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Weise, sondern verschieden nach ihrer Geburt aus gegebenen KlassenzugehGrigkeit. (S. 21 ff) Menschenbildung ist die Vergesellschaftung des Menschen in seiner ganzen Menschlichkeit In der Klassengesellschaft kann es nur Klassenbildung geben, die, solange die Herrschaftsklasse das Übergewicht hat, als Klassenkampf von unten durchgeführt wird. Die aufsteigende Klasse muß, will sie zum endgültigen Sieg gelangen, den Klassenkampf um wirtschaftliche und gesellschaftliche Macht auch auf den Machtkampf um die Menschlichkeit der Klassenangehörigen ausdehnen, da nur mit neuen Menschen eine neue Wirtschaft und Gesellschaft möglich ist. Erst in der klassenlosen Gesellschaft ist wahre, freie, vollkommende Menschenbildung möglich, da nicht mehr Klassenzicele, sondern Menschheitsziele die Vergesellschaftung aller Gesellschaftsangehörigen bestimmen. (S. 40) Josef Luitpold Stern Klassenkampf und Massenschulung Die folgenden Auszüge stammen aus der Broschüre „Klassenkampf und Massenschulung‘, die die Ansprache von Josef Luitpold Stern an den Parteitag in Aussig 1923 enthält. (Josef Luitpold Stern, Klassenkampf und Massenschulung. 21. bis 30. Tausend. Wien 1930) und wurden von Sabine Lichtenberger zusammengestellt. Aufgabe der Arbeiterbildung ... die Arbeiterbildung hat die Aufgabe, die proletarischen Massen reif zu machen für die politischen, gewerkschaftlichen, genossenschaftlichen, kulturellen Aufgaben ihres alles umspannenden Klassenkampfes. Wo die Volksbildungsbewegung versagt, müssen wir auch ihr Erbe antreten, auch ihre Aufgaben erfüllen. Aber ein Stenographickurs in einem Arbeiterbildungsverein hat trotz allem nichts mit Arbeiterbildung zu tun. Unsere Forderung für den Augenblick ist: die bürgerliche Klasse gewährleiste einen Unterricht, der alle Fähigkeiten vermittelt, die das Gesellschaftsleben der Gegenwart verlangt. ... Jeder Volksbildungsverein, der einen Kurs über Geschichte, über Politik, über Staatsleben abhält, ist von der Arbeiterschaft zu meiden, oder: er ist aufzusuchen, um seine bürgerliche Richtung in Wechselgesprächen erkennen zu lassen. Er ist so lange zu fürchten, solange die Arbeiterschaft nicht auf der geistigen Höhe steht, solche Feststellungen vorzunehmen; er wäre massenhaft zu besuchen, wo diese geistige Höhe erreichbar ist. (S. 14 f.) Die Gestaltung des proletarischen Kalenders Der erste Sonntag im Jahr: Tag der Arbeiterkinder; dann Tag der Arbeiterinnen, Tag der Gewerkschaften, Tag der Genossenschaften, Tag wider den Krieg, Tag der Arbeiterbildung, Marx-Tag, BebelTag! Würden wir dies tun, würden wir unseren Nothelfern die gleiche seelische Sorgfalt widmen, wie die katholische Kirche ihren Nothelfern, es würde uns besser aus der Not geholfen werden. 42 ZWISCHENWELT Das Buch „Der Klassenkampf um dem Menschen. Menschenbildung und Vergesellschaftung“ von Dr. Richard Wagner erschien 1927. Richard Wagner (1888 — 1941) war Redakteur des Fachblattes der Gewerkschaft der Kleiderarbeiter und -Arbeiterinnen „Der Aufstieg‘, und Leiter der Wiener Gewerkschaftsschule. Zugleich unterrichtete er an der Wiener Gewerkschafisschule, an Volkshochschulen, Partei- und Jugendschulen und in literarischen Fachgruppen. Wagner veröffentlichte außerdem Beiträge in der AZ, Der Kampf, Bildungsarbeit. Blätter für sozialistisches Bildungswesen, Der freie Soldat, Arbeit und Wirtschaft, Der Sozialdemokrat. Sozialdemokratische Monatsschrift. Er schrieb auch Lyrik und Prosa. Im November 1938 flüchtete er über Graz nach Jugoslawien und schloss sich der Partisanenbewegung an. Er stand in Verbindung mit dem Schauspieler Paul Tyndall, von dem die Nachricht stammt, dass Wagner auf der Insel Arbe (besser bekannt als Insel Rab) als Führer der dortigen Partisanen, die einen Rettungstransport für Alte, Kinder und Flüchtlinge organisieren wollten, bei der Bombardierung einer Hafenanlage vermutlich 1941 den Tod fand. Folgenden, ausführlichen Beitrag über Richard Wagner gibt es in ZW Nr. 3-4/2009, 5.53-57: Sabine Lichtenberger: Richard Wagner (1888 -1941). Ein Leben für den geistigen Klassenkampf. Förderung und Schätzung der proletarischen Naturfreunde, der Arbeiter-Sängerbewegung, der Arbeitersportler, sie werde kräftiger, allseitiger, ausgiebiger. Gewiß sind auch diese Bewegungen, wie alles, was wir gestalten und was uns gestaltet, unter die Kritik des Sozialismus zu stellen. Wenn Genossen schlecht oder Schlechtes singen, so haben wir es ihnen frank und frei zu sagen. Die Arbeitersängerschaft wolle an der modernen Musik nicht vorübergehen, sie spüre die revolutionären Bewegungen auch aufdiesem Gebiete, sie vermittle sie uns. Wann feiert das soziale Volkslied seine Auferstehung? Das Lied der Armen aller Zeiten, entreißen wir es den Chroniken! ... Die Arbeiterturner wollen unsere Jugend nicht im Geiste Vater Jahns erziehen! Keine Feldwebelübungen! Kein Drill, schlecht genug für Landesverteidigungsministerien! Trennen wir scharf die proletarische Körperkultur vom bürgerlichen Sport! Die volle Kenntnis der Zusammenhänge zwischen Sport und Kulturgeschichte vom Gladiator bis zum Arbeiterordner werde Helferin! Je schärfer der alles umspannende Klassenkampf sich entwickelt, um so mehr werden auch die Naturfreunde sehen, daß Berg und Tal Klassenboden bleibt. Auf österreichischem Gebiet darf mit dem Abzeichen der Naturfreunde eine Schutzhütte der Bürgerlichen nicht mehr betreten werden. Genügt es aber dann, proletarische Schutzhütten zu erbauen, um darin Pfeife zu rauchen? ($. 27 f.) Organisation der Arbeiterbildung Die Organisation der Arbeiterbildung findet ihre geglückte Form im Aufbau vom Ortsbildungsrat mit seinem Stab der Betriebs- und Häuserbildungsräte über die proletarischen Kreis- und Landesbildungsausschüsse bis hinaufzu den Arbeiterbildungszentralen, und der aus ihnen entstehenden Internationale der Arbeiterbildung. Ohne Funktionäre der Arbeiterbildung keine Arbeiterbildung! Zugleich, ja vorerst Schulung dieser Helfer und Helferinnen in eignen, regelmäßig wiederkehrenden Bildnerkursen, Errichtung