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Auslandsausgabe der AZ zu untersagen. Ab März 1937 gibt das ALÖS Paris als offiziellen Erscheinungsort für die AZ an, bis die AZ dann tatsächlich bis zum März 1938 vierzehntägig in Paris erscheint. Anfang Sommer 1937 verfolgt das tschechoslowakische Innenministerium die Absicht, alle Emigranten aus den Grenzgebieten und aus der Hauptstadt zu entfernen und sie in acht Bezirken der Böhmisch-Mährischen Höhen zusammenzuführen, der Plan wird allerdings nicht realisiert. Nach der Besetzung Österreichs (12. März 1938) werden die tschechoslowakischen Behörden instruiert, keine Reisenden aus Österreich über die Grenze zu lassen. Die SdP verkündet am 24. April 1938 das Karlsbader Programm, in dem die vollständige Autonomie der Deutschen in der CSR gefordert wird. Bei den Parlamentswahlen im Mai 1938 erreicht die SdB die nun ganz offen der Politik Hitlers folgt, 91 Prozent aller deutschen Stimmen. Münchner Abkommen und Folgen 29. September 1938: Das Münchner Abkommen zwischen Italien, dem Deutschen Reich, Frankreich und Großbritannien abgeschlossen — ohne direkter Beteiligung der CSR; auch die Sowjetunion ist bei der Konferenz nicht vertreten -, leitet die Liquidierung der CSR ein: Abtretung der überwiegend von Deutschsprachigen besiedelten Randgebiete. Ferner wird das Gebiet in fünf Zonen eingeteilt; über die Grenze der fünften Zone soll ein internationaler Ausschuss entscheiden; in Gebieten mit umstrittener Nationalität soll eine Volksabstimmung stattfinden; die neuen Grenzen wurden vorerst nurvon Frankreich und Großbritannien garantiert; Italien und das Deutsche Reich wollten ihre Garantie erst nach Regelung der Frage der ungarischen und polnischen Minderheiten geben. Die britische und die französische Regierung sind dem Deutschen Reich möglichst weit entgegengekommen, in der Absicht durch Befriedigung von Hiders Gebietsansprüchen einen Krieg abzuwenden. Während die tschechoslowakische Armee vereinbarungsgemäß das Abtretungsgebiet bis zum 10. Oktober 1938 räumt, besetzt die deutsche Wehrmacht die Grenzgebiete. Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen kehrt auch Konrad Henlein samt Freikorps zurück. An die 200.000 Menschen (darunter 15.000 Jüdinnen, 20.000 deutsche Sozialdemokratinnen und Kommunistinnen und 150.000 Tschechen und Slowakinnen) flüchten aus den besetzten Gebieten nach Innerböhmen. Eine massive Zuwanderung aus dem „Altreich“ in die Sudetengebiete setzt ein. Aufnahme in Großbritannien Im Oktober 1938 wird aus Spenden und einem „Geschenk von 4 Mio. Pfund für die tschechoslowakische Regierung“ das „British Committee for Refugees from Czechoslovakia“ geschaffen. Aus dem verbliebenen Guthaben von 3,5 Mio Pfund richtet die Britische Regierung am 21. Juli 1939 den Czech Refugee Trust Fund ein. Der Aufgabenbereich umfasst finanzielle Unterstützung und soziale Fürsorge für Flüchtlinge mit tschechoslowakischer Staatsbürgerschaft. Er erstreckt sich aber auch auf deutsche und österreichische EmigrantInnen, die Asyl in der CSR erhalten haben und nun infolge des Miinchner Abkommens zu weiterer Flucht gezwungen sind. Zahlreiche Flüchtlinge (475 Österreicher) können aus der CSR nach Großbritannien flüchten; u.a. Paul Anton Roubiczek, Joseph Kalmer, Fritz Brügel, Ernst Sommer, Paul Reimann, Rudolf Fuchs und Hermynia Zur Mühlen. Polen annektiert am 2./3. Oktober 1938 gegen den Willen der tschechischen Regierung das mehrheitlich von Polen bewohnte Olsagebiet und besetzt den tschechischen Teil der seit 1919 getrennten Stadt Teschen (Cesky Tisin). Edvard Bene$ legt am 5. Oktober 1938 das Präsidentenamt zurück. Die Slowakische Volkspartei erklärt am 6. Oktober 1938 zusammen mit fast allen slowakischen Parteien die Autonomie der Slowakei innerhalb der CSR. Prag akzeptiert dies im Abkommen von Zilina/Sillein, durch das die Slowakei am 6. Oktober 1938 und die Karpato-Ukraine am 8. Oktober 1938 Autonomie innerhalb der föderalisierten CSR erlangen. Monsignore Jozef Tiso wird am 7. Oktober 1938 Premierminister der Slowakei. In der Slowakei kommt es vor allem durch die Hlinka-Garde zu Gewaltakten gegen JüdInnen (Plünderungen von Geschäften, Überfälle und Verhaftungen, Verwüstungen von Friedhöfen und Synagogen). Auch in den Sudetengebieten werden Juden und Oppositionsgruppen verfolgt. Am 20. Oktober 1938 wird die Kommunistische Partei der CSR (KSÖC) verboten. Das Gebäude des Parteiorgans ,,Rudé prävo“ wird von der Polizei besetzt. Am 22. Oktober 1938 geht Klement Gottwald, Generalsekretär der KSC, ins Moskauer Exil (Moskauer Exilgruppe um Klement Gottwald) und Edvard Benes flüchtet nach London (Londoner Exilgruppe um Edvard Bene’). 2. November 1938: Im Ersten Wiener Schiedsspruch (Schloss Belvedere) übertragen der reichsdeutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop und der italienische Außenminister Graf Galeazzo Ciano die Gebiete mit ungarischer Bevölkerungsmehrheit in der Südslowakei und in der Karpato-Ukraine an Ungarn. Ungarn beabsichtigt, die gesamte Slowakei unter seine Herrschaft zu bringen. Es folgt die Besetzung der zugesprochenen Gebiete durch Honved (Magyar Kirälyi Honvedseg), angeführt vom Reichsverweser Miklös Horthy. Slowakische und tschechische Angestellte bei Bahn und im öffentlichen Dienst werden entlassen; Slowaken und Juden werden die Gewerbescheine entzogen, slowakische Schulen geschlossen. Aus der Südslowakei flüchten etwa 100.000 Slowaken und Tschechen. Die jüdische Bevölkerung in den besetzten Gebieten ist Verfolgung und Gewalt ausgesetzt. 8. November 1938: Bildung der Einheitspartei „Hlinkas Slowakische Volkspartei — Partei der Slowakischen Nationalen Einheit“ unter dem Vorsitz von Jozef Tiso. Am 9./10. November 1938 kommt es auch in sudetendeutschen Städten zu den Gewaltakten der „Reichskristallnacht“. Die Autonomie der Slowakei und der Karpato-Ukraine wird am 19. November 1938 durch ein Verfassungsgesetz verankert und am 22. November 1938 im „Autonomiegesetz“ abgesichert, durch das der Staat in TschechoSlowakische Republik umbenannt wird. Mit dem „Gesetz zur Wiedervereinigung“ (21. November 1938) wird das Sudetengebiet zu einem Teil des Deutschen Reiches. Protektorat Böhmen und Mähren 14.-18. März 1939: Der Deutsche Einmarsch in Prag und in andere Teile der CSR vollendet ihre Zerschlagung. Die deutsche Wehrmacht besetzt entgegen dem Münchner Abkommen und ohne Zustimmung der anderen Großmächte die Republik, die per Erlass (16. März 1939) als Reichsprotektorat „Böhmen und Mähren“ dem Großdeutschen Reich zugehörig erklärt wird. Die so genannten „volksdeutschen“ Bewohner werden zu „deutschen August 2014. 45