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gesellschaft Aspen, und 1965-73 entstanden, als letzte Planung Bayers, Wohnhäuser für Kuratoren des Instituts. All diese Bauten sind schlicht und fügen sich zumeist unaufdringlich in die Landschaft ein, ordnen sich dieser unter; sie sind in einem ähnlichen Geist entstanden wie die „Präriehäuser“ von F.L. Wright, der stets versuchte, mit dem in der Gegend vorhandenem Material (Naturstein, Holz, Ziegel — gebrannter Lehm) auszukommen. Moderne Techniken wie Stahlskelettbau und Materialien wie vorgefertigte Betonelemente verarbeitete er behutsam bzw. dort, wo sie sich als praktisch und kostengünstig anboten. Durch die Proportionierung der Volumen vermied er, auch bei größeren Gebäuden wie der Konzerthalle, ein monumentales Erscheinungsbild. Das Oktogon, eine archaische Grundrißform und eine in der Natur vorkommende (kristalline) Gestaltung, ist für das Musikzelt und das Sonnendeck-Restaurant formgebend. Die kontemplative Betrachtung von Naturerscheinungen und die Gebirgswelt lieferten Bayer Inspirationen für seine Formenwelt in der Kunst und Architektur (,,Raumbilder von verschneiten Berggipfeln“). Bayer hatte sich von Anfang an für einen sogenannten „Master Plan“ eingesetzt, um die Entwicklung der Stadt nicht aus der Kontrolle geraten zu lassen. Er wollte den in den USA (aber nicht nur dort!) üblichen, architektonischen Wildwuchs und die Bodenspekulation begrenzt halten. Gestaltung begann für Bayer, im Sinne der Bauhausphilosophie, beim Briefpapier und endete nicht an der Schwelle des eigenen Hauses. Er war sich, wie aus einem Vortrag anläßlich der „International Design Conference“ 1962 hervorgeht, bewußt, daß hemmungslose Ausbeutung von Landschaft und Natur nicht nur zu gestalterischen, sondern auch zu ökologischen Katastrophen führen werde. Paepcke lehnte einen derartigen Entwicklungsplan für Aspen ab, und bereits 20 Jahre nach den Ideen der „Gründerzeit“ entwickelte sich die Stadt immer mehr zu einem Erholungs- und Wintersportort für die „upper-class“. Bayers Werbeplakate hatten vortrefflich gewirkt. Der Kapitalismus duldet eben keine Inseln des Idealismus nach den Prinzipien des Philosophen Mortimer Adler, die Paepcke angeblich bewogen hatten, das „Projekt Aspen“ in Angriff zu nehmen: „Humanismus gegen Wissenschaft; Werte gegen Fakten; Idealismus gegen Pragmatismus“. Der Band ist mit zahlreichen Plänen und ausgezeichnetem Bildmaterial ausgestattet, das z.T. fiir sich selbst spricht, aber auch eine willkommene Ergänzung bei der Lektüre des sowohl beschreibenden als auch reflektierenden Textes liefert. Der Großteil der Farb- und Schwarzweißbilder stammen vom Autor selbst und geben den aktuellen oder einstigen Zustand der Schöpfungen Bayers wieder; einige wurden bereits abgeändert oder mußten einem Neubau weichen. Heldengeschichte dieses heroischen Volkes. Gurs, Juli 1939.“ Vor allem die spezifische Ästhetik der Skulpturen — „Gegliederte Wand“ (Mexiko-Stadt und Denver), „Chromatisches Tor“ (Santa Barbara, Kalifornien), „Doppelter Aufstieg“ (Los Angeles, Kalifornien) etc. — und Landschaftsgärten wie jene im Mill Creek Canyon, Washington und in Valley Forge (Pennsylvania), läßt sich durch Fotografie besser transportieren als über Pläne (Blaupausen) und Skizzen, welche in der Reproduktion und durch die Reduktion, die das Buchformat erzwingt, nur mit Qualitätsverlusten wiedergegeben werden können. Richard Wall Bernhard Widder: herbert bayer. architektur / skulptur / landschaftsgestaltung. Wien: Springer-Verlag 2000. 138 S. Das Album Gurs Den Flecken Gurs sucht man auf der Karte von Frankreich vergebens. Er liegt in der nähe von Oleron, südwestlich von Pau, wo ein Schloß jenes Henri Quatre steht, dem Paris eine Messe wert war, und den Heinrich Mann in seinem Roman literarisch verewigt hat. In der herb-schönen Landschaft im Vorfeld der Niederen Pyrenäen, im Departement Pyrenees-Atlantiques, erinnern heute ein Gedenkstein und eine rekonstruierte Lagerbaracke an Zustände und Ereignisse, die im Zwielicht der alternden Zeitgeschichte aus der Erinnerung zu geraten drohen. Als am Beginn des Jahres 1939 Hunderttausende Spanier, Zivilisten und Angehörige der geschlagenen Volksarmee vor dem Terror 57