OCR
Schrittweise WENN WIR NEBEN EINANDER LAGEN DANN RUHTE IHRE HAND IN MEINEM SCHRITT WENN ICH WEIT VON IHR ODER SIE VON MIR WAR DANN RUHTE IHRE HAND ÜBER JEDEM MEINER SCHRITTE ALS MICH ABHALTENDE VOM STURZ WOVON IMMER NICHT ALS MICH ERSCHLAGEN WOLLENDE WIE EINE FLIEGE ICH ODER IHRE HAND DER VERSUCHUNG ERLEGEN DURCH MEIN OHR ZU KRABBELN IN MEINEN VERSTAND DAS VERSTAND ICH ERST NACH EINER WEILE WEIL ICH ENDLICH SELBST VON BEGRIFF FASSEN KONNTE Ina Ricarda Kolck-Thudt Thomas Wallerberger Gedichte Verlassen Etwas wuchs heran, der Pilz an den Sohlen mit dem Messer entfernt, die Warzen am Arm mit den Nägeln zerkratzt, den wachsenden Leib unter den Rippen versteckt. Aus der Stille, nach dem Vergessen, schält sich das Erinnernwollen. Der junge Schüler, am Fensterplatz, matt von der Maisonne, erfrischt von der Frühlingsluft. In der letzten Freitagsstunde. Ich-Du oder Ich-Es Du-Ich willst Zweiteres. Du-Ich willst verstehen, nicht erinnern. Der Dialog muss über etwas Drittes gelegt werden. Ein Seilzug der Angst. Aber Ich-Du dachte Du-Ich hättest schon aufgegeben. Das Verstehen an einen Dritten hinauf gegeben. Unser Ich-Du ist stärker verbunden, seit ich weiß: Du willst Ich sprechen. Thomas Wallerberger Erstveröffentlichung von „Schrittweise“ in: JENNY, Zeitschrift des Instituts für Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien, Ausgabe 01/2013, AMBRA |V, Wien. Bei der vorliegenden Fassung des Gedichts handelt es sich um eine gegenüber der Erstveröffentlichung leicht geänderte Version. schnellminute und dauernde kurz und langküsse fallenlassen, etwas vergessenhaben. schnellschritte und standorte, gemeinsames erwachen, ohne Geschwindigkeiten. der Beginn des Verstoßenseins, über ihm liegen wir in Angst. eine Scherbe Schönheit, so glitzert unsre ganze Hoffnung. trümmerstrom Gestern, ein Bild, starr und kalt. August 2014 39