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ORPHEUS IN DER ZWISCHENWELT

Zusammensetzungen zu bilden sein, für die geeignete Arrange¬
ments hergestellt werden müssen, was wiederum zu unersetz¬
lichen Erfahrungen verhilft.

Die Notizen zum Kompositionsunterricht sind trotz ihres re¬
lativen Umfangs Fragment geblieben. So durchdacht und in sich
geschlossen sie sind, sie fügen sich bruchlos in das von Schön¬
berg bekannte Bild. Hauptproblem ist das Verhältnis des tra¬
ditionellen Handwerks zu der Aufgabe, schöpferische Per¬
sönlichkeiten heranzubilden. Die Aufzeichnungen zum
Unterricht in den einzelnen Instrumental- und Gesangsfächern
sind dagegen ganz unschätzbar, weil sie in einer gewissen
Vollständigkeit technische Details enthalten, die man sonst nur
aus zweiter Hand kennt: aus mündlicher oder schriftlicher Über¬
lieferung durch Schüler oder aus Aufnahmen dieser Schüler. So
findet man zum Beispiel genaue Angaben über die Pedalisierung
beim Klavierspiel, die Lagentechnik bei den Streichern'‘, den
dynamischen Ausgleich zwischen den Registern bei den
Holzbläsern usf., ergänzt um Anregungen an Instrumentenbauer
(in diesem Zusammenhang kommt Schönberg auch kurz auf
frühere Spekulationen über eine Reform der Orgel zurück).

Besonders eingehend werden die Anforderungen an den
Gesangsunterricht behandelt: Die Singstimmen werden wegen
der großen Säle zum Forcieren getrieben. Besser wäre der
Einsatz von Lautsprechern als die Überforderung der Stimmen
und der Verzicht auf die nötigen Feinheiten der Gesangskultur.

Im Chor hat jeder bestimmte generelle Kompetenzen zu schu¬
len; darüber hinaus ist eine eigene Chorsängerschule eingerichtet.

Die Orchesterübungen werden im Zusammenhang mit der
Kapellmeisterausbildung abgehandelt, obwohl es Schönberg dar¬
aufankommt, einerseits die Zusammenspielprobleme kennen¬
lernen zu lassen und andererseits die Ausfeilung jeder einzel¬

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nen Stimme wie einer solistischen zu fördern, so daß zugleich
eine neue, soz. demokratische Qualität des Orchesterspiels er¬
fahren werden könnte.

Leider ist die vorgesehene Rubrik „Kammermusik“, die sehr
wesentliche Bestimmungen enthalten hätte, wie aufgrund der
Kammermusikkultur in der Wiener Schule vermutet werden darf,
unausgefüllt geblieben.

Alles läuft aufeine umfassende Ausbildung zu ganzen Mu¬
sikern (nicht in erster Linie Fagottisten, Pianisten, Koloratur¬
sängerinnen etc.) und zu gebildeten Musikern (nicht den ominö¬
sen mit allen Wassern gewaschenen Praktikern, aber auch nicht
solchen, bei denen die ‚Bildung? ein von der eigentlichen Musik¬
ausübung abgespaltenes Eigenleben führt) hinaus. Der Plan ist
die Vision eines Autodidakten, der sich gewissermaßen alles
selbst beigebracht und sehr genau verstanden hat, was ihm un¬
ter Anleitung leichter hätte fallen können, und eines passionierten
Lehrers, der sich inspirierenden Unterricht nur als inspirierten
vorstellen kann, so daß disziplinarische Maßnahmen (von de¬
nen gar nicht die Rede ist) nur diejenigen treffen, die das ih¬
nen überflüssig Scheinende nicht erlernen wollen, weil es ih¬
nen an Talent, d.h. Einsicht in die innere Notwendigkeit, fehlt.

Neben den zahlreichen historischen, soziologischen, psy¬
chologischen und musiktheoretischen Implikationen, die er zwei¬
fellos enthält, gehört der Text, vor allem mit den Vorstudien,
zu den zentralen Stücken im Zusammenhang der wiederholt,
zuletzt 1945, in Angriff genommenen „Theory of Performance“
(Aufführungs- resp. Vortragslehre), deren Rekonstruktion ei¬
ne wesentliche Aufgabe der Schönberg- wie einer historischen
Interpretationsforschung bleibt.

Arnold Schönberg

EXPOSES
EIN MUSIKINSTITUT'

[Umschlag:]

A)PLAN und
B/C}2EXPOSES
EIN MUSIKINSTITUT

[S.]1”
Musikinstitut mit oder ohne Internat
1. Situation
Ausserhalb einer größeren Stadt (Autobusverbindung dort¬

hin oder Eisenbahn'*) / im Süden, sozusagen als Vorort dieser
Stadt

2. Anlage
a)1) zahlreiche Klassenzimmer
QB) 4g Proberäume
3) % Aufführungssäle (auch Theater für
Oper u Tanz)

b)Studios für Übungszwecke (Bungalows Pavillons)
c) Wohngelegenheiten
d)Wohn- und Arbeitsgelegenheiten für die Handwerker und
Arbeiter sowie für die übrige Versorgung der Stadt
e)Festspielhaus
f) Sportplätze
g)Ergänzungs Fortbildungsschulen
h)Direktion
[Lageskizze]

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