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storben 1966), flüchtete 1933 in die ÖSR, 1939 in die USA. Johann Wolfgang Brügel, geboren am 3. Juli 1905 in Auspitz (verstorben 1986), flüchtete 1939 nach Frankreich, 1940 nach Großbritannien. Elias Canetti, geboren 25.7. 1905 in Rustschuk (verstorben 1994), flüchtete 1938 nach Frankreich, 1939 nach Großbritannien. Erwin Chargaff, geboren am 11. August 1905 in Czernowitz (verstorben 2002), ging 1933 nach Frankreich, 1935 in die USA. Josef(ph) Paul Hodin, geboren 17.8. 1905 in Prag (verstorben 1995), flüchtete 1933 nach Frankreich, 1935 nach Schweden, 1944 nach Großbritannien. Arthur Koestler, geboren am 5. September 1905 in Budapest (verstorben 1983), kam 1933 nach Frankreich, dann in die Schweiz, 1936 nach Spanien, flüchtete 1937 nach Frankreich und 1940 nach Großbritannien. Frederick (Friedrich) Kohner, geboren 25.9. 1905 in Teplitz-Schönau (verstorben 1986), ging 1933 nach Frankreich, 1934 nach Großbritannien, 1936 in die USA. Albert (Hans) Fuchs, geboren am 25. Oktober 1905 in Wien, (verstorben 1946), flüchtete 1938 in die CSR, 1939 nach GroBbritannien. Manés Sperber, geboren am 12. Dezember 1905 in Zablötow (verstorben 1984), ging 1933 nach Jugoslawien, 1934 nach Frankreich. Die Welt wird 2005 das 60jährige Jubiläum der Kapitulation Hitlerdeutschlands und Japans feiern, während sich das offizielle Österreich aller Voraussicht nach eher des 50. J ahrestages des Staatsvertrags von Wien, der am 15. Mai 1955 im Schloß Belvedere unterzeichnet wurde, erinnern wird. „Österreich ist wieder frei“ wurde der Menschenmenge vom Balkon des Schlosses verkündet. Die 1950 aus den USA zurückgekehrte Elisabeth Freundlich erinnert sich: Am 15. Mai 1955 standen wir, Günther Anders und ich, im Wiener Belvederepark ... Es war ein triiber Tag, ein Wochentag, nicht viele Leute waren gekommen. Manche hatten Trénen in den Augen. Neben mir stand eine einfache Frau mit Kopftuch und Kiichenschiirze und schluchzte bitterlich. So viel Anteilnahme rührte mich. Ich nahm sie um die Schulter. um sie ein wenig aufzurichten. Schließlich kam es stoßweise aus ihr heraus: „Wenn das der Hitler noch erlebt hätt’!“ Das, was schon damals, 1955, als das „Vergangene“ galt und seitdem geradezu zum Synonym für nationalsozialistischen Terror, Vernichtungskrieg, Vertreibung und Massenmord geworden ist, war also auf tückische Weise gegenwärtig geblieben, nicht vergangen, sondern bloß unterdrückt und verdrängt. Überhaupt berührt der nicht nachlassende Eifer eigenartig, mit dem die NS-Zeit immer von neuem als das „Vergangene“ bezeichnet wird. So fühlte man sich schon im „Bedenkjahr“ 1988 (50 Jahre nach dem „Anschluß“ 1938) zu der Aussage bemüßigt, man solle nicht nur des „Vergangenen“ gedenken, sondern sich auch der Zukunft zuwenden. Daß etwas, das zeitlich zurückliegt, vergangen sei, ist eine Banalität, die bei anderen Gelegenheiten selten mit dergleichen Andacht wiederholt wird. Z.B. wird der Eigentümer eines Grundstückes von der betreffenden Eintragung ins Grundbuch auch dann nicht als von einem „Vergangenen“ sprechen, wenn die Eintragung schon lange Zeit zurückliegt. Oder den Zeichnern einer Anleihe wird man nach ein paar Jahren schwerlich beibringen können, daß ihre Ertragserwartungen nun ein „Vergangenes“ seien, denn man müsse sich jetzt der Zukunft zuwenden. Vielmehr werden die Anleger ein großes Geschrei anstimmen, daß ihre Kapitaleinkünfte eben die Zukunft seien, deren Herausforderungen man sich zu stellen habe. In der Dramaturgie der Zeit — Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft — versteckt sich nicht nur die Hoffnung und manifestiert sich ein Bewußtsein geschichtlicher Zusammenhänge, sondern liegt auch ein großes Potential ideologischer Repression: Durch die Definition dessen, was vergangen und was als Aufgabe der Zukunft anzusehen sei, kann Macht ausgeübt und Ohnmacht erzeugt werden. Siglinde Bolbecher/Konstantin Kaiser Deutsch Requiem Nach dem Brand betrachte ich die Brandstatt. Ascheland füllt den Blick bis zum Rand. Schwarzer Rauch ringelt auf und in der Verlassenheit seh ich die Bewegung, diese Regung von Gestorbenem... Nur ein Rauch. Nichts als Rauch. Er flieht auch. Slowenisch Rekvijem Po poZaru opazujem pogoriste. DeZela pepela napolni pogled do roba. Crn dim se vrtindi in v zapustenosti si ogledujem gibanje, ta vzgib umrlega... Samo dim. Nié razen dima. Tudi on zbeZi. Prevod Lutka Jenéiéov/Ubersetzung von Lutka Jentit