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LZ Jura Soyfer - Symposium Die Jura Soyfer Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Institut fiir Theaterwissenschaften und dem Kulturverein Innere Stadt veranstaltet am 5. und 6. Dezember ein internationales Jura-Soyfer-Symposium. Ein Leseraum im Institut für Theaterwissenschaften wird bei diesem Anlaß in Jura Soyfer-Saal umbenannt werden. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes wird eine Ausstellung von Dokumenten und Lebenszeugnissen zeigen. Das Symposium und die es begleitenden Veranstaltungen werden im Institut für Theaterwissenschaften, 1010 Wien, Hofburg, und im Alten Rathaus, 1010 Wien, Wipplingerstr. 8, stattfinden. Zerschlagen hat sich die zuerst geplante Zusammenarbeit mit dem AK-Bildungszentrum, einer Einrichtung der Kammer für Arbeiter und Angestellte. Die geplanten Theatergastspiele hätten exorbitante Kosten verursacht; eine angemessene Förderung durch 6ffentliche Stellen konnte nicht erreicht werden. Mit dem Nicht-Stattfinden der Theatergastspiele erlosch auch das Interesse des AK-Bildungszentrums an Jura Soyfer. Jura Soyfer und ermöglicht eine Bestandsaufnahme dessen, was die Wissenschaft über Soyfer zu sagen hat. Als Referenten werden u.a. erwartet: Leon Askin, Hort Jarka (USA), Felix Kreissler, Gilbert Badia (Frankreich), Uwe Naumann (BRD), Viviana Finzi-Vita (Italien), Helmut Langmann, Ulf Birbaumer, Gerhard Scheit (Osterreich). Das Symposium ist frei zugänglich, Anmeldungen sind erbeten an: Jura Soyfer Gesellschaft, 1010 Wien, Wipplingerstr. 8 (die Gesellschaft erteilt auch genaue Auskunft über den Ablauf der Veranstaltung). MIT DER ZIEHHARMONIKA „Mit der Ziehharmonika” erscheint vierteljährlich. Eigentümer, Herausgeber: Theodor Kramer Gesellschaft, A-1210 Wien, Obere Jungenberggasse 27, Tel. 0222-39 38 474. Konto: Zentralsparkasse und Kommerzialbank Wien Nr. 671 074 805. Druck: Hoffmann, 1020 Wien. Redaktion: Siglinde Bolbecher, Konstantin Kaiser, A-1020 Wien, Engerthstr. 204/14, Tel. 0222-24 40 935. Mitglied der Theodor Kramer Gesellschaft kann jede physische und juristische Person im In- und Ausland werden. Die Mitgliedschaft wird durch die Einzahlung des Jahresmitgliedsbeitrages von 6S 200,- auf unser Konto erworben. Mitglieder erhalten „Mit der Ziehharmonika” kostenlos zugesandt. Abonnement (4 Nummern) öS 50,-. Einzahlung auf oben angegebenes Konto der Theodor Kramer Gesellschaft. Er beginnt mit einer Diskussion der Dramentheorien Peter Szondis und Georg Lukäcs’ und bestimmt in diesem Rahmen, was überhaupt die Krise des modernen Dramas - sowohl in ihrer sozialen und historischen Bedingtheit, als auch in ihrer Offenheit zu einer Zukunft - ausmacht. Scheit betrachtet das Phänomen - in seiner Determiniertheit und Historizität - nicht als Struktur, sondern als verwoben mit der Lebenstätigkeit der einzelnen (deren Besonderheit sich in der Untersuchung herausstellt): ... selten greift Politik derart unmittelbar in den Entwicklungsprozeß von Dramatikern ein wie im Falle Brechts und Bronnens. Führt sie doch den einen an die Seite jener, die den anderen aus dem Land treiben - wenn sie ihn schon nicht umbringen konnten. Diese Unmittelbarkeit, mit der hier die Politik zweischneidig den ästhetischen Bereich zu ursurpieren scheint... gewinnt erst in der Besonderheit des einzelnen Schicksals ihren wahren Begriff. Bronnen arbeitete als Stückeschreiber projektiv - er identifizierte sich mit den von ihm geschaffenen Figuren, mit ihren Niederlagen und Triumphen. Dieses projektive Moment war ein Korrektiv gegen das bloß Konzeptuelle, gegen das Konstruieren abgeschlossener fiktiver Realitäten, war das Einfallstor, durch das die Welt nach wie vor in sein zunehmend allegorisierendes Schreiben drang. Die Enthumanisierung der Dramatik Bronnens vollzog sich auf dem Wege der Allegorisierung, die das Dinglich-Einzelne in einen unvermittelten und schockartigen Bezug zum Allgemeinen, zur ’Idee’ setzt. Mit den Erwartungen, die Bronnen an das in seiner Dinglichkeit erstarrte, sozusagen im Vollgefühl seiner Entfremdung agierende menschliche Individuum knüpfte, geriet Bronnen in den Umkreis Ernst Jüngers. Der expressionistisch postulierte ’neue Mensch’ wurde nicht in Erneuerung und Weiterführung der humanistischen Tradition der Moderne anvisiert: im Verwerfen des humanistischen ’Vorurteils’ sollten sich - wundersam genug - neue Dimensionen des Daseins auftun. In dieser groben Formulierung unterscheidet sich Bronnens Haltung noch nicht von der des Futuristen Marinetti; es geht hier aber nur um die Andeutung, auf welche Weise Scheit den Knoten schürzt, den das Zeitalter noch nicht gelöst hat. Scheits Buch gehört zu jenen, die - trotz ihres geringen Erfolges am Buchmarkt - uns noch einige Jahre beschäftigen werden, ein Steinbruch für die einen, eine Lehre für die anderen. Scheits Stärke, die konstruktive Theoriebildung mit der Analyse konkreter Schicksale zu verbinden, die Gratwanderung zwischen Ästhetik, Dramentheorie und monographischer Studie, ist die Grundlage des Mißerfolgs (was die öffentliche Beachtung anlangt) und der langandauernden Wirkung, die unvermeidlich eintreten wird. Konstantin Kaiser Bronnen: O. Ö. Zusammengestellt von Friedbert Aspetsberger. Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich: Vierteljahresschrift, Jg. 34 (1985), Folge 3/4. Ca. 150 S., öS 70,-, DM 10,-. Gerhard Scheit: Am Beispiel Brecht und Bronnen: Krise und Kritik des modernen Dramas. Wien, Köln, Graz: Böhlau 1988. 257 S., 6S 380,-, DM 54,-. Vom Verleger versendet. Drucksache 50 % ay