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dessen Vergewaltigung eines 12-jährigen Mädchens namens Mandegar, die erschreckende Gewalt eines Wolfes über ein junges Lamm. Damit schildert sie das Schwinden der Menschlichkeit. Sehr klug enthüllt die Autorin das wahre Gesicht solch eines Mannes.“ Bevor der Roman Chawar zu einer Liebesgeschichte wird, schildert er eine geschlossene Gesellschaft, in der teilweise noch feudale Traditionen herrschen, die in ihren Praktiken durchaus ehrenwert sind. In diesem Buch stellt die Autorin offen Einstellungen, unmenschliche und unmoralische Verhaltensweisen von Menschen dar, über die bis jetzt nicht viel gesprochen worden ist. Sie betont Ereignisse, die beim Leser manchmal Wut und Entrüstung aufkommen lassen. Die weiblichen Charaktere werden in dieser Geschichte unterdrückt. Diese Unterdrückten erscheinen oft in der Rolle der zweiten oder dritten Ehefrau. Die Hauptfigur Chawar öffnet geschlossene Türen und macht das Leben von mehreren Generationen orientalischer Frauen sichtbar. In einer von Gewalt und permanentem Stress geprägten Atmosphäre sind Frauen in den ländlichen Gebieten Demütigungen, Machtmissbrauch und Diskriminierung ausgesetzt. Chawar enttabuisiert in ihrer Erzählung die Gewalt an Frauen innerhalb familiärer Beziehungen. Das angespannte Leben orientalischer Frauen sowie das Verhalten fanatischer Männer, die einseitig und dominant agieren und mit religiösen Mitteln ihre Ziele und Befugnisse erreichen wollen, werden beschrieben. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Ausspeisung bei Khan Mohammad am Ashura-Tag und deren Folgen. Anliegen der Autorin ist es, dass eine neue Generation moderner Frauen ihre verlorenen und verletzten Rechte durch ein Umdenken der Gesellschaft wiedergewinnen und bewahren kann. Chawars außergewöhnliche und zugleich aussichtslose Liebe fällt der politischen Situation im Iran vor der Revolution 1979 zum Opfer. Chawar, die am Anfang der Geschichte noch wenig Verständnis für die Welt und die Gesellschaft hat, verliebt sich ungewollt. Diese Liebe gipfelt im Tod ihres Geliebten. Leute wie Mohammad Khan sind in unterentwickelten Ländern in großer Zahl zu finden. Außer Vergewaltigung, Verstiimmelung oder anderen Abscheulichkeiten setzen sie keine Taten. Sie töten unschuldige Frauen, und es gibt keine strafrechtliche Verfolgung dieser Verbrechen. Wer kann schließlich in orientalischen Gesellschaften gegen die Verletzung der Frauenrechte etwas tun? Neben der Lebensgeschichte von Chawar schildert Bagheri-Goldschmied die politische Situation in der iranischen Gesellschaft unter der Eder-Shah-Diktatur sowie nach der Revolution 1979 und kritisiert diese beiden Epochen. Zum Schluss erinnere ich an das Gedicht Sändor Petöfis: Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft Freiheit und Liebe sind all mein Streben. Für meine Liebe könnt ich mein Leben, doch für die Freiheit die Liebe selbst geben. Mahnaz Azarniya, iranische Lyrikerin und Malerin Nahid Bagheri-Goldschmieds Übersetzung ihres Romans Chawar in Farsi iat 2013 im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft erschienen. (ISBN 978-3-901602-53-5; Euro 12,-). und mh Gäspär Miklös Tamäs Betas oe im Gespräch über das Scheitern der liberalen THEATER OH GEWi WinuZemune Dezember 2013 85