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ORPHEUS IN DER ZWISCHENWELT sioniert bin. Ich möchte ganz gerne abwarten, dass meine Tochter hier ihre Highschoolmatura macht was ungefähr ende Juni sein wird. Aber im Notfall kann ich vorher fahren und sie kann eventuell nachfahren, da sie ja sehr selbständig ist. Ich könnte also mitte Juni oder anfangs Juni dort sein mit meiner Frau. Zu 4. Nocheinmal: Zu einer Übersiedlung kann ich mich erst entschliessen, nachdem ich es ausprobiert habe. Wir können ja die Übersiedlung in Frage ziehen und alles auf dieser Grundlage aufbauen, aber es hätte keinen Sinn wenn ich mich in dieser Hinsicht binde wenn ich doch nicht leben kann. Ich habe vorhin schon gesagt, dass ich erwarte dass die Bezahlung die ich in Deutschland bekomme, ein komfortables Leben ermöglicht. Ich glaube es ist nicht schlecht, wenn ich Ihnen ungefähr beschreibe worin es hier besteht: Unser Haus hat drei Schlafzimmer und ein Dienerhaus. Ich habe 2 Zimmer als Studio-Bibliothek. Ausserdem haben wir einen Ausserordentlichen grossen Salon, oder was man hier ‚Livingroom’ nennt und ein schönes Speisezimmer und Frühstückszimmer. Dieses Haus ist augenblicklich um ein Schlafzimmer zu klein für uns. Aber wir können es auch so einrichten. Also ich glaube nicht, dass wenn wir alle in dem selben Platz wohnen sollten, dass unsere Wohnung wesentlich kleiner sein sollte. Nun, ausserdem haben wir Centralheizung welche mit Gas bestritten ist und die ausserordentlich billig hier ist, und warmes Wasser und drei Badezimmer — das wird in Deutschland nicht möglich sein dass man 3 Badezimmer hat. Aber ich glaubte dass wir 2 haben sollten wenn wir alle dorten sind. Ausserdem haben wir, was in Los Angeles eine Lebensnotwendigkeit ist, ein Auto, und das würden wir warscheinlich mit hinüber bringen können. Also Essen ist jedenfalls normal darin sind wir nicht überschwenglich, auch im Trinken nicht. Was die Frage der Übersiedlung erschweren würde, ist der Transport meiner Wohnungseinrichtung oder zumindest, meiner Bibliothek die einen grossen Teil davon ausmacht. Wenn man hier Möbel verkaufen kann, was ich aber nicht glaube, wenn man gleichwertige in Deutschland anschaffen kann, so würde es doch warscheinlich auf einen Transport herauskommen der sehr teuer ist. Sie sehen, ich bin ein schwerer Fall, eigentlich schon ein alter Mann, das lässt sich nicht mehr wegleugnen — auf die Dauer wenigstens, aber ich möchte Ihnen doch etwas selbst geben. Zu diesem Zweck habe ich ein Programm, allerdings skizzenhaft ausgebreitet, von dem was ich zum Beispiel in einem zwölfwochenlangen Kurs tun würde. Mir kommt es vor, dass es ziemlich interessant ist, schon durch die Gegenstände von welchen ich zu sprechen wünsche. Aber es kommt dazu, dass, ich glaube, manche Sachen hier zu sagen habe die wohl den meisten Musikern neu, oder wenigstens unbekannt sind. Ich weiss nicht ob ich versprechen kann — ja ob ich es überhaupt in Betracht ziehen kann, dass ich herumreise in verschiedene Orte um Vorträge u.s.w. zu halten, oder mich bloss zu verbeugen. Ich bezweifle dass meine Gesundheit das zulassen würde; aber selbst wenn, so glaube ich wäre es ein viel besseres Arrangement, wenn ich einen ständigen Wohnsitz hätte und die jenigen die von mir etwas haben wollen, zu diesem Orte kommen. Schliesslich und endlich wird auch Bayreuth nicht in Jedes Haus zugestellt. Ich kann Ihnen garnicht sagen welche Freude mir alles das macht was ich jetzt von Zillig und Rufer und von Ihnen erfahren habe. Die Nachrichten sind so angenehm und es ist ein solchen Vergnügen dass ich doch sehe welchen Widerhall meine Musik erweckt; und das selbe ist mit dieser Absicht mich nach Baden-Baden zu bringen. Was immer nun draus werden mag so hat es mir ebenfalls eine sehr grosse Freude bereitet. Ich hoffe wirklich dass ich gesund genug bin um das auszuführen. Ich hoffe, dass das Programm der Vorlesungen das ich Ihnen schicke, Sie interessieren wird. Es ist vorläufig nicht bindend, möglicher Weise werde ich das Eine oder Andere weglassen oder irgend etwas Anderes hinzufügen. Ich habe z.B. in den letzten Jahren, gelegentlich einmal Orchestration unterrichtet, und das wäre vielleicht garnicht unmöglich, dass ich derartige Kurse halte. |...] Nun bin ich sehr gespannt auf Ihre Antwort und sehe dem mit grosser Hoffnung entgegen. Es sind wohl Schwierigkeiten, aber ich glaube nicht dass sie unüberwindlich sind. Also lassen Sie mich bald von sich hören.‘ In der Anlage hat Schönberg einen zweiseitigen Plan für seine Vorträge beigelegt.” Interessant an diesem Plan, der im Grunde die Schönbergsche ‚Formenlehre’ vorstellt, ist vor allem, daß er entgegen Schönbergs früheren Unterrichtsgepflogenheiten” am Ende auch einen Teil mit „Analysen einer Reihe meiner eigenen Werke auf der Grundlage der vorher dargestellten theoretischen Basis“ vorsieht, die „Kammermusik und Orchesterwerke meiner wichtigsten Stilperioden“ vorstellen sollen. Möglicherweise hat Schönberg in diesem Kurs eine Chance gesehen, seine Theorie, die er — wie bekannt zu seinem äußersten Unmut — in Deutschland vor allem ‚entstellt’ durch Thomas Manns Roman Doktor Faustus verbreitet sah, einmal selbst zu ENTWURF EIN®SR VORTRACSFOLOE FÜR EINEN 12 WOCHEN UMFASSENDEN KURS VON 3 MAL 2 STUNDEN PER WOCHE, Die hier anzegebenen Gegenstände werden in Yielen Fälle mehr als einen Klassentag beanspruchen . Sie werden durch Beispiele aus der Literatur Allustriert sein, wozu warscheinlich ein Frojektor erforderlich sein wird, Die angegebene Reihenfolge ist noch nicht bindend, I). KonsiniktAon des ersten "Teils einer Sonate, eines Quartettsatz, Symphonie etc. ). Was 1st an tlematischen Material erforderlich. 2). Käharakteristik der Themen in hinsicht auf ihre Stellung und Bedeutung. Bf: Der motivisehe 2usammenhang der Themen, 4), Verhalten der Harmonie. 5), Mittel der Erzeugung der nötizen Kontraste.und eines flies3% senden Verlauf der darstellung der Gedanken, 6). Dis Technik der Überleitung. 7). Rrzeugung von verschiedenenirten von Schlüssen. 8). Die Technik der Liquidierung. Ur), Die Durchführung,der kontrastierende Mittelteil. 1). Grundsätzliche Verschiedenheit der Konstruktion der zusammensetzenden Elemente. 2), Der modulatorieche Ablauf der Harmonie, sein Weg und sein Ziel. 3). Durchführung eines einzigen Themas. 4), Durchfüheung nehrereh Thenen. a) In loser aufeinanderfolge. 5 b) In kontrapunktischer oder polyphoner ation. 5). eee der Verbindung oder Gegontlberstellung der einzelner Teils, &) Durch Übergänge verbunden, b) Als Gegensätze nebeneinander gestelit. ¢) Durch Liquidierungen von einander getrennt. Die Rückführung una Vorbereitung der Repriese, a) Einfaches hinlberfiisssen wie in Mozart ete b) Erzeugung einer dramatischen üpannung wie in Beethoven, 6) III). Die Repriese, @le notwendige und unnotwendiben linderuren. t 10 Die tonale Stellung derdektensatzgäuppe 83