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Fotograf, Einzelhändler, Filmemacher
und Musikproduzent tätig, u.a. für
„X-Ray Spex“ (frühe britische Punk¬
Band), „Adam and the Ants“ (New
Wave-Band der frühen 1980er Jahre)
und die experimentelle Musikerin Da¬
nielle Dax. Nemons Tochter Aurelia
ist mit Sir George Young verheiratet.
Er war von 1974-2015 Abgeordne¬
ter des House of Commons für die
Conservative Party und ist nunmehr
als Lord Young of Cookham Mitglied
des House of Lords. Nemons zweite
"Tochter Electra heiratete den Rockmu¬
siker Phil May. Sein Werk gilt heute
als Meilenstein der psychedelischen
Rockmusik.

1941 schuf Oscar Nemon eine Büste
von Max Beerbohm (jetzt am Merton
College, Oxford); Beerbohm lehrte
ihn Englisch. Nemon zog mit seiner
größer gewordenen Familie nach Boars
Hill in der Nähe von Oxford um, zu¬
erst in eine Mietwohnung, später kauf¬
te er von Robert Graves ein Grund¬
stück mit Nissenhütten‘, welches er
„Pleasant Land“ nannte. In den 1960er
Jahren entwarf und erbaute er dort ein
Haus mit Studio. 1942 zeigte er einige
Porträts im Regent’s Park College in
Oxford und lernte damals Sir John
Rothenstein (langjähriger Direktor
der Tate Gallery) kennen, welchen er 7
dann etliche Jahre später porträtierte;
ebenso schuf er von einem anderen
Wissenschaftler, Sir Karl Parker vom
Ashmolean Museum, eine Büste.

Nach dem Krieg portratierte er wei¬
tere hoch anerkannte britische Persönlichkeiten, u.a.: Mitglieder
der britischen Königsfamilie, darunter Elizabeth II., den Herzog
von Edinburgh und die Königin-Mutter. Er modellierte auch
Kriegsherren wie Dwight D. Eisenhower, Earl Alexander von
Tunis, Viscount Montgomery von Alamein, Lord Freyberg, Lord
Portal von Hungerford, Lord Beaverbrook und andere politische
Persönlichkeiten wie Margaret Ihatcher und Harold Macmillan.
Seine Büste von Ernst Boris Chain (1906 — 1979, Biochemiker
und Bakteriologe, Nobelpreis 1945) steht im Ernst Chain Buil¬
ding des Imperial College London. Chain konnte Nemons Frau
von einer schweren Erkrankung heilen. 1946 gestaltete Nemon
eine Skuptur von Paul Henri Spaak (einem der Griindervater der
EU). 1948 erhielt Nemon die britische Staatsbiirgerschaft. In
den spaten 1940er und 1950er Jahren entstanden auch weniger
bekannte Reliefwerke, die er „Les Fleurs de mon Coeur“ („Die
Blumen meines Herzens“) nannte.

Nemon bevorzugte die Arbeit mit Ton (meistens Terrakotta),
Gips und Stein. Die meisten seiner fertigen Werke wurden in Bron¬
ze in der Morris Singer-Kunstgießerei in Lasham in Hampshire
(ca. 40 km westlich von Guildford) gegossen.

26 _ZWISCHENWELT

Sir Winston Churchill lernte er 1951 erstmals bei einer Reise
nach Marrakesch im Hotel La Mamounia kennen, dies führte
schließlich zur Herstellung einer Churchill-Marmorbüste für
Elisabeth II. Dort traf Nemon auch den französischen Psycho¬
analytiker René Laforgue, der mit Sigmund Freud korrespondiert
hatte. Laforgues Haltung wahrend der Besatzungszeit in Frankreich
ist umstritten, insbesondere wegen seiner Zusammenarbeit mit
Matthias Heinrich Göring (einem Vetter Hermann Görings).
Zwischen dem Politiker Churchill und dem Bildhauer Nemon
entwickelte sich jedenfalls eine gute Freundschaft über Jahrzehnte.

Die Zeitung „Ihe Telegraph“ titelte 2009 treffend über diese
Freundschaftsbeziehung: „Ihe only man who could get Winston
Churchill to do as he was told.“ Nemons berühmteste öffentliche
seiner insgesamt zwölf Churchill-Statuen befinden sich im Unter¬
haus des britischen Parliament, in Westerham (in der Nähe von
Churchills Haus in Chartwell) und am Nathan Phillips Square
in Toronto. Churchill, der selbst gerne malte, versuchte sich auch
als Bildhauer und porträtierte umgekehrt einmal Nemon, der
später davon eine Kupferbüste herstellte.