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Todays disturbed underprivileged children and adolescents in our large cities are not only deprived of love, understanding, space to live and play in, and exposed to the brutality of the streets; they have also been bribed, seduced, and left empty. They are in a sense all addicts, dependent \ on synthetic gratifications which destroy their \ capacity to seek genuine satisfactions for their ) emotional needs. Today’s delinquent gives the impression of being both deprived and spoiled. He is not only violent and destructive but also capricious, convinced that he can get something for nothing, and that desirable experiences can be had without effort.’ Diese Veröffentlichung wiederum ebnete ihr den Weg, ab 1959 (bis 1973) als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der New School for Social Research (72 5th Ave in Lower Manhattan)** tätig zu werden und - teils parallel dazu - am Jacobi Hospital in der Bronx 13 Jahre lang Erfahrungen mit psychotischen Kindern zu sammeln, ganz abgeschen von ihrer Arbeit mit blinden Kindern?” an der Jewish Guild for the Blind (15 West 65th Street in Midtown Manhattan)“ — Erfahrungen, die 1971 in ein weiteres wissenschaftliches Werk einflossen: Art as Therapy with Children.‘ Mitte der 70er-Jahre wurde Edith Kramer zudem zur Adjunct Professorin an der George Washington University in Washington, D.C. ernannt (wohin sie während des Semesters bis ins hohe Alter einmal pro Woche mit dem Zug fuhr), um dort ein „Graduate Art Therapy Program“ aufzubauen;“? ferner wurde sie — in Zusammenarbeit mit ihrer ehemaligen Schülerin, der Kunsthistorikerin Laurie Wilson — eingeladen, an der New York University in Lower Manhattan, nicht weit entfernt von ihrem Wohnsitz, ein „Graduate Art Therapy Training Program“ einzurichten, das sie bis zu ihrem 90. Geburtstag, trotz zunchmender Schwerhörigkeit, einmal wöchentlich leitete. Ergebnis dieser akademischen Arbeit war 1979 ein drittes Buch: Childhood and Art Therapy”, worin sie sich besonders „mit dem Verhältnis von Kunst und Spiel“ beschäftigte.“ Ein Sammelband ihrer verstreuten wissenschaftlichen Arbeiten in Zeitschriften, teils in Zusammenarbeit mit einigen ihrer Schüler, erschien vor einigen Jahren unter dem Titel Art as Therapy. Collected Papers — Edith Kramer.“ Trotz zunehmenden wissenschaftlichen Engagements während der 60er-, 70er-, 80er- und 90er-Jahre hat Edith Kramer jedoch nie die ihr eigene Bodenständigkeit verloren, was einerseits Ausdruck in Bildern fand, die sie in New Jersey malte (wohin sie bis ins hohe Alter regelmäßig mit dem Wagen fuhr), andererseits in Buchillustrationen - so z.B. für zwei Bände von Hazel Perper“* — sowie in ihrer jahrelangen, monumentalen Mosaik-Arbeit für die New Yorker Subway, die heute permanent im U-Bahnhof Atlantic Avenue in Brooklyn ausgestellt ist.‘ Ausdruck fand diese ‚Bodenständigkeit‘ auch darin, daß Edith Kramer nie ihre Wurzeln in Österreich vergaß. Zwar beschloß sie nach Abschluß ihrer ausgedehnten, schon erwähnten Reise durch Europa“ (ihre Tante Elisabeth Neumann war mit Berthold Viertel 1947, den sie später ehelichen sollte, nach Österreich zurückgekehrt), sich 1949 permanent in New York niederzulassen®, da sie zu der Einsicht gelangt war, daß es ihr dort noch am ehesten möglich sein würde, sich ihrer gegenständlichen Kunst zu widmen, ohne sich einerseits irgend welchen europäischen Kunsttrends anpassen zu müssen und ohne andererseits zu verhungern. Nichtsdestotrotz weigerte sie sich in den 80er-Jahren, eine feste Anstellung als Professorin an der New York University anzunehmen, um hinsichtlich Arbeits- und Zeitgestaltung ihre Unabhängigkeit bewahren zu können. Dabei waren insbesondere ihre alljährlichen, monatelangen Aufenthalte am Grundlsee ausschlaggebend (im Hause ihrer Tante Lisel, das in den 50er-Jahre neuerrichtet worden war), wo es sie ab 1953 wieder jeden Sommer hinzog und wo sie meist wochenlang in völliger Einsamkeit auf einer Alm ihrer Kunst nachging” (in den letzten Jahren wurde sie sogar auf Kosten der Gemeinde mit einem Hubschrauber hinauf geflogen, da sie den steilen Anstieg zu Fuß nicht mehr bewältigen konnte).’! Über die Jahre wurden ihr auch zahlreiche hohe Ehrungen zuteil: so wurde ihr z.B. anläßlich ihres 80. Geburtstages (im Jahre 1996) das Silberne Ehrenkreuz der Stadt Wien verliehen, und im Sommer desselben Jahres fand in der Österreichischen Nationalbibliothek eine große Retrospektive unter dem Titel „Zwischen den Welten. Edith Kramer: New York — Grundlsee“ statt.” 2003 verlieh ihr außerdem das österreichische Bundesland Steiermark das Große Goldene Verdienstkreuz. Und im Frühsommer 2006 folgte letztendlich die bereits erwähnte große Ausstellung der Galerie Kovacck (Spiegelgasse, Wien), die 2005 einen Großteil des Vorlasses der Künstlerin aufgekauft hatte.’ Edith Kramer hat sich zwar gelegentlich auf die ihr eigene verschmitzte Art als „grandmother of art therapy“ bezeichnet‘“, im gleichen Atemzug aber auch völlig unprätentiös auf Margaret Naumburg (1890 — 1983) verwiesen”, der eigentlichen Erfinderin des Begriffes Kunsttherapie.”° Der Autor dieses Beitrags hatte das Glück, über ein Jahrzehnt lang (1992 — 2004), immer mal wieder, in Edith Kramers Studio in der Vandam Street wohnen zu dürfen, und er hat daher einen guten Eindruck von ihrem anspruchslosen, aber herzlichen Lebensstil bekommen: sei es beim Einkauf von Mal-Utensilien bei Pearl Paints in der Canal Street, beim Umhängen von Bildern, beim gelegentlichen Nachtmahl in einem kleinen baskischen Restaurant, Ecke Spring und Greenwich Street, oder anläßlich lebhafter Diskussionen über ‘Themen aller Art. Stets hat sie dabei betont, daß in ihrem Leben die Kunst das ausschlaggebende Element gewesen sei und daß sie deshalb auch immer genau darauf geachtet habe, daß ihre akademischen Tätigkeiten ihre künstlerische Kreativität nicht August 2014 21