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sten, Widerstandskämpfer und Verfechter der nationalen Eigenständigkeit Österreichs, Dr. Alfred Klahr (1904-1944), benannte gemeinnützige Gesellschaft verwahrt und verwaltet bekanntlich die Archiv- und Bibliotheksbestände der Kommunsistischen Partei Österreichs. Im vorliegenden Band bietet Willi Weinert erstmals einen Überblick über die Bestände des Archivs. Dazu kommen eine Reihe von hochinteressanten Aufsätzen, die zeigen, daß die Benützung des Archivs für wissenschaftliche Arbeiten äußerst fruchtbar sein kann. Peter Goller und Gerhard Oberkofler bzw. W. Weinert stellen die Briefwechsel zwischen Walter Hollitscher und Otto Neurath bzw. zwischen Albert Fuchs und Erwin Chargaff dar. Claudia Trost schreibt über Eva Priester, Hans Hautmann über die Anfänge der Polizei in Wien nach 1945, Jakob Zanger über die bis heute problematisch erscheinende Bundes-Verfassungs-Novelle 1929 (die in Österreich u. a. die „Volkswahl“ des Bundespräsidenten und eine Schwächung des Parlaments brachte). Wolfgang Häusler geht der Diskussion um die österreichische Nation vor 1938 nach und Robert Bondy stellt Albert Fuchs’ glänzende autobiographische Skizze einer bürgerlichen Jugend „Ein Sohn aus gutem Haus“ vor. —- Der Band ist eine Fundgrube. Hannah Arendt Revisited: „Eichmann in Jerusalem“ und die Folgen. Hg. von Gary Smith. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2000. 322 S. OS 174,-/DM 23,90/SFr 22,— Georg Armbriister/Michael Kohlstruck/Sonja Mühlberger (Hg.): Exil Shanghai 19381947. Jüdisches Leben in der Emigration. Mit 43 Abbildungen und beiliegender CDRom mit den 14.800 Eintragungen der Ausländerliste der japanischen Fremdenpolizei. Teetz: Verlag Hentrich & Hentrich 2000. 272 S. DM 88,Herbert Exenberger (Hg.): Als stiind’ die Welt in Flammen. Eine Anthologie ermordeter sozialistischer Schriftsteller. Wien: Mandelbaum Verlag 2000. 284 S. OS 248,— (Antifaschistische Literatur und Exilliteratur — Studien und Texte. Bd.-19). Die ruhmreiche (doch wenig gerühmte) Buchreihe „Antifaschistische Literatur und Exilliteratur — Studien und Texte“, die vordem im Verlag fiir Gesellschaftskritik, der als Döcker Verlag in den Konkurs geführt wurde, erschienen ist, ist wieder auferstanden! Der Verein zur Förderung und Erforschung der antifaschistischen Literatur, der diese Buchreihe herausgibt, setzt seine Edition österreichischer Exil- und Widerstandsliteratur damit nach großen Schwierigkeiten wieder fort. Herbert Exenberger ist viele Jahre den Lebensspuren und den Werken der in den Jahren 1933/34 in der „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller“ o rganisierten AutorInnen nachgegangen. Einige von ihnen, so Oskar Maria Graf, Theodor Kramer, Käthe Leichter, Josef Luitpold Stern und Hermynia Zur Mühlen, sind dem interessierten Publikum einigermaßen bekannt; ihr Leben und Werk ist mittlerweile zumindest teilweise erforscht. Was wir aber heute über Benedikt Fantner, Else Feldmann, Adele Jelinek, Walter Lindenbaum, Thekla Merwin, Adolf Unger, die alle in den NS-Lagern ermordet worden sind, wissen, verdanken wir weitestgehend Herbert Exenberger. Jetzt stellt er diese wunderbaren Menschen und bemerkenswerten SchriftstellerInnen erstmals mit Proben ihrer Arbeiten in einem Band vor. Man denke nur: Eine kluge, sanfte, überaus begabte Frau wie Else Feldmann - einfach in Sobibor in die Gaskammer gepfercht. „Zu Unrecht vergessen“, ist hier das falsche Wort: Die Zeit, die sie vergessen hat, hat sich selber Unrecht getan, ihre wirklichen Vorbilder verfehlt. Michael Guttenbrunner: Lichtvergeudung. Gedichte. Aachen: Rimbaud 2000. 89 S. DM 28,Friedrich Hahn: Ohren in Ruhestellung. Gedichte. Baden bei Wien: Grasl 2000. 64 S. ÖS 90,- (Lyrik aus Österreich. Hg. von Manfred Chobot. Bd. 85). Edith Haider: Guckuck - oder die Kreise der Menschlichkeit. Krems: Österreichisches Literaturforum 2000. 176 S. Tlija Jovanovi : Biindel/Budzo. Gedichte/Dila. Deutsch/Romanes. Ubersetzung gemeinsam mit dem Autor Mozes F. Heinschink, Mitarbeit Peter Paul Wiplinger. Landeck: Eye Literaturverlag 2000. 63 S. (Band 2 der Reihe „Am Herzen Europas“. Lyrik der Wenigerheiten). Mio Nikoli : Landfahrer. Auf den Wegen eines Rom. Klagenfurt/Celovec: Drava 2000. Abbildungen, 138 S. OS 197,-/DM 27,-/ SFr 25,— (Edition Niemandsland. Hg. von der Griinen Bildungswerkstatt Minderheiten). Erwin Rennert: Der Welt in die Quere. Lebenserinnerungen 1926 — 1947. Wien: Edition Exil 2000. 299 S. OS 180,— Alice und Gerhard Zadek: Ihr seid wohl meschugge. Berlin: Dietz Verlag 1998. 253 S. DM 36,-/OS 263,— Hermynia Zur Mühlen: Unsere Töchter, die Nazinen. Roman. Mit einem Nachwort und einem ausführlichen Anmerkungsteil von Jörg Thunecke. Wien: Promedia 2000. 189 S. OS 218,-/DM 29,80/SFr 27,50 Zeitschriften Sonderheft: Ossip Kalenter zum 100. Geburtstag. Hg. von Norbert Weiß. Signum. Blätter für Literatur und Kritik. Dresden: Verlag Die Scheune 2000. 101 S. Briefe, Rückspiegel Es macht immer große Freude, Ihre erstklassige Zeitschrift zu lesen, und ich ersuche Sie, dieses Lob auch an Ihre MitarbeiterInnen weiterzugeben. Dr. Brigitte Mayer, SYNEMA - Gesellschaft für Film und Medien, Wien, 23.11. 2000 ... Ich bin seit Jahren als Übersetzer und Vermittler polnischer Literatur tätig und habe in dieser Zeit die Zeitschrift wirklich schätzen gelernt. Sie ist für meine Arbeit ungemein wichtig, und ich halte sie für eine der wichtigsten Initiativen auf diesem Gebiet in unserem Land überhaupt, eine Meinung, die übrigens auch zahlreiche meiner Freunde in Polen teilen, denen ich diese Zeitschrift zukommen lasse, nachdem ich sie gelesen habe. Martin Pollack, Wien, 26.11. 2000 Wir sind sehr beeindruckt von jeder neuen Nummer. Der Titel Zwischenwelt ist großartig. Charlotte Lichtblau, New York, Dezember 2000 Zu Cecile Cordons Besprechung der CD „Rose Ausländer liest eigene Gedichte“ in ZW Nr. 3/2000, S. 56: Sie schreiben: „Außerdem stößt einem der Begleittext leicht auf, wenn man liest: ‚Am Ende hat Rose Ausländer, der Sprache sich hingebend, den Deutschen ein Wortkunstwerk geschenkt ...‘ Ich hoffe doch, daß diese wunderbaren Gedichte nicht nur den Deutschen geschenkt wurden, sondern allen deutschsprachigen und vielen anderssprachigen Liebhabern von Lyrik.“ Vermutlich muß eine/einer Österreicherin/Österreicher sein und sich somit als nichtdeutsch fühlen, um das Zitat so — beleidigt? — mißzuverstehen. Zumal doch nur einen Absatz vorher der 1. Teil des Zitats abgedruckt ist. Als Ganzes heißt es: „Nicht viele Dichter haben zur deutschsprachigen Poesie dieses Jahrhunderts so intensiv beigetragen wie Rose Ausländer ... Dieser Satz sagt sich leichthin, doch in Wahrheit signalisiert er schon die atmosphärischen Spannungen, die zwischend er Lyrikerin und ihrem deutschen Publikum zwangslaufig existierten. Es kann ja nicht als selbstverständlich gelten, daß eine Frau, die Verwandte und Freunde unter deutscher Verfolgung sterben sah und selbst nur mit knapper Not davon kam, das Volk der Mörder mit ihrer Kunst bereichert. ... Am Ende hat Rose Ausländer, der Sprache sich hingebend, den Deutschen ein Wortkunstwerk geschenkt, wie es stärker im Ausdruck, feiner in der Form und präziser in der Aussage kaum zu denken ist.“ (FAZ, 10.11. 1995) Im Klartext: Die Dichterin beschenkt „das Volk der Mörder“, die Deutschen, mit einem Wortkunstwerk, „wie es stärker im Ausdruck, feiner in der Form und präziser in der Aussage kaum zu denken ist“, und mit diesem Geschenk beglückt und beschämt sie uns Deutsche zugleich. 59