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wissen. Nehmen S’ das Couvert und machen S’ keine Umständ!“ Es gibt Umstände, unter denen man dem Willen eines Direktors nicht widersprechen kann.” Als der Krieg ausbricht, meldet sich Hans Oplatka bei der Tschechoslowakischen Exilarmee, und Bil Spira, nachdem er aus der Internierung als potentiell feindlicher Ausländer entlassen worden war, wird prestataire, also Hilfssoldat, bei der 307° Compagnie des travailleurs &trangers.'® Nach der Niederlage Frankreichs schafften es die Oplatkas, nach London zu flüchten, wo schon Edith Hoffmann seit ein paar Jahren lebte. Bil Spira hatte weniger Glück, es ereilte ihn das Schicksal vieler Flüchtlinge, denn nachdem er für Varian Fry als Passfälscher gearbeitet hatte, wurde er 1942 wieder interniert, kam nach Drancy und wurde deportiert. Er überlebte mehrere KZ, so Laurahütte, Blechhammer, Groß-Rosen, Buchenwald, Theresienstadt, wo er von der Roten Armee befreit wurde. Nach der Befreiung sollte er nach Paris zurückkehren und sich als Zeichner niederlassen. In London hatte Hans Oplatka inzwischen Margery Angus, die Lehrerin in Liverpool war, geheiratet. Als Mitglied der Exilarmee kam er 1943 zur eben gegründeten Tichechoslowakischen selbständigen gepanzerten Brigade, in der 6.000 Tschechoslowaken und auch einige Österreicher in englischen Uniformen kämpften. Die Brigade beteiligte sich an der Invasion in der Normandie und belagerte anschließend vom 5. Oktober 1944 bis zum 9. Mai 1945 die „Festung“ Dünkirchen. Mitte Mai zog die Einheit nach Prag, wo sie im Spätsommer 1945 aufgelöst wurde. Hans Oplatka wird 1946 für seinen Einsatz von Präsident Edvard Bene$ mit einer Tapferkeitsmedaille geehrt. Was Emil Oplatka im Exil gemacht hat, ist mir nicht bekannt, wahrscheinlich hat er als enger Vertrauter und Freund des Präsidenten für die Exilregierung und -presse gearbeitet. Er kehrte jedenfalls bald in sein befreites Land zurück, wo er 1946 Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung wurde. Er sollte 1955 in Prag sterben. Hans Oplatka, der schon seit Mai 1945 in Prag war, zog jedoch nach einem Jahr wieder nach Liverpool. Er versuchte in Großbritannien als Fotoreporter zu arbeiten, gründete dafür auch eine eigene Agentur. Nachdem er viele Jahre für namhafte britische Zeitschriften wie Picture Post, Lilliput und The Strand Magazine gearbeitet hatte, betätigte er sich vorwiegend als Reiseführer und Reisejournalist. Er lebte in Liverpool, wo ihn 1978 Horst Jarka im Zuge seiner Recherchen für die Jura Soyfer-Biografie kontaktiert. In der Tschechischen Republik zählt inzwischen der 1992" verstorbene Hans Ernest Oplatka neben Frantisek Drtikol, Jaromir Funke, Josef Sudek, Jaroslav Rössler, Drahomir Josef Rüzicka, Marie Stachovä zu den bedeutenden PionierInnen der heimischen Fotografie. Hans Oplatka hat mit dem Sonntag jedoch auch eines der innovativsten österreichischen Magazine der 1930er-Jahre herausgebracht, und sein Vater, bzw. tschechoslowakische Steuergelder haben vielen österreichischen AutorInnen, in einer Zeit, da es sonst keine linke und kritische Presse mehr im Lande gab, das Arbeiten und oft auch das Überleben ermöglicht. Anmerkungen 1 Willy [Bil] Spira: Hans Oplatka. In MdZ. 10. Jg. Nr.1, Mai 1993, 31. 2 Horst Jarka: Jura Soyfer. Leben, Werk, Zeit. Wien 1987, 463. 3 Vgl. Alexander Emanuely: Ausnahmezustand. Jura Soyfers Transit. Weitra 2013. 4 Freie Tribüne, Nr. 21 vom 7. Juni 1919, 1. 5 Caroline Milow: Die ukrainische Frage 1917 — 1923 im Spannungsfeld 50 ZWISCHENWELT der europäischen Diplomatie. Dissertation. Wiesbaden 2002, 182f. 6 Pavel Pohik: Camill Hoffmann. Eine Biographie. Diplomovä präce. Prag 2006, 79. https: //is.cuni.cz/webapps/zzp/download/120090114 [5.7.2014] 7 Edith Hoffmann: Oskar Kokoschka: Life and Work, London 1947. 8 Lucy Watling: Emigré to Editor: Edith Hoffmann and the Burlington Magazine 1938-1951 http://www.tate.org.uk/about/projects/art-writersbritain/hodin-hoffman/emigre-editor [5.7.2014] und Barbara Pezzini: Edith Hoffmann, the first unofficial woman Editor of The Burlington Magazine? Posted on January 8, 2014 http://burlingtonindex.wordpress. com/2014/01/08/edith-hoffmann-the-first-unofficial-woman-editor-of-theburlington-magazine/ [5.7.2014] 9 Tomas Garrigue Masaryk: Die Weltrevolution. Erinnerungen und Betrachtungen. 1914-1918. Berlin 1925; Edvard Benes: Aufstand der Nationen. Berlin 1928. Karel Capek: Gespräche mit Masaryk. Berlin 1935. 10 Camill Hoffmann: Politisches Tagebuch 1932-1939. http://www.ifzmuenchen.de/heftarchiv/1988_1_5_bruegel.pdf [5.7.2014] 11 Dieter Sudhoff: Einleitende Bemerkungen zu Camill Hoffmann: Die tschechische Dichtung. Ein Vortrag in Theresienstadt. MNEMOSYNE 30/2005. 273. http://www.wallas-mnemosyne.at/Mnemo%2030.pdf [5.7.2014] 12 Horst Jarka: Jura Soyfer. Leben, Werk, Zeit. Wien 1987. 463 13 Ulrike Felber et al: Ökonomie der Arisierung, Teil 2. Wirtschaftssektoren, Branchen, Falldarstellungen. Wien 2004. 574 und Susanne Falk: Die „Arisierung“ Wiener Zeitungsverlage. Das Verlagshaus Canisiusgasse 8-10. Berlin 2011. 183 14 Bil Spira: Die Legende vom Zeichner. Wien — Vernet — Grof-Rosen — Paris. Wien 1997. 30f 15 Georges Simenon und Hans Oplatka: Une France inconnue ou l’aventure entre deux berges, erschienen in: VU, 1. Juli 1931. 16 Anton Holzer: Zeitkritik mit der Kamera. In Wiener Zeitung vom 16.8.2013. http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wz_reflexionen/ vermessun gen/568550_Zeitkritik-mit-der-Kamera.html [5.7.2014] 17 Bil Spira: Die Legende vom Zeichner. Wien — Vernet — Groß-Rosen — Paris. Wien 1997, 73. 18 Ebda. 95. 19 Hans Ernest OPLATKA. FOTOGRAFIE. http://www.oplatka.com Rockhgasse 1, 1010 Wien www.repclub.at