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Nichte von Theodor Kramer, die 1939 nach
New York geflüchtet war, wo sie ihren Lebens¬
mittelpunkt fand.

In dem Essay „Edith Kramer. Kunst als Freu¬
de und Heilung“ beschreibt Marianne Hussl¬
Hörmann das intellektuelle Milieu zwischen
Wien, Berlin, Prag, in dem Edith Kramer auf¬
wuchs und das ihren Werdegang als Malerin
und psychoanalytisch geschulte Therapeutin
prägte. Dabei glättet sich, was für die Zeitge¬
nossen der jungen Edith Kramer Abgründe auf¬
riß und für uns Nachgeborene nur zu deutlich
die präfaschistischen Seite zeigt: „... es gab ei¬
ne christliche und eine jüdische“ Jugend¬
bewegung, die das religiöse Gemeinschafts¬
gefühl fördern wollten und gemeinsame, aber
auch polarisierende Ideale vertraten.“ Es
handelt sich hier um den Wandervogel, die
deutsch-christliche Jugend, die vor das zivili¬
sationskritische Wägelchen ins antisemiti¬
schen Zaumzeug eingespannt war, und die ,, jii¬
dische“ frei-deutsche Jugendbewegung um
Siegfried Bernfeld, Otto Fenichel, Käthe
Leichter. Daß diese religiös ausgerichtet ge¬
wesen sein soll, ist neu...

In einer Anmerkung erwähnt Marianne Hussl¬
Hörmann den „später für sein dichterisches
Schaffen berühmt‘ gewordenen Onkel Edith
Kramers, den Lyriker Theodor Kramer, dessen
Werk „sich durch sozialkritische wie auch rea¬
listische Schilderungen der Provinz auszeich¬
net“. Von welcher Metropole aus diese „Pro¬
vinz“ auch immer gesehen wird, Kramer
schrieb über Österreich, über Stadtschaften
und ihre Bewohner, über das Weinviertel, die
Dobrudscha, das Banat, schottische Bergar¬
beiter und englische Slums und über einen
„Ofen von Lublin“. — S.B.

Eveline List: Mutterliebe und Geburtenkon¬
trolle. Zwischen Psychoanalyse und Sozialis¬
mus. Die Geschichte der Margarethe Hilfer¬
ding-Hönigsberg. Wien: Mandelbaum Verlag
2006. 248 S. Euro 24,90

Literatur überwindet Grenzen VII. Literatur¬
wettbewerb für junge AutorInnen zum Thema
Hoffnung. Graz: Perplex 2006. 158 S. Euro
20,¬

2.000 TeilnehmerInnen aus 19 Ländern reich¬
ten Texte ein, die 102 Texte der SiegerInnen des
Wettbewerbs sind im Buch dokumentiert. Es
gibt verschiedene Altersgruppen. Alle Einsen¬
dungen miissen in deutscher Sprache sein.
Vielleicht sollte man die jungen AutorInnen an¬
regen, sich gegenseitig zu übersetzen?

Erika Mitterer: Der Fürst der Welt. Roman. Mit
einem Nachwort von Martin G. Petrowsky.
Wien: Seifert 2006. 710 S.

Der zwischen 1933 und 1938 geschriebene
Roman, in dem „Einschüchterung durch Terror,
durch Furcht“ in der Zeit der Inquisition und
Hexenverfolgung aufgezeigt werden, gehört zu
den wenigen großen Romanen, die der Haltung
nach der Literatur der Inneren Emigration zu
zurechnen sind. Zwei Lesearten waren mög¬
lich: Während die NS-Zensoren zunächst

nichts bemerkten und der Roman 1940 in
großer Stückzahl (35.000) aufgelegt wurde, be¬
richteten damalige Leser von der oppositio¬
nellen Wirkung gegen den totalitären Macht¬
anspruch des NS-Staates und seine pseudore¬
ligiöse Herrschaftsideologie. Die Neuausgabe
ist die erste vollständige, d.h. ungekürzte
Ausgabe nach 1945.

Jonny Moser: Wallenbergs Laufbursche. Ju¬
genderinnerungen 1938-1945. Wien: Picus
2006. 392 S.

Isolde Mozer: Zur Poetologie bei Heinrich
Eduard Jacob. Würzburg: Königshausen &
Neumann 2005. 444 S. (Epistemata. Würz¬
burger Wissenschaftliche Schriften. Reihe
Literaturwissenschaft. Bd. 558).

Ernst Nedwed (Hg.): Josef Hindels. Mit der
Feder und dem Wort. Eine Bibliographie von
Herbert Exenberger mit biographischen Bei¬
tragen von Georg Scheuer, Ernst Winkler, Paul
Blau, Alfred Dallinger. Wien: Bund Sozial¬
demokratische Freiheitskämpfer, Opfer des
Faschismus und aktiver Antifaschisten 2006.
257.

Manfred Oberlechner (Hg.): Die missglückte
Integration? Wege und Irrwege in Europa.
Wien: Braumüller 2006. 280 S. Euro 26,90
(Sociologica. Bd. 10. Hg. von Hilde Weiss und
Christoph Reinprecht).

Jörg Osterloh: Nationalsozialistische Juden¬
verfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938¬
1945. München: Oldenburg 2006. 721 S. Euro
59,80

Hans Perting: Im Sechsten Arm. Roman.
Brixen: Provinz Verlag 2005. 321 S. Euro 14,80
Eine Auseinandersetzung mit Faschismus,
Antisemitismus und Judentum im Italien Mus¬
solinis, dargestellt am Schicksal einer jüdischen
Familie in Form eines Versepos. Diese sugge¬
stive Form der Darstellung erfordert ein gro¬
Bes Vertrauen in den Autor.

Ernst Philipp, Adolf Placzek: Cousins in Exile.
An Anthology. Poems. With an Introduction by
Margaret C. Ives. Lancaster: Department of
European Languages and Cultures, Lancaster
University (2004). 58 S.

Evelyne Polt-Heinzl, Daniela Strigl (Hg.): Im
Keller. Der Untergrund des literarischen Auf¬
bruchs nach 1945. Wien: Sonderzahl 2006. 216
S. Euro 19,80

Evelyne Polt-Heinzl: Zeitlos. Neun Porträts.
Von der ersten Krimiautorin Österreichs bis zur
ersten Satirikerin Deutschlands. Wien: Milena
Verlag 2005. 206 S.

Robert Quintilla: Ein Gallier in Danubien.
Erfahrungen eines Zwangsarbeiters unter dem
NS-Regime. Aus dem Französischen von
Jürgen Strasser. Mit einem Nachwort von

Michel Cullin. Wien: Verlagsbüro Johann
Lehner 2006. 232 S. (Edition Milo - Texte und
Studien. Hg. von Helmuth A. Niederle. Bd. 1).

Brigitte Rigele: Kindereuthanasie in Wien
1940-1945. Krankengeschichten als Zeugen.
Wiener Geschichtsbilder, Beiheft 1/2005. Ver¬
öffentlicht vom Wiener Stadt- und Landes¬
archiv, Reihe B, Ausstellungskatalog Heft 71.
Am Titelblatt eine Zeichnung „Hampelmann
führt uns an“ von Engelbert Deimbacher, 3.
Oktober 1942, gestorben am 8. November 1942
(aus seiner Krankengeschichte).

Anny Robert: Herrlich ist’s in Tel Aviv — aus
der Wiener Perspektiv’. Erinnerungen. Hg. von
Daniela Ellmauer, Miguel Herz-Kestranek,
Albert Lichtblau. Wien, Köln, Weimar: Böhlau
2006. 298. S. („Spuren in der Zeit“. Hg. im
Auftrag des Instituts für Geschichte der Juden
in Österreich und des Zentrums für jüdische
Kulturgeschichte der Universität Salzburg von
Eleonore Lappin und A. Lichtblau).

St. Pölten 1945-1955. Geschichten einer Stadt.
Redaktion: Franz Forstner, Thomas Karl, Peter
Kopecky. St. Pölten: Magistrat der Landes¬
hauptstadt St. Pölten 2005. 224. S. (St. Pöltner
Regenbogen 2005. Kulturjahrbuch der Stadt St.
Pölten).

Theodor Sapper: Kettenreaktion Kontra. As¬
soziationsgewebe eines Verfolgten aus den
Terrorjahren 1938-1945. Hg. und mit einem
Nachwort von Hartmut Zelinsky. Salzburg:
Anton Pustet 2006. 592 S. (Den Opfern der
Rassenverfolgung 1933-1945 gewidmet).

Hermann Schreiber: Straßburg — zwischen den
Zeiten, zwischen den Völkern. Gernsbach:
Casimir Katz Verlag 2006. 346 S. Euro 23,¬

Carolina Schutti: Die Bibel in Elias Canettis
Blendung. Eine Studie zur Intertextualität mit
einem Verzeichnis der Bibelstellen. Innsbruck:
innsbruck university press 2006. 217 S. Euro
38,00 (Innsbrucker Beiträge zur Kultur¬
wissenschaft. Germanistische Reihe. Bd. 70).

Elke Seefried: Reich und Stände. Ideen und
Wirken des deutschen politischen Exils in
Österreich 1933-1938. Düsseldorf: Droste
2006. 594 S. (Beiträge zur Geschichte des
Parlamentarismus und der politischen Parteien.
Bd. 147).

Stella Silberstein: Hotel Excelsior. Tagebuch ei¬
ner Spurensuche. Hg. von Ingeborg Hecht und
Kurt Kreiler. München, Hamburg: Dölling und
Galitz 2005. 275 S.

Manés Sperber: Zur Analyse der Tyrannis. Ein
sozialpsychologischer Essai. Hg. von Wilhelm
H. Hemecker mit einem Nachwort von Esther
Marian. Graz: Leykam 2006. 128 S. Euro 19,90
(19,40 in der BRD)/SFr 29,90.

Neuausgabe des 1939 in Paris im Exilverlag
, Science et Littérature“ erschienenen Essays.

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