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Hephaistos: (brummt) Was denkt sich dieser Zeus eigentlich. Gut möcht er ausschauen, wenn ich ihn nicht herausgerissen hätt. Hab ihm den Prometheus vom Hals geschafft, diesen Bolschewiken, der ihm die Produktiv-Kraft enteignet hat. Hab ihn an den Kaukasus geschmiedet, direkt gegenüber den Öl-Quellen, die der Zeus dann wieder in Besitz genommen hat. Kann er also Rache nehmen an dem Revolutionär, jetzt wo er wehrlos ist. Schickt ihm diesen Raubvogel, daß er seine Leber frißt. Soll er nur. Aber daß er mich, dem er alles verdankt, jetzt mit ein paar Brocken abspeisen will! Das würde ihm so passen... Aber ich... (nähert sich dem Prometheus) Hallo! Prometheus: (angeschmiedet; der Adler hockt neben ihm) Sieh da, Hephaistos, der Schmied, kommt sein Werk inspzieren. Schäm dich. Bist ein Arbeiter wie ich und machst den Handlanger für den Tyrannen. Hephaistos: Weg da, du Federvieh! Kannst später wiederkommen. (Adler ab) Was soll ich machen, Kumpel? Soll ich arbeitslos sein wie so viele? Wenn wir immer fragten, was sie machen mit dem, was wir leisten, wohin gerieten wir da? Prometheus: Wenn wir immer fragten,was sie machen mit dem, was wir leisten, wohin gerieten s ie da? Er hat nicht einmal Dank für dich! Hephaistos: Er zahlt mir den Lohn auf Heller und Pfennig. Prometheus: Ja, nachdem er seinen Profil abgeschopft hat. Hephaistos: Er ist eben der rechtmäßige Herr. Dagegen ist nichts zu machen. Prometheus: Was ist er? Rechtmäßig? Er hat, hör ich, den eigenen Vater entthront. Und die Schwester geheiratet. Die er aber dann nach Strich und Faden betrogen. Hephaistos: Der alte Kronos mußte weg. Hat die eigenen Kinder gefressen. Weißt du das noch? Prometheus: Eine feine Familie! Hephaistos: Eine Ordnung muß es geben. Sonst konnte man nicht existieren. Prometheus: Eine Ordnung allerdings. Aber doch nicht diese! Hephaistos: (schweigt) Prometheus: Du duldest alles für ein paar Heller. Nicht so viel Respekt erweist er dir. Hephaistos: Immerhin hab ich die hübsche Frau, die Aphrodite. Häßlich wie ich bin, hätt ich die nie gekriegt ohne seine Hilfe. Prometheus: Hast du sie wirklich? Wenn du bei der Arbeit bist, läßt sie sich trösten von diesem Ares, dem feschen Polizei-Offizier. Hephaistos: (wütend) Du, halt die Klappe! Gleich hol ich den Adler wieder her! Prometheus: Was willst du denn? Nicht ich mach dich zum Hahnrei, sondern der Ares. Und der Tyrann hilft dabei. Freilich: warum sollte es die Tochter anders treiben als der Vater? Hephaistos: (schaut wild umher) Prometheus: Sein ist die Rache, er wird schon vergelten, nicht wahr? Schon, wenn du dich darauf verlassen willst... Hast ihm Ja für die Rache genug Blitze geschmiedet. Bezahlt er dich auch richtig nach dem Tarif? Erkundig dich doch bei der Gewerkschaft, sonst legt er dich gleich nochmals hinein. Hephaistos: Gewerkschaft? Was ist das? Prometheus: Frag doch den Ares, den Polizei-Kommissar! Der hat Erfahrung mit widerspenstigen Proleten. Hephaistos: (wütend) Adler, hieher! Gib’s ihm! Mach ihn fertig! Friß dich satt an seiner Leber, bis er krepiert! Daß wir ihn endlich los sind, den der rebellischen Titan! Prometheus: Uns Titanen, uns Rebellen wird der Zeus nicht los. Pachamama Ich, Evo Morales Ayma, schwöre bei Gott dem Allmächtigen und bei der Pachamama.... La Paz, 22. Januar 2006 Allmutter Natur ist am Gebären. Will uns des Daseins All-Einheit lehren. Da wird was Bedeutendes hingestellt: Sie bringt zur Welt eine neue Welt. Vor 500 Jahren kamen die Weißen. Sie brachten die Kultur, hat’s geheißen. Da war das Evangelium dabei: das Evangelium der Sklaverei. Es meinten auch viele, das bliebe für immer; die Neid-Zeit, die Gier-Zeit endete nimmer. Doch freut sich die Pachamama des Lebens; Gewalt und Arglist waren vergebens. Verachtete Rasse ist an der Macht. Ist aus der Lethargie erwacht. Man sieht sie die Rechnung präsentieren. Viel schlimmer ist aber: Sie können regieren. Was wird mit den Weißen geschehn nunmehr? Da gibt es Leute, die fürchten sich sehr. Doch wer kein Räuber und kein Verächter, der Indio hält ihn mitnichten für schlechter. Allmutter Natur umarmt ihre Kinder. Wir Weißen gehören dazu nicht minder. Der Mensch sei willkommen, der Unmensch nicht — Gemeinsam ist allen die Erde, das Licht... Am 18.12. 2005 gewann der Kandidat des Movimiento al Socialismo, Juan Evo Morales Ayma, die Präsidentenwahlen in Bolivien mit 54 % der Stimmen. Er ist der erste indigene Präsident Boliviens. Bei seinem Amtsantritt am 22.1. 2006 rief er die als Göttin verehrte Mutter Erde an, die alte Pachamama der Andenvölker. 25