurden. Als eben jene Historikerin mische ich mich nun in die im deutschsprachigen Raum aufkommende Diskussion über dieses in französischen Gefängnissen verfasste Tagebuchs ein, um klarzustellen, dass es sich bei dieser Publikation nur um eine liickenhafte, ja apokryphe Version des Gefängnistagebuchs Rheinhardts handelt. Ausserdem wurden die Kriterien einer sorgfältig durchgeführten historisch-kritischen Edition missachtet. Nach Jahrzehnten des Vergessens ist das Schicksal des österreichischen Literaten Emil Alphons Rheinhardt in den letzten Jahren wieder ins Interesse der Öffentlichkeit gerückt. Der Literaturkritiker Carl-Wilhelm Macke erinnerte in der Neuen Zürcher Zeitung Nr. 209 vom 9. September 1996 in seinem Artikel „Endstation Dachau. Auf der Suche nach dem vergessenen Schriftsteller Emil Alphons Rheinhardt‘“ an den biographischen und intellektuellen Werdegang Rheinhardts. Dieser hatte als anerkannter Dichter der Wiener „expressionistischen Revolution“ in den 1920er Jahren die Donaustadt verlassen und war über München nach Italien und schließlich nach Frankreich gegangen, wo er sich an einem für ihn neuen Genre versuchte, nämlich der Biographie bedeutender historischer Persönlichkeiten. Rheinhardt war unter anderem mit Csokor, Hofmannstahl, Schnitzler, Werfel, Wassermann sowie mit Heinrich und Thomas Mann befreundet. Viele seiner Freunde fanden nach ihrer Flucht aus Nazideutschland für kurze oder längere Zeit Zuflucht in Rheinhardts Haus in der südfranzösischen Kleinstadt Le Lavandou. Das Refugium Frankreich wurde nach der Besetzung durch die deutschen Truppen 1942 und der Bildung der Vichy-Regierung unerwartet zur Hölle. Wie die meisten NS-Flüchtlinge wurde Rheinhardt in französischen Lagern für Ausländer inhaftiert und geriet schließlich in die Gewalt der Gestapo. Er wurde zwei Mal in Les Milles, dann im Lager von Saint-Nicolas interniert, erneut freigelassen und kam dann in die Gefängnisse von Hyeres, Menton, Nizza und Marseille. Schließlich wurde er als Staatenloser ins Sammellager von Compiegne gebracht. Von dort aus wurde Rheinhardt am 2. Juli 1944 in einem drei Tage dauernden Konvoi nach Dachau deportiert. „Nice, Marseille, die Hölle von Zelle mit Marquier, dann die Deportation. Compiégne, le convoi meurtrier, Dachau. Aber ich lebe noch, habe den Transport überlebt“ schrieb Rheinhardt am 31. Dezember 1944 in seinen zweisprachigen Aufzeichnungen, die in seinen Tagebüchern häufig vorzufinden sind. Dieses Zitat stammt aus dem Originalmanuskript seines Dachauer Tagebuches, das ich im April 2002 gefunden habe. Nach jahrelangen Forschungen in Frankreich, Deutschland und England traf ich schließlich auf jene Menschen, die aus Zufall oder anderen Gründen die handschriftlichen Originale aufbewahrten und mir für eine sorgfältige wissenschaftliche Edition anvertrauten. Während der Gefangenschaft in Frankreich und bis zu seinem Tod im Konzentrationslager Dachau am 25. Februar 1945 hörte Rheinhardt nicht auf zu schreiben. Von diesen Texten gab es bisher nur eine einzige Spur, und zwar eine typographische Abschrift, die im Wiener Dokumentationsarchiv aufbewahrt und eben jetzt bei Turia+Kant veröffentlicht wurde. Ein Vergleich zwischen diesem Typoskript und dem mir vorliegenden Original zeigt auf den ersten Blick, dass Änderungen vorgenommen wurden. Die ersten Seiten sind in der fraglichen Publikation nur in einer partiellen, an manchen Stellen sogar apokryph anmutenden Version dargeboten. Als Beispiel sei hier die originale Anfangspassage wiedergegeben, die im bei Turia+Kant publizierten Typoskript ganz fehlt: „Und jetzt hat mich diese Füllfeder auch noch mit einem Thema zum Schreiben be