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Alexander Emanuely Eine Mannschaft von vierzehn Freimaurern und anderen „unerwünschten Elementen“ wurde dort stationiert, um die anonymen Gräber für die Opfer auszuheben. Viele von ihnen wurden später selbst erschossen. [...] Im Morgengrauen wurden die Gefangenen herausgeholt und erschossen [...]. Dann kamen die Totengräber und verscharrten sie, wo sie lagen. Nicht selten stellten sie dabei zu ihrem Entsetzen fest, daß sie die Leiche eines Freundes oder Verwandten vor sich hatten. Ian Gibson tiber Federico Garcia Lorca. Die beschriebenen Hinrichtungen durch die „Schwarze Schwadron“ fanden im Sommer 1936 in Viznar, in der Umgebung von Granada, im Areal eines ehemaligen Sommercamps für SchülerInnen statt. Am 19. August begruben die Totengräber außer dem Volksschullehrer Diöscoro Galindo Gonzales und zwei anarchistischen Widerstands-Aktivisten aus Granada auch Federico Garcia Lorca. Ian Gibson konnte in seiner Lorca-Biografie darüber berichten, weil er 1965 in Granada Interviews mit Zeugen und Zeuginnen führte, darunter mit dem Totengräber und Freimaurer Don Antonio Mendoza de la Fuente, Meister vom Stuhl, also Leiter der Loge „Riveras del Genil y Ganivet“ im Orient von Granada. Er wurde nicht — wie die meisten anderen Mitglieder seiner Loge — erschossen, weil ihn ein befreundeter Offizier retten konnte. All dies wusste ich noch nicht, als ich das erste Mal Ian Gibsons 750 Seiten starke Lorca-Biografie las. Die Erwähnung der Iotengräber von Granada brachte mir jedenfalls auf eindrückliche Weise das Schicksal der Freimaurer in Francos Spanien nahe. Der Putsch Am 17. Juli 1936 begannen Teile der spanischen Armee gegen die Regierung der jungen Republik zu putschen. Die katholische Kirche, die Monarchisten und Faschisten unterstützten den Putsch. Die Regierung war seit einigen Monaten im Amt und wurde im Cortes, im Parlament, von den Abgeordneten der linksliberalen und linken Parteien, die im Frühjahr 1936 die Wahlen dank eines Volksfrontbündnisses gewonnen hatten, gestützt. Die Volksfrontregierung verfolgte neben einer strengen Trennung von Kirche und Staat soziale Reformen, ganz auf Kosten der alten Eliten, z.B. der Großgrundbesitzer und der Kirche. Die putschenden Militärs unter der Führung der Generäle Francisco Franco und Emilio Mola wollten einen schnellen Coup landen. Aus diesem Coup resultierte jedoch ein dreijähriger Bürgerkrieg, welcher vielen hunderttausenden Menschen das Leben kostete. In diesen drei Jahren starben mehr Menschen durch den Terror der Putschisten als durch die Kampfhandlungen. In manchen Städten wurden gleich nach der Eroberung 1936, innerhalb weniger Tage und ohne Gerichtsverhandlung, all jene hingerichtet, denen man ein Naheverhältnis zur Republik nachsagte. Bürgermeister, Gewerkschaftsfunktionäre, regierungstreue Beamte, Militärs, Polizisten, Intellektuelle, einfache Parteimitglieder einer republikanischen oder linken Partei, Arbeiter, tatsächliche oder mutmaßliche Freimaurer wurden an die Wand gestellt oder nach brutaler Folter mit Messern abgeschlachtet. In den ersten Tagen, als vielen Betroffenen das Ausmaß ihrer geplanten Auslöschung noch nicht bewusst war, stieg die Zahl der Hinrichtungen in vielen eroberten Gemeinde auf bis zu mehreren Tausend. Sevilla z.B., die Hauptstadt Andalusiens, wurde am 18. Juli von den Rebellen angegriffen. Diese, bestehend aus spanischen Militärs, Falangisten, Mitgliedern der spanischen Fremdenlegion und marokkanischen Soldaten, ermordeten im Arbeiterviertel bis zum 25. Juli ohne Unterbrechung Kinder, Frauen, Männer. Arbeiter und teilweise die Polizei leisteten erbitterten Widerstand gegen die Militärs, doch fehlte es den überrumpelten Verteidigern der Republik an Waffen. Bis zum Jänner 1937 betrug die Zahl der Hingerichteten in Sevilla und Umgebung (damals ca. 25.000 Einwohner) 8.000 Menschen. General Franco, der Anführer der Putschisten, hegte nachweislich einen besonderen Hass gegen die Freimaurer. In seinen Augen waren diese mit den Kommunisten und Juden Schuld am Niedergang des alten, ehrwürdigen, katholischen Spaniens. Somit standen die Freimaurer ganz oben auf der Todesliste der Hinrichtungskommandos. In Sevilla kamen in diesen Julitagen 200 Freimaurer ums Leben. Die Logen der Stadt, ob die „Isis und Osiris“ oder der „Fe de Sevilla“, waren seit vielen Jahren politisch schr aktiv und setzen sich offen für die Republik ein, viele ihrer Mitglieder gehörten der Regierungspartei „Partido Socialista Obrero Espanol“ (Sozialistische Arbeiterpartei Spaniens) an. Das wohl prominenteste Mitglied einer Loge aus Sevilla war kein Sozialist, sondern der linksliberale Politiker Diego Martinez Barrio. Dieser war in den Julitagen kurzfristig Regierungschef und hatte den Auftrag, mit General Mola zu verhandeln. Er sollte erst später erfahren, dass in den Tagen, da er versuchte Frieden zu stiften, fast alle seine Freimaurer-Brüder, die er aus Sevilla kannte, erschossen wurden. Contubernio Nach zweieinhalb Jahren Krieg fällt Barcelona am 26. Jänner 1939 in die Hände der Faschisten. Die Stadt ist eine der letzten bedeutenden Bastionen der Republik und des Widerstandes. Viele Archive jener Institutionen, die das Schlimmste von den Putschisten zu befürchten hatten, waren aus ganz Spanien in die katalanische Hauptstadt gebracht worden. Sie sollten nach Frankreich gerettet werden, wohin im Laufe der letzten Monate schon fast 500.000 Spanier geflüchtet waren. Doch keines der Archive schaffte es ins Nachbarland, und so fielen auch jene der spanischen Großlogen in die Hände von Francos Geheimpolizei. Die Unterlagen wurden nach Salamanca gebracht, wo Franco während des Krieges sein Hauptquartier hatte. Sie wurden von spanischen Beamten und der deutschen Gestapo — Nazideutschland und Italien unterstützen Franco maßgeblich militärisch und logistisch — unter der Leitung des katholischen Priesters Juan Tusquets Terrats ausgewertet. Die Oktober 2017 43