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Stattersdorfer Bürgermeister und Schutzbundkommandanten Johann Wohlfahrter und der St. Pöltner Gemeinderätin Maria Emhart, die am 13. Februar aus Wien zurückgekehrt war, versuchte der St. Pöltner Vizebürgermeister, der auch SDAP-Parteisekretar war, den militärischen Widerstand des schlecht bewaffneten und wohl auch schlecht organisierten Schutzbundes zu entfachen. „Maria Emhart beauftragte Leopold Mühlmann nach Mitternacht in der Au nach vergrabenen Waffen zu suchen. Diese waren allerdings bereits stark verrostet und daher unbrauchbar. Weiters mobilisierte Emhart über die Jugend die Schutzbundführer. Im Einquartierungshaus wurden Eierhandgranaten abgefüllt und in Kinderwägen erfolgte der Transport in die Au. Emhart veranlasste auch die Ausgabe von Waffen, mobilisierte einen Schutzbündler, der das Maschinengewehr bedienen konnte, und erlebte schließlich auch die ersten Verwundeten“, ist beim St. Pöltner Historiker Siegfried Nasko nachzulesen. Dabei blieb es aber nicht, schnell hatte der Schutzbund die ersten Gefallenen zu beklagen, während es auf Seiten von Heimwehr, Bundesheer und Polizei/Gendarmerie ‚nur‘ zu Verwundungen kam. Bis 16. Februar 1934 dauerten die Gefechte an verschiedenen Punkten des Stadtgebietes an. Letzten Endes erwies sich aber der St. Pöltner Schutzbund als eklatant zu schwach, um auch nur den geringsten militärischen Erfolg für sich verbuchen zu können. Bald waren hunderte sozialdemokratische Kämpfer, darunter auch Maria Emhart, gefangen genommen, der Rest flüchtet sich wohl in die heimatlichen vier Wände, um dort einer eventuellen Verhaftung entgegen zu zittern. Ferdinand Strasser gelang die Flucht nach Krems und dann weiter in die Tschechoslowakei. Am Abend des 16. Februar wurde die beiden Gölsentaler Schutzbündler Viktor Rauchenberger und Johann Hoys, die ein St. Pöltner Standgericht an diesem Tag zum Tode verurteilt hatte, im Hof des St. Pöltner Kreisgerichtes am Schießstattring mittels Würgegalgen exekutiert. „Schutzbündler legten am frischen Grab rote Blumen nieder, worauf Hoys und Rauchenberger im Auftrag der Polizei exhumiert und verlegt wurden“, weiß Siegfried Nasko zu berichten. Josef Wohlfahrter nahm in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1934 an Gefechten beim St. Pöltner Alpenbahnhof teil und dürfte sich auch am Angriff des Schutzbundes gegen das Elektrizitätswerk in der Jahnstraße beteiligt haben. Auf jeden Fall wurde seine Leiche in den Mittagsstunden des 14. Februar in der Traisenau östlich der Meuserfabrik mit einem Kopfschuss durch das rechte Auge aufgefunden. Obwohl im Zuge der Obduktion im St. Pöltner Krankenhaus eindeutig festgestellt wurde, dass es sich um einen Fernschuss aus einem Mannlicher-Gewehr handelte, musste der Obduktionsbefund auf Druck der Behörden auf Selbstmord durch Schuss in den Mund abgeändert werden. An Wohlfahrters Begräbnis am 17. Februar durften nur seine Witwe und seine zwei Kinder teilnehmen, ganz Stattersdorf war von der Gendarmerie zerniert. 1992 machte der St. Pöltner Historiker Karl Gutkas den St. Pöltner Mühlenbesitzer, Bauernbundpräsidenten und Politiker der Zwischenkriegszeit Josef Zwetzbacher als mutmaßlichen leiblichen Vater von Engelbert Dollfuß, der ja bekanntlich 1892 als sogenanntes ‚lediges Kind‘ von der Bauerntochter Josepha Dollfuß geboren worden und bei seinem Ziehvater Leopold Schmutz im niederösterreichischen Kirnberg aufgewachsen ist, aus: „Tatsächlich würde manches auf die Stichhaltigkeit des Gerüchtes hindeuten, auch die Ähnlichkeit im Aussehen. Die Mutter von Dollfuß war zur fraglichen Zeit Dienstmagd, [...]. Dann gibt es eine Reihe von Zufällen im weiteren Leben von Engelbert Dollfuß. Das für einen Bauernbuben aufwendige Studium in Hollabrunn (besonders nach dem Misserfolg im ersten Jahr) wurde nicht von den Eltern bezahlt: In der offiziellen Biographie und nach seiner eigenen Aussage fand er dafür Gönner, die spätere Förderung durch den Bauernbund deutet auch in diese Richtung. Die spontane Einstellung als Sekretär [des Niederösterreichischen Bauernbundes; M. W.], wie sie Josef Sturm später schildert, ist ebenso auffällig wie die Aktivitäten des Bauernbundes, einem unbemittelten Studenten das Studium in Berlin zu ermöglichen.“ Dieser Ökonomierat Josef Zwetzbacher war eine schillernde Figur im Niederösterreich der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Er wurde 1874 in der damals noch nicht nach St. Pölten eingemeindeten Ortschaft Wagram als Spross einer wohlhabenden Mühlenbesitzerdynastie geboren und sollte es bis zu einem der profiliertesten christlichsozialen Politiker der Ersten Republik bringen. 1894 übernahm er den elterlichen Mühlbetrieb. Nach seiner Heirat 1901 war er ab 1908 Landtagsabgeordneter und leistete von ab 1914 bis 1918 Kriegsdienst, unter anderem als Oberleutnant einer Gebirgsbrigade in den Julischen Alpen. Von 1918 bis 1919 war er Bürgermeister der St. Pöltner Nachbar-Ortschaften Stattersdorf, Ober- und Unterwagram, die damals noch eine eigene politische Gemeinde bildeten. Ab 1921 war er Landeshauptmann-Stellvertreter von Niederösterreich, ab 1922 auch erster Präsident der NÖ LandesLandeswirtschaftskammer, ab 1923 Direktor der NÖ Bauernbank und Mitbegründer der 1. NÖ Brandschaden-Versicherung. Nach dem Zusammenbruch der NÖ Bauernbank 1925 ging er abrupt aller seiner Ämter verlustig. Erst 1934 wurde er zum Präsidenten der Wiener Produktenbörse ernannt und erhielt einen Sitz in der Verwaltungskommission der Österreichischen Bundesbahnen. Die kühne These von Gutkas wurde vom St. Pöltner Lokalhistoriker Alois Eder 1997 noch einmal aufgenommen, fand aber sonst kaum Beachtung. Im Jänner 2007 wurde das Dollfuß-Altarbild in der Prandtauerkirche, dem der St. Pöltner Diözesankonservator Johannes Kronbichler zuvor bescheinigt hatte, dass es sich „sicher nicht um ein großes Kunstwerk“ handle, verhängt. Übrigens hatte auch das Denkmalamt nur wenig Freude mit der neben und hinter dem barocken Altar des Lukas von Hildebrandt aufgebrachten Malerei von Manfred Stader und Edgar Müller gezeigt, der Altar werde durch das neue Riesengemälde „stark beeinträchtigt“, hieß es. Wenig später wurden die Leinwände von der Wand rechts und links vom Altar abgenommen, nur die drei göttlichen Tugenden oberhalb des Hildebrandtschen Meisterwerkes blieben hängen. Zuvor hatte sich laut Kathpress Diözesanbischof Klaus Küng wegen der anhaltenden Proteste „aus seelsorglichen Gründen“ „für eine andere Lösung“ ausgesprochen, obwohl das Altarbild „keinerlei politische Botschaft“ enthalte und auch „keine Beurteilung der Vorgangsweise im Ständestaat“ beabsichtigt gewesen sei. St. Pölten locuta, causa finita. Vor der bischöflichen Entscheidung hatte der Kirchenrektor der Prandtauerkirche das umstrittene Werk noch verteidigt. Bevor er das Werk in Auftrag gegeben habe, so der Kleriker, habe er „sein Vorhaben ordnungsgemäß den zuständigen Stellen des Ordinariats vorgelegt.“ Nur auf der Homepage des deutschen Künstlers Manfred Stader ist für Dollfuß-Fans die Welt noch in Ordnung, dort prangen Fotos des chemaligen Altarbildes der Prandtauerkirche mit dem kleinen Diktator in der Kaiserjäger-Uniform. Von Manfred Wieninger ist soeben seine Sammlung von Reportagen aus den Tiefen und Untiefen Niederösterreichs „Das Dunkle und das Kalte“ erschienen (bei der Edition Mokka in Wien). Jänner 2012 5