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Die Polen gehörten zwar zu den Gewinnern des Krieges, mussten jedoch auf Ostpolen verzichten, und Millionen Polen wurden zwangsweise in die ehemaligen deutschen Gebiete, die jetzt zu Polen gehörten, umgesiedelt. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde der indische Subkontinent in zwei neue Staaten aufgeteilt, Indien und Pakistan; Millionen Hindu und Muslime flüchteten und Hunderttausende wurden durch Gewalttaten getötet. Das war der historische Kontext und daher konnten die etwas mehr als eine halbe Million palästinensischen Flüchtlinge, die nach einem von ihren Führern begonnenen Krieg das Land verließen keine große Aufmerksamkeit erwarten. Der Krieg hatte sofort nach der Unabhängigkeitserklärung mit dem Abwurf ägyptischer Flugblätter in hebräischer Sprache und mit der Bombardierung unseres Lagers und des Kibbuz Nir Am begonnen. Es gab Tote, und einem Palmachnik musste das Bein amputiert werden. Bis zum ersten Waffenstillstand schliefen wir in den Gräben. Nach dem Fall des Kibbuz Yad Mordechai, wo mit einigen Palmach-Einheiten der Vormarsch der ägyptischen Truppen fünf Tage gehindert hatten und 300-400 ägyptische Soldaten töteten, war der Negev vom Norden des Landes abgeschnitten. Als ich Mitte August mit einer alten Dakota aus dem belagerten Negev ausgeflogen wurde, beschoss uns die ägyptische Flak. Um Mitternacht landete das Flugzeug in Tel Nof (damals Tel Litvinsky). Mir schlug bei der Ankunft ein intensiver Geruch von Orangenblüten entgegen. Wir, die wir keine Ausweise, keine richtigen Uniformen hatten, kamen in einen Saal, wo uns gutes Essen sowie Ausweise und Uniformen erwarteten. Ich erhielt zwei Wochen Urlaub, und schon am nächsten Tag fuhr ich wieder in den Kibbuz Schaar Haamakim. Ein Besuch bei meinem Bruder, der in Jerusalem kämpfte, wäre zu kompliziert gewesen. Als ich von meinem Urlaub im Frühherbst 1948 zurückkehrte, erhielt ich Befehl, mich im Lager des neu formierten neunten Palmach-Regiments zu melden, dessen Kommandant Chaim Bar-Lev später Generalstabschef und Minister werden sollte. Wieder kam ich zu einer Einheit der leichten Artillerie. Bis Sommer 1948 war die israelische Armee in schweren Waffen und Flugzeugen den arabischen Invasoren unterlegen, doch dann sollte sich die Lage langsam ändern. Die arabischen Armeen litten unter dem Embargo und hatten Schwierigkeiten mit dem Nachschub von Munition und Ersatzteilen. Wir hatten zuvor im Zweiten Regiment zwei 20-mm-Kanonen, die erst im April 1948 ins Land geflogen worden waren, und zwei im Land produzierte Mörser mit 10 Geschossen gehabt. Im Neunten Regiment hatte mein Zug 3-Inch-Mörser zu bedienen, und in meiner Gruppe bekam ich die schwerste Aufgabe: das 28 kg schwere Rohr zu schleppen. Das Militärlager hatte alle Annehmlichkeiten eines ehemals britischen Lagers, es gab ein Schwimmbecken, ein Kino und selbstverständlich eine Kantine. Da ich ein „alter“ Soldat war, musste ich nicht die Ausbildung der soeben eingezogenen Soldaten mitmachen und verbrachte den Tag mit Zeitunglesen und dem Hören von Nachrichten. Zahal, die israelische Verteidigungsarmee, hatte zwar den Vormarsch der ägyptischen Armee noch vor dem letzten Waffenstillstand gestoppt, aber ein großer Teil des Negev war noch in ägyptischer Hand, und die jüdischen Orte im Negev, die ein kompaktes Territorium bildeten, waren 46 ZWISCHENWELT vom ägyptischen Militär umzingelt. War Israel noch nach dem ersten Waffenstillstand an dessen Verlängerung interessiert, während die arabischen Staaten die Kämpfe wieder aufnehmen wollten, kehrte sich die Lage nach dem zweiten Waffenstillstand um — Israel wollte die Invasoren verjagen und die arabischen Führer dazu bringen, einem Frieden zuzustimmen. Beides war durch Diplomatie nicht zu erreichen. Die Lage war für den jüdischen Staat gefährlich - Amerikaner und Briten wollten den Teilungsplan der UNO vom 29.11. 1947 ändern und Folke Bernadotte, der schwedische UNO-Vermittler, hatte bereits angefangen, diesen Plan in Rhodos zu entwerfen. Er konnte seine Arbeit nicht beenden, denn am 17.9. 1948 wurde er von vier Mitgliedern der Lechi (Sterngruppe) in Westjerusalem ermordet. Der Bernadotte-Plan, der vorsah, den Negev (Trans-) Jordanien zukommen zu lassen und die jüdische Einwanderung zu begrenzen — was damals einer britischen Herrschaft gleichgekommen wäre, denn die Briten hatten die Absicht, den Negev für ihre Militärbasen zu verwenden — wurde nicht nur von Israel, sondern auch von Ägypten und dem Libanon abgelehnt. Anfang Oktober traf die von David Ben Gurion geführte israelische Regierung die Entscheidung, die ägyptische Armee anzugreifen, und wir wurden auf eine unmittelbar bevorstehende Aktion vorbereitet. Allerdings wussten wir nicht, ob wir gegen die Ägypter oder die viel besser ausgebildete Arabische Legion kämpfen würden. Noch vor dieser Aktion hielt der damals zur linkssozialistischen Mapam gehörende ehemalige Chef der Hagana, Moshe Sneh (er wurde ein führendes Mitglied der israelischen KP), im Kino des Lagers vor unserem Regiment eine pathetische Rede, in der er uns darauf aufmerksam machte, dass wir unsere Waffen von den „sozialistischen Staaten“ erhielten und deswegen einen Eid ablegen sollten, diese Waffen nie gegen „die Welt von Morgen“ zu verwenden. Die „sozialistischen Staaten“ aber sollten bald ihre Politik wieder einmal radikal ändern und eine 180-Grad-Wendung vollziehen. Doch im Sommer und Herbst 1948 ergriffen die sowjetischen Diplomaten in der UNO noch für Israel das Wort. Am 18. August sprach im Sicherheitsrat für die UdSSR Jakov Malik und sagte: „[...]eine lang anhaltende Studie der Palästinafrage in den Vereinten Nationen gibt uns jeden Grund zu glauben, dass die Schuld und die Verantwortung für alle Entbehrungen und Leiden [der arabischen Flüchtlinge, Anm. K.P.] bei der Regierung des Vereinigten Königreichs und den britischen militärischen Autoritäten im Nahen Osten liegen. Ein großer Teil der Verantwortung liegt auch bei „einflussreichen Kreisen“ der USA. Um der ‚egoistischen Interessen‘ der „Strategen“ des Vereinigten Königreichs, und der Ölgesellschaften der USA willen, „wurden die Ruhe und friedfertige Arbeit von einer halben Million Arabern geopfert, die gezwungen wurden, ihre Heime als Ergebnis von aus dem Ausland aufgewiegelten Feindseligkeiten zu verlassen“. Ende September 1948 bildete Mufti Amin el-Husseini im von den Ägyptern besetzen Gazastreifen eine gesamt-palästinensische Regierung; offensichtlich ein Schritt gegen die vorgeschlagene „Fusion“ des arabischen Palästina mit TIransjordanien, dessen König Abdullah ein vehementer Gegner des Mufti war. Die sowjetischen Diplomaten sprachen sich gegen die Einladung einer Delegation der vom Mufti angeführten Regierung bei der UNO aus. Die hebräischen Zeitungen berichteten über solche Ereignis