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Eva Aschner (1923 Wien — 2014 Prag) Zweisprachig, tschechisch und deutsch, im böhmischen Slanä und Wien als Tochter eines 1942 in Auschwitz ermordeten Textilfabrikanten aufgewachsen, besuchte sie das Mädchengymnasium Wenzgasse in Wien-Hietzing, flüchtete 1938 mit der Familie in die CSR und im März 1939 weiter nach London und Manchester, wo sie zuerst den Young Austria Club leitete (ihr Nachfolger war T. Scarlett Epsteins Bruder Kurt Grünwald), sich dann aber dem Czech Centre und der KPC-Gruppe zuwandte, in deren Auftrag sie in Manchester eine Grupe von Young Czechoslovakia gründete. 1943 wurde sie Schwester im Kleinkinderheim des Tschechoslowakischen Roten Kreuzes (Betreuung von Kindern tschechoslowakischer Soldaten). 1945 heiratete sie den ebenfalls zweisprachig aufgewachsenen, in Karlsbad geborenen CSR-Bürger Walter Vergeiner, Sekretär des Czechoslovak Club in London. Brigitte Lehmann Eva Aschner war, da ihre Eltern 1919 für die CSR optiert hatten, tschechoslowakische Bürgerin. 1946 ging sie mit ihrem Mann nach Prag, wo sie zwei Jahre als Fremdsprachenkorrespondentin der Filmwochenschau „Filmovy tydenik“ arbeitete, dann zehn Jahre in der Kultur- und PropagandaAbteilung der Gewerkschaftszentrale und schließlich, während der Jahre 1959-68, als Leiterin der Auslandsabteilung des Zentralrats der wissenschaftlich-technischen Gesellschaften der CSR wirkte. Nach der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ 1968 und ihrem öffentlichen Protest gegen die Okkupation wurde sie aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen. Fortan war sie als Übersetzerin und Konferenzdolmetscherin tätig. 1962 wurde ihre Tochter Eva geboren. Am 15. Mai 2014 starb sie in Prag. (Pseudonyme: Bedrich Dubsky, Dr. Dubsky, Wenzel Sladek) Fritz Brügel wurde am 13. Februar 1897 in Wien geboren. Der Sohn des angesehenen Historikers und Journalisten Ludwig Brügel und seiner Frau Susanne wuchs in Prag auf. Nach Ableistung seines Kriegsdienstes studierte er Geschichte an der Universität Wien. Mit der Dissertation „Beiträge zur Geschichte der Deutschen in Böhmen“ promovierte er 1921 zum Dr.phil. Im Jahr darauf wurde Fritz Brügel Leiter der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek der Arbeiterkammer Wien. Im selben Jahr trat er aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus. Neben seiner Arbeit als Bibliothekar war er aktiv in der sozialdemokratischen Bildungspolitik. Er veröffentlichte volksbildnerische und kulturpolitische Beiträge in der „Arbeiter-Zeitung“ und in „Der Kampf“. Unter seinem Pseudonym Wenzel Sladek sind in den 1920er-Jahren zahlreiche Gedichte in der „Arbeiter-Zeitung“ erschienen. U.a. ist er der Textautor des berühmten Liedes „Die Arbeiter von Wien“. Er veröffentlichte in diesen Jahren auch einige Nachdichtungen aus dem Altgriechischen, wie z.B. „Agamemnon“ von Aeschylus. Von 1924 bis 1934 gehörte er dem Verwaltungsbeirat der RAWAG an. 1931 gab Brügel gemeinsam mit Benedikt Kautsky den Dokumentationsband „Der deutsche Sozialismus von Ludwig Gall bis Karl Marx“ heraus. 1930/31 war er gemeinsam mit Schiller Marmorek, Otto Erich Deutsch und Leopold Ziegler Herausgeber der Literaturzeitschrift „Die Freyung“. Ebenfalls 1931 erschien sein erster Gedichtband „Klage um Adonis“. Aus Protest gegen ständige antisozialistische und antisemitische Ausschreitungen an den österreichischen Hochschulen und die akademischen Behörden, die dabei für die Rechtsextremisten Partei ergriffen, schickte Fritz Brügel Ende 1931 sein Doktordiplom zerrissen an den Rektor der Universität zurück. Die Universität nahm den Verzicht auf das Doktordiplom an. In das Promotionsprotokoll wurde eingetragen, dass Brügel den Doktortitel nicht mehr tragen dürfe. 1933 gehörte er zu den Mitbegründern der „Vereinigung 64 — ZWISCHENWELT sozialistischer Schriftsteller“. Er nahm an Dichterlesungen und Diskussionsveranstaltungen der Vereinigung teil, u.a. beteiligte er sich Anfang Mai 1933 an einem „zeitgemäßen Literaturkurs“ zur Ankündigung der Nationalsozialisten, Bücher öffentlich zu verbrennen. Als Mitglied des sozialdemokratischen Schutzbundes nahm Brügelan den Februarkämpfen 1934 teil. Nach der Niederschlagung des Februaraufstandes flüchtete er in die Tschechoslowakei. Die österreichische Staatsbürgerschaft wurde ihm 1935 aberkannt. In Prag nahm er die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft an. Er war als Legationsrat im Außenministerium der Tschechoslowakei tätig und schrieb Beiträge für verschiedene Zeitungen, u.a. für die „Arbeiter-Zeitung“ (Brünn). 1935 veröffentlichte er die „Februarballade“. 1936/37 bereiste er auf Einladung des Verbandes sowjetischer Schriftsteller die UdSSR. Gemeinsam mit seiner Frau Vera Dubska emigrierte Fritz Brügel 1938 mit einem Pass auf den Namen Bedrich Dubski nach Frankreich, wo er den Aufruf zur Gründung der „Liga für das geistige Österreich“ mit unterzeichnete. 1941 flüchtete Brügel über Spanien und Portugal nach London, wo er für die tschechoslowakische Exilregierung tätig war. Sein Vater, Ludwig Brügel, der nach dem „Anschluss“ verhaftet worden war, wurde am 13. August 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er wenig später ermordet wurde. 1945 ging Fritz Brügel nach Prag zurück, trat in den diplomatischen Dienst ein und wurde im April 1946 stellvertretender Leiter, später Leiter der tschechoslowakischen Militärmission in Berlin. Nach der Ermordung des Außenministers Jan Masaryk am 10. März 1948 wurde Brügel nach Prag zurückbeordert. Nach der Machtübernahme der Kommunisten misstraute man ihm zum einen, zum anderen war Fritz Brügel zutiefst erschüttert über die Justizwillkür in der CSR. Er erlitt einen Herzinfarkt und wurde im amerikanischen Krankenhaus in Wannsee behandelt. Über die