OCR
als auch für Literaturwissenschaftler nützlichen Lexikon Eigennamen, Austriazismen und Zitate aus Karl Kraus Monumentalwerk „Die letzten Tage der Menschheit“ ausführlich, manchmal aber auch nur sehr kurz kommentiert. Nicht alle Eintragungen sind zufriedenstellend, zum Beispiel: „Dr. Frankfurter: Feldrabbiner, Leiter der israelitischen Militärseelsorge“. Es fehlen sein Vorname (Arnold) und seine Lebensdaten: 1881 — 1942). Auch beim Eintrag Biach gibt es keine Informationen über diese historische Familie. Ari Rath: Ari heißt Löwe. Erinnerungen. Aufgezeichnet von Stefanie Oswalt. Wien: Zsolnay 2012. 340 Seiten. Euro 24.90 Ari Rath, der 1925 in Wien geborene langjährige Chefredakteur der israelischen Tageszeitung „Jerusalem Post“, gehört zur mitteleuropäischen Gründergeneration Israels und war ein enger Mitarbeiter vieler prominenter Politiker der Arbeiterpartei. Er publizierte nun seine sehr lesenswerte und berührende Autobiographie, für die die historischen Fakten jedoch leider nicht immer überprüft wurden. Die „ultraorthodoxe Agudat Jisrael“ wurde nicht „Anfang des 20. Jahrhunderts“, sondern 1912 gegründet. Die „nationalistische Liga für ein Freies Palästina“ wurde nicht von Henry Bergson, sondern von Peter Bergson gegründet (5.100). Der gewisse Herr Teichholz, der für die Geschichte des Wiener Nachkriegsjudentums eine wichtige Rolle spielte, hieß Bronislaw (5.107). Der israelische Parteioffizier, der Adolf Eichmann verhörte, hieß Avner Less, nicht Liss (S.153). Das Pressezentrum in Tel Aviv heisst Sokolow Haus, nicht SokulovHaus, benannt nach dem berühmten zionistischen Journalisten Nahum Sokolow (S.241). Robert Schindel: Der Kalte. Roman. Berlin: Suhrkamp 2013. 660 S. Euro 25,70 BRIEFE ‘Thomas Stoppacher: Jüdische Sommerfrische in Bad Gleichenberg. Eine Spurensuche. Graz: Clio 2013. 158 S. Euro 15,Stanislav Struhar: Fremde Frauen. Zwei Erzählungen. Klagenfurt/Celovec: Wieser 2013. 169 S. Euro 17,40 Thomas Trenkler: Das Zeitalter der Verluste. Gespräche über ein dunkles Kapitel. Wien: Czernin 2013. 248 S. Euro 23,Thomas Trenkler, Kulturredakteur des „Standard“, hat in seinen Büchern im Czernin Verlag und im Standard mit einer Regelmäßigkeit und Konsequenz wie kein anderer österreichischer Journalist zum Thema Restitution berichtet und recherchiert. Er hat auch immer wieder Hintergrundgespräche mit Vertriebenen und Betroffenen geführt; einige konnte er gekürzt im „Standard“ veröffentlichen, andere in voller Länge im „Morgen“ und in „Nu“. Für das sehr schöne Interview mit Herbert Zipper hatte 1989 niemand Interesse. Auch die Gespräche mit Angelica Bäumer und Bettina Looram Rothschild waren bisher unveröffentlicht. Achtzehn Interviews — unter anderen mit Josef Burg, George Tabori, Maria Altmann, Gerhard Bronner, Erich Lessing, Ruth Klüger und Markus Kupferblum — liegen nun kompakt in Buchform vor. Vladimir Vertlib: Ich und die Eingeborenen. Essays und Aufsätze. Hg. von Annette Teufel. Dresden: Thelem 2012. 344 S. Richard Wall: Gehen gegen den Wind. Gedichte Notate Stimmen. Wien: Lécker 2012. 181 S. Eingangs zitiert Wall Jannis Ritsos: „Die Kenntnis der genauen Bedeutung der Dinge ... ist Gerechtigkeit.“ In einem „Prolog“ nennt Wall sich selbst einen Gehenden, im Gehen Denkenden und Dichtenden. So poetisiert das Buch Wanderungen; das Gelände ist ihm immer auch ein Geschichtliches, so wenn er im „tiefverschneiten Hausrucker Kohlenrevier ... den Februar 1934 bedenkend“ unterwegs ist oder „Postkarten aus Galizien und der Bukowina“ schreibt. Die Verse sind lesbar ohne die historischen und kulturgeschichtlichen Kenntnisse, die Wall sich jeweils erarbeitet hat, doch nicht schreibbar ohne diese. Wall ermißt die Gültigkeit seines Gedichts nicht so schr an dem, was ihm formal möglich scheint, als an der Erfahrung, die es nicht verleugnet. Dies seine „Gerechtigkeit“. — K.K. Zeitschriften zeitgeschichte (Wien) 39. Jg. (2012), Heft 6 (Nov./Dez.): Medien — Politik — Repräsentation. Mit Aufsätzen von Michael Schwaiger über „Leo Lanias Konzept einer politischen Medienkunst“ und von Ruth Wodak über die Wahlkampfführung der Freiheitlichen Partei bei den Gemeinderatswahlen 2010 in Wien. Bernhard Forchtners und Christoffer Kolvraas Studie über den österreichischen Film „Der Bockerer“ und den dänischen Film „Matador“ offenbart Parallelen in der Externalislierung des Nationalsozialismus, schneidet aber im Falle des „Bockerer“ die Exil-Vorgeschichte nicht einmal an. Das führt zu dem eigenartigen Effekt, daß Franz Antels und H.C. Artmanns fragwürdiges Filmwerk (1981) aus den geistigen und politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit herausgenommen und zugleich einer moralischen Betrachtung im Rahmen einer Opfermythos-Kritik nach heutigen Maßstäben unterworfen wird. Führt zu dem doch irgendwie komischen Ergebnis einer Historisierung durch Enthistorisierung. — K.K.[S. 65] Ich habe in der letzten ZW den Beitrag über Anton Pariser gelesen. Ich war von meiner Kindheit bis an ihr Lebensende mit seiner Schwägerin, die auch im Artikel erwähnt wird, eng verbunden: Sie war gleich nach Kriegsende Sekretärin meines Vaters Karl Hartl, beide haben im Anschluss an ihre Emigration für die Repatriierung österreichischer Kriegsgefangener in Frankreich gesorgt, dann folgte sie ihm auf zwei seiner diplomatischen Posten, Israel und Türkei. Zurück in Wien war sie meinen Kindern eine dritte Großmutter. Ich bin noch mit ihrem und Parisers Neffen Prof. Jungwirth in Israel in Kontakt, dem wahrscheinlich letzten Verwandten Parisers, da seine Tochter Lene irgendwann in den 70er-Jahren Selbstmord begangen hat. Mit herzlichen Grüßen Annie Weich, Wien, 24.11.2012 . ich arbeite momentan als Freiwilliger im Lehr- und Forschungszentrum „Holocaust“ in Moskau und soll mich im Namen des Zentrums bei Ihnen für die Zusendung Ihres Magazins bedanken. Gerade von den deutschsprachigen Freiwilligen wird die „Zwischenwelt“ mit viel Interesse gelesen. Vielen Dank und freundliche Grüße, Martin Omnitz, Moskau, 13.11.2012 Kondolenzen Wir können nur einen kleineren Teil der Kondolenzschreiben, die nach dem Tod Siglinde Bolbechers am 6. Juli 2012 eintrafen, hier wiedergeben. Einige sind bereits in ZW Nr. 3/2012, auf den Seiten 6-12 zu lesen gewesen. Cher Leander Kaiser, je viens d’apprendre par le periodique ZW le décés de votre belle-soeur. Quelques mois seulement se sont écoulés depuis que je vous aie exprimé mes condoléances 4 l'occasion du décés de votre mére. Une année difficile. Je ne sais pas si Konstantin se rappelle de moi, mais connaissant Giora il saura placer son cousin. Je vous envoie A tous les deux mes condoléances et je dois vous exprimer mon regret de ne pas avoir eu Poccasion de connaitre Sieglinde, car ayant lu le numéro en question et les éloges qu'il contenait je me rends mieux compte de sa force et de sa contribution a la vie morale de PAutriche. Avec tristesse Daniel Bernstein, Paris, 5.12.2012 Vorige Woche erhielt ich die Oktober-Nummer von ZW mit den mannigfachen Beitragen zum Abschied von Siglinde. Ich hatte ihre Bekanntschaft zwei Jahre früher gemacht, als sie mich und meine Frau Cathy zum Nachtmahl in ihr und Konstantin Kaisers Heim einlud. Der Anlaß war die Buchpräsentation meiner Autobiographie im Republikanischem Club, aber davon war beim Nachtmahl kaum die Rede. Ich war von Siglindes offener Gastfreundschaft sofort sehr betroffen und besonders, als sie mir April 2013 65