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Die Roma Rumäniens ¬
Rückblick auf ein längst
erschienenes Buch

Rumänien ist das Land, in dem die meisten
Roma leben, und da die Bukowina ja von
1919 bis 1944 zu Rumänien gehörte, ist als
Nachtrag zum Thema Bukowina II noch ein
Buch anzuführen, das zum besseren Ver¬
ständnis dieser Region einiges beiträgt.

Es gibt noch keine Studie über das Leben der
Roma speziell in der Bukowina. Allerdings
handelt es sich hier um ein „Volk ohne Hin¬
terland‘“ wie der Untertitel des Buches von
Franz Remmel lautet. Das Problem der Roma
war immer ein transnationales Problem, da
sie durch ihre Wanderbewegung von Gren¬
zen „nicht gern aufgehalten werden“.

Franz Remmel hat sich jahrelang mit der heu¬
tigen Situation und der Geschichte der Roma
befaßt und bietet in diesem Buch einen um¬
fassenden Überblick über das Leben der Ro¬
ma in Rumänien.

Immer wieder haben die verschiedensten Re¬
gierungen und selbst auch Roma-Organisa¬
tionen versucht, dieses Volk zur Seßhaftig¬
keit zu zwingen oder zumindest zu bewegen.
Warum das so schwer war und zum Teil im¬
mer noch ist, versteht man vielleicht ein bi߬
chen besser, wenn man ihre Kultur, ihre Le¬
bensweise, Gesellschaftsstruktur und ihre
Jahrhunderte alte Geschichte erfährt, die in
diesem Buch sehr anschaulich und eingehend
behandelt wird.

Nicht immer waren die Zigeuner ein ausge¬
stoßenes, verachtetes Volk. Im 15. Jahrhun¬
dert gewährt ihnen ein Freibrief des ungari¬
schen Königs Sigismund Schutz, Recht und
Freiheit. Auch andere Herrscher schützten
„ihre Zigeuner‘, um ihnen freien Durchzug
in nachbarliche Territorien zu sichern. Natür¬
lich genossen nicht alle Stämme diese Rech¬
te. Zwei Jahrhunderte später werden viele
seßhafte Zigeuner Leibeigene der Gutsbesit¬
zer, der Kirche und Klöster. Bis in die erste
Hälfte des 19. Jahrhunderts blieb die Leib¬
eigenschaft bestehen.

Erstaunlich ist die Anzahl der Zeitungen, die
ab den zwanziger und dreißiger Jahren des
20. Jahrhunderts in Rumänien herauskom¬
men. Immer wieder haben verschiedene An¬
führer versucht, die Roma zu organisieren,
was den Umständen entsprechend natürlich
ein schwieriges Unterfangen war.

Die Jahre der Vertreibung und Vernichtung
ab 1940 läßt Franz Remmel Überlebende er¬
zählen. Eine wissenschaftliche Aufarbeitung
dieser Zeit ist ja kaum erfolgt, da die Rumä¬
nen ihre Kollaboration mit den Deutschen
nicht eingestehen wollen. Im Gegenteil, sie
sehen die Deportationen der Juden wie auch
der Roma als Schutzmaßnahmen für die de¬
portierten und — was sie dabei wohl ver¬
schweigen — ermordeten Menschen an.
Auch unter Ceausescu blieben die Roma ein
ungeliebtes Volk, da ihre Lebensweise keiner
Regierungsform ins Konzept paßte. Sie wur¬
den meistens gezwungen ansässig zu werden.

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Viele der Vernichtungspolitik der Nazis ent¬
kommenen Roma versuchten ebenso wie an¬
dere Rumänen der Diktatur Ceausescus zu
entfliehen. Kein Land nahm jedoch diese
Flüchtlinge gerne auf.

Franz Remmel läßt zwischen den in Archi¬
ven gefundenen Unterlagen immer wieder
Roma selbst zu Wort kommen. Leider sind
sehr wenige Hinweise auf die Quellen der
Forschung zu finden, und so ist es manchmal
schwer, zwischen belegten Forschungser¬
gebnissen und subjektiven Sichtweisen der
Betroffenen zu unterscheiden.

Doch sollte dies nicht davon abhalten, dieses
Buch zu lesen. Es vermittelt an Gadsche

dieser Menschen, das ein Verständnis einer
uns zutiefst fremden Kultur nur fördern kann.
Bewerkenswert sind auch die vielen auf¬
schlußreichen Fotos aus dem Leben der
Roma.

Cecile Cordon

Franz Remmel: Die Roma Rumäniens — Volk
ohne Hinterland. Redaktionell bearbeitet
und mit einem Nachwort versehen von Rena¬
ta M. Erich. Wien: Picus 1993. 240 S. ÖS
291,- (Das Buch ist leider vergriffen; unter
Umständen sind noch Restexemplare direkt
vom Verlag beziehbar.)

Der „Bauhäusler“
Herbert Bayer als
Architekt, Plastiker und
Landschaftsgestalter

Der in Linz geborene, derzeit in Wien leben¬
de Architekt und Schriftsteller Bernhard
Widder begann 1996 das architektonische
Werk Herbert Bayers (1900-1985) in Nord¬
amerika zu erforschen; einerseits über das
Studium teils vergriffener Bücher, anderer¬
seits durch das Aufsuchen und Bereisen jener
Orte, an denen der im oberösterreichischen
Haag am Hausruck geborene Absolvent des
Weimarer Bauhauses Spuren hinterließ, die
im weitesten Sinne als Architektur verstan¬
den werden können.

Diese Reisen nach Mexiko und in die Bun¬
desstaaten New Mexiko, Kalifornien, Colo¬
rado, Washington sowie Pennsylvania dürf¬
ten ihm und seinem Begleiter, dem Architek¬
ten Fritz Schmidmaier, ein spannendes Un¬
ternehmen gewesen sein — ein Unternehmen,
das sowohl persönliche Gespräche mit
Freunden und Kollegen Herbert Bayers, als
auch das Auftreiben historischer Fotografien,
von Plänen (z. B. im Planarchiv des Denver
Art Museums), Prospekten und Plakaten von
Aspen miteinschloß.

Die im Springer-Verlag erschienene Publika¬
tion beschränkt sich also auf jenen Anteil im
Gesamtwerk Bayers, dessen Manifestatio¬
nen, bis auf den Orgelbrunnen in Linz vor
dem Brucknerhaus, in den USA und in Mexi¬
ko zu finden sind: auf die Architektur, Land¬
schaftsgestaltung und Skulptur (wobei die

Übergänge fließend sind). Trotzdem werden
auch die anderen Facetten Bayers erwähnt —
seine Tätigkeit als Maler, Zeichner, Fotograf,
„Fotoplastiker“, Buch-, Schrift- und Ausstel¬
lungsgestalter, kurzum als „Meister der visu¬
ellen Verführung‘ (Walter Gropius) — und im
ersten Kapitel des Buches mit seiner Biogra¬
phie verbunden.

Darüberhinaus werden autobiographische
Texte Bayers, Schriften, die seine Arbeit be¬
gleiteten und Gedichte, die dieser universelle
Gestalter engen Freunden wie Walter Paepke
oder Walter Gropius nach deren Ableben
widmete, in die entsprechenden Kapitel ein¬
geflochten. Viele Texte sind zum ersten mal
auf deutsch publiziert, die Übersetzung
stammt ebenfalls vom Autor.

(Bayer hat seit den späten 20er Jahren Texte
und Briefe, wie am Bauhaus üblich, stets in
der radikalen Kleinschreibung abgefaßt; so
sind auch die englischsprachigen Texte aus
seiner späteren, amerikanischen Zeit -er hat¬
te Deutschland 1938 verlassen — auf deutsch
in Kleinschreibung wiedergegeben.)

Das Kapitel über die Geografie und Ge¬
schichte der zentralen Rocky Mountains und
der einstigen Bergbausiedlung Aspen, Colo¬
rado, wo Bayer 20 Jahre lang wohnte und ar¬
beitete, läßt Widder mit einem Gedicht des
Beat-Dichters Charles Olson beginnen — nur
ein Beispiel für Widders umfassende Annä¬
herung an jene Landschaft, in der er sich
Bayers räumliche Gestaltungen behaupten
mußten.

Colorado hat mit Aspen mittlerweile einen
der teuersten Wintersportorte der Welt. 1945
jedoch, als Bayer aufgrund einer Einladung
des Ehepaares Walter und Elisabeth Paepcke
das erste Mal dort weilte, war der Ort eine
heruntergekommene Bergbaustadt mit eini¬
gen hundert Bewohnern.

Der Industrielle Paepcke, dessen Betriebe
Verpackungsmaterialien herstellten, hatte, in
Amerika nicht selten, eine Vision: Er wollte
aus Aspen eine blühende Stadt machen, die
sowohl wirtschaftliche als auch kulturelle
und sportliche Ansprüche befriedigen sollte.
Bayer, der seit Jahren für Paepckes „Contai¬
ner Corporation of Amerika“ mit gestalteri¬
schen Arbeiten betraut war, tibersiedelte
1946 nach Aspen und blieb bis 1975; er plan¬
te fiir seinen und mit seinem Auftraggeber
das Sundeck Restaurant am Gipfel des Ajax
Mountain in 3400 Meter Seehöhe (1946), auf
den der damals längste Sessellift der Welt
führte, dann das „Aspen Institute for Huma¬
nistic Studies (Hauptgebäude, Seminarge¬
bäude, Erholungszentrum, Gästehäuser,
1953-74). Für sich selber baute er ein Studio
(1949) und ein Wohnhaus (1959). Nach Pa¬
epckes Tod entstand das „Walter Paepcke
Memorial Building“ mit Verwaltungstrakt,
Bibliothek und Auditorium (1962). Dariiber¬
hinaus war Bayer auch in die Restaurierung
alter Häuser miteingebunden, entwarf Wer¬
beplakate für den aufstrebenden Erholungs¬
und Wintersportort. Zu den bereits erwähn¬
ten Bauten kam 1964 noch ein Musikzelt in
der Größe einer Konzerthalle für die Musik¬