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In vielen dieser kleinen Arbeiten wird seine Neigung zu Humor und Groteske am besten sicht- und nacherlebbar. Künstlerbücher kleineren Umfangs ohne Text bieten Themenvielfalt: Miniaturen aus getrockneter Tusche (1997), Das Konzert und andere kuriose Zeichnungen und Ex Libris (beide 2005). Frühe Radierungen in besonders exquisiter Qualität und eine Folge von Holzstichen wurden als Legendenbilder wiedergegeben. 2005 erschien Ein Andersen-Bilderbuch mit 41 frühen Tuschezeichnungen zu Märchen des dänischen Dichters. Das Bändchen Waldheimat (1997) enthält 58 Abbildungen nach Zeichnungen und Graphiken zu Peter Roseggers Geschichten, Arbeiten im Miniformat, die auch ohne die Texte bestehen können. Zu etlichen Büchern mit meinen kritisch-satirischen Gedichten habe ich mir Leskoschek als graphischen Begleiter gelichen: zu Einzelgänger, doch gesellig (1996), Nur nicht ernst bleiben (1999), Hier ganz links Herr Zyx (2001) und Dies und das (2005). Landschaftszeichnungen aus einem Notizbuch Leskoscheks illustrieren meinen kleinen Band kurzer Prosa Hoch über dem Eichgraben (1999). Leskoschek gestaltete auch einige heitere Bildergeschichten mit eigenen Texten, und eine dieser Folgen haben wir herausgegeben: Die Abenteuer des Monsieur Petitami (1999). Ein besonders umfangreiches, 230 Seiten umfassendes Märchen, handgeschrieben und mit 225 eingestreuten Zeichnungen illustriert, wurde in kleiner, inzwischen in alle Winde zerstreuter Faksimile-Auflage 1997 publiziert. Einzelne Schwarz-weiß-Arbeiten Leskoscheks, die zu Texten namhafter Autoren passten, gibt es unter anderem in Lyrik- und Briefbänden von Peter Gan, Paula Ludwig, Armin T. Wegner und zu einem originellen handschriftlichen Speiseplan von Peter Altenberg im Faksimile seiner Handschrift. Von besonderer Qualität ist ein Zyklus von elf sehr frühen Tuschezeichnungen (um 1920), meist mit Anklängen an Jugendstil und Expressionismus. In meinem Gedichtbuch Heimgekehrt aus den Träumen (1991) habe ich sie zwischen thematisch verwandten Traumgedichten eingefügt. Zuletzt noch der Hinweis auf einen gleichfalls frühen Zyklus von 13 Holzschnitten mit phantastischen Landschaften, die der Künstler in einem Exemplar handaquarelliert hat. Genau nach diesen Farbblättern habe ich einige wenige handgedruckte Exemplare der Folge aquarelliert. In einer Ausstellung im Wiener Künstlerhaus waren sie vor einigen Jahren zu schen. Eine viel reichhaltigere Ausstellung hatte 1990 die Kammer für Meng Yang Axl Leskoschek, aus „Heimgekehrt aus den Träumen“, Tuschezeichnung Arbeiter und Angestellte in Wien veranstaltet, die ausschließlich mit Objekten aus unserer Sammlung bestückt war. Als Dokumentation erschien damals ein kleiner Katalog mit 25 zum Teil farbigen Abbildungen. Die lange erwartete Monographie folgte etwa 2010, herausgegeben von Günter Eisenhut in Graz in stattlichem Format, mit umfangreichem Text und farbigem Bildmaterial. Nach all diesen Bemühungen bleibt uns die Erwartung, dass vor allem junge Menschen, statt sich von fragwürdiger zeitgenössischer Scheinkunst blenden und täuschen zu lassen, echte Werte, nicht nur von einst, auch von heute Schaffenden, neu entdecken, Werte, wie sie Künstler wie Axl Leskoschek und andere geschaffen haben und immer noch schaffen, mit qualitätvollen bildnerischen Arbeiten, mit denen überzeugende und aufrechte Persönlichkeiten zu uns sprechen. Drei Gedichte, eine Zeichnung und eine Kurzbiographie Erich Fitzbauers sind zuletzt in ZW Nr 2/2013, 5. 27-28, erschienen. — Etliche der von Erich Fitzbauer erwähnten Editionen von LeskoschekGraphiken sind immer noch erhältlich. Mit besonderem Dank an Sonja Mühlberger und Falk Bersch für die liebenswürdige Unterstützung bei Recherche und sprachlicher Korrektur 1943 übergab Carl Anger, ein jüdischer Flüchtling in Shanghai, einem chinesischen Pastor namens Lin Daozhi etwa 2.000 Bücher. Er teilte Pastor Lin mit, dass er die Bücher später abholen werde. Pastor Lin gab ihm das Versprechen, die Bücher aufzubewahren, und er und seine Familie, inzwischen die vierte Generation, haben das Versprechen gehalten und seit 70 Jahren auf den Eigentümer der Bücher gewartet. Nun muss der Wohnblock, in dem Pastor Lin und seine Familie lebten, abgerissen werden, und so kam wieder einmal die dringende Frage für die chinesische Familie auf, wo der rechtmäßige Eigentümer der Bücher sei. Frau Pan Lu, die 65-jährige Schwiegertochter von Pastor Lin, bat das Shanghai Jewish Refugee Museum um Hilfe, einen Ort, an dem heute an das Exil von ca. 18.000 Juden in Shanghai während des Zweiten Weltkrieges erinnert wird. Sie will die Eigentümer der Bücher ausfindig machen. Wer war Pastor Lin Daozhi (1889 — 1981)? Er hatte sich in Mai 2014 31