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ORPHEUS IN DER ZWISCHENWELT TRUST 2 Grundprinzipien. I. 1. Die Technik aller Art musikalischen Tuns (Spielen, Komponieren etc) ist durch neue Abstraktionen zu erweitern 2. Dagegen ist aber andrerseits diese „Technik-an-sich“ noch auf andere Art zu entwickeln: im engsten Zusammenhang mit den „Tatsachen der Musik“. (Denn „Technik-an-sich“ ist ein Unsinn) 3. Auch ist es nötig den Zusammenhang der abstrahierten Technik mit den Aufgaben des Musizierens dem Schüler bewusst zu machen, anstatt, wie bisher, damit zu rechnen, dass er das schon von selbst finden werde. Il. Die Riickfiihrung der Abstraktionen Der Grundsatz der Production hat auch Grundsatz aller Reproduktion zu sein. Namlich: Es schaffe die Phantasie, die Einbildungskraft, das Vorstellungsvermögen. Alle Schüler haben dahingebracht zu werden, ihre Aufgaben erst zu denken, sich das fertige Resultat erst vorzustellen, ehe sie versuchen es auf dem Instrument hervorzubringen. II. Trachte, was Dir gegeben wurde, zu vermehren, zu verbessern, zu vertiefen und gieb mehr zurück: Jeder Schüler hat sobald als möglich [als] Lehrer der [des?] Nächst-Jüngeren zu funktionieren (Ueben — Lehren) folgt 2 3 Grundanforderungen an den Schüler Es soll kein Schüler weniger als zwei Instrumente, davon eines konzertreif, spielen (resp. „singen“). Von allen Schülern, die sich einmal in leitenden Stellen befinden wollen, sollte ausserdem eine gewisse (festzusetzende) Mindestkenntnis einiger wichtiger Orchesterinstrumente neben dem Hauptfach verlangt werden. Kein Schüler kann das Reifezeugnis erlangen, der nicht 1. Alles kann, was die Harmonielehre verlangt (Modulieren, Harmonisieren, auch am Klavier, Präludieren, Transponieren[)] 2. Durch Analysen ein gewisses Verständnis für die musikalischen Formen nachweisen kann; 3. einigermaßen absolute Tonhöhenkenntnis besitzt / Blattsingen, Blattspielen, Begleiten, Korrigieren, Fehlerverbessern, Notenschreiben, Notenkorrekturenlesen kann. 4. der nicht wenigstens einige der Hauptwerke der wichtigen, führenden Zeitgenössischen Meister kennt und versteht und einiges davon auswendig spielen kann 5. der nicht eine gewisse (festzusetzende) Anzahl von Hauptwerken der Meister wenigstens teilweise auswendig spielen kann, andere aber wenigstens soweit kennt, daß er sie erkennt. 6. der nicht” ein Stück, das er auswendig kennt, auch in einer anderen Tonart spielen kann. 70 4 Die Entwicklung des Vorstellungsvermögens wird gefördert z.B. durch folgende Aufgaben. 1) Der Schüler bekommt ein Stück (nach und nach ein immer größeres) und hat es in Clausur durch bloßes Lesen auswendig zu lernen und vorzuspielen 2) Zuerst auswendig lernen wie oben, dann aber nicht vorspielen, sondern: eine Platte oder ein anderer Schüler spielt es vor. Und der Geprüfte hat nun genau zu erklären, was er sich anders gedacht hat. (Übung insbesondere für Dirigenten) 37" 5 Kapellmeister-Schule (Chormeister Schule) I. Uebungen mit Kammerorchester (KO) ”a) Der Schüler instrumentiert (reduziert) das aufzuführende Stück selbst für das KO b) er schreibt wenigstens einige der Stimmen selbst heraus. c) er liest die Korrekturen der Stimmen d) er hält die Proben mit dem K.O. I. Uebungen m. K.O und Solisten a,b, c, d wie oben e) er studiert als Korrepetitor die Solisten f) er studiert die Aufführung ein und leitet sie [am Rand zu Il.:] Aufführung von kürzeren Opernszenen und Partien aus Oratorien et[c] III. dasselbe mit Chören IV. “ und Solisten An solchen Aufführungen kann sich, soweit es sich um Bühnenwerke handelt, auch ein Regisseur-Schüler beteiligen. —¢—= Die Vorbildung der Kapellmeisterschiiler hat im Prinzip etwa die Allgemein-Uebliche zu sein: Harmonielehre, Kontrapunkt, Formenlehre, Blattspielen, Transponieren, Präludieren, Instrumentieren, InstruBesetzung des Kammerorchesters (nach Bedarf und Möglichkeit) [in Spalten:] 1 Viol 1Br. 1 Vell 1 Klar 1 Hr Klav. (Harm) / 6/7 1 Viol 1 Br 1 Vcl 1 Fl 1 Trp Klav (4hdg) Harm / 6/8 11. Viol 1 II. Viol 1 Br 1 Ve (1 Kbs) 1 Fl 1 KI 1 Hr Klav Harm / 5/10 Schlagw 11. Viol 111“ 1 Br 1 Vcl 1 Kbs/1 Fl 1 Ob 1 Klar 1 Fg 1 Hr 1 Trp 1 Pos/Klav Schg// [nach Gruppen gezählt, dann:] 14