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So ist es jetzt: Das Volk ist stumpf

und lässt sich blind düpieren

von eitlen Schwätzern dumm und dumpf
zu jeder Schlachtbank führen.

Für Albion [Großbritannien] sein Blut verspritzt
Des Landes jüngster Sprosse,

der Zarenstiefellecker sitzt

im elyseeischen Schlosse;

er taucht der Lüge Morphium

in eine süfe Hülle,

das Volk w ill das Narkotikum

und nimmt sie, die Pastille.

Oft liegt der poetische Witz in der karikierenden Personifizie¬
rung. Im fremden Lager nimmt er die Politiker und Generile,
gerne auch vermeintliche Inkarnationen des Nationalcharakters
(John Bull oder den gallischen Hahn) aufs Korn, im eigenen die
Zaghaften, die Räsonierer, Herren wie den Nörgelmayer, den
Unke, den Zappelig oder den Schaukelmann, die aus der Etappe
alles besser wissen, sich in Wahrheit nur für ihr eigenes (Geld,
Aktien, Fortkommen etc.) interessieren, aber für den kollektiven
Waffengang zu fein und zu feig sind.

Diese argumentative Konstruktion funktioniert -— mit der Macht
im Rücken - in Kriegszeiten, ist aber für Beda, der sich in seinen
Gedichten bei aller Tagesaktualität immer wieder bei den huma¬
nistischen Bildungsgütern (z.B. den Mythen und Göttern der
Antike) rückversichert, auf Dauer zu schwach.

1918 zerfällt die Monarchie und Beda ahnt, woher der Wind
diesmal weht. Ein Zeitalter bricht an, das statt des nationalen
Eifers die kurzfristig weit weniger gefährliche individuelle Vergnü¬
gungssucht kultiviert. Ein gefundenes Fressen für den wendigen,
geistvollen Verseschmied, der sogleich die gigantischen technischen
Möglichkeiten der kommerziell ins Laufen kommenden Schall¬
platte be- und ergreift und in den Kinderschuhen des Rundfunks
die Siebenmeilenstiefel voraussieht.

16 _ZWISCHENWELT

Beda - seit Zeitungstagen mit einem Gedicht pro Woche ge¬
wohnt, in Serie zu produzieren und damit hoch geeignet für
industriell verwertbare Kunst — springt auf den Zug. Er kennt
die Richtung und die Leute, die den Kessel unter Dampf hal¬
ten können: Die erste Garde der (seinerzeit noch handwerklich
gediegenen) Unterhaltungsmusiker, die Falls, Katschers, Benes
usw. usf., mit denen er einen Hit nach dem anderen durch den
Äther und via Hochantenne auch zur Adrienne schickt, Kaba¬
rettisten aller Grade (vor allem Fritz Grünbaum), die Stars und
Sternchen der Schauspielerei. Auf jedem Brettl und auf allen
Brettern, die die Welt bedeuten, ist er zuhause. Für den jungen
Hans Moser schreibt er 1922 den Solo-Einakter Ich bin der Haus¬
meister vom Siebenerhaus und lernt schließlich den Meister der
Wunschtraumoperette Franz Lehär kennen, der schon 1905 auch
einen jungen, mittellosen Kunststudenten namens Hitler mit
seiner Lustigen Witwe begeistert hat und der nicht zuletzt auch ein
Meister des Erfolges ist. Für Beda ist esschon 1916 - zur Halbzeit
des Krieges — so weit: Sein Sterngucker mit der Musik Lehärs hat
in Wien Premiere. Kein großer Erfolg ist zu feiern. Der stellt sich
erst ein, als er gemeinsam mit Ludwig Herzer den Komponisten
überzeugt, seine vergleichsweise erfolglosen Operetten Endlich
allein (1914) und Die gelbe Jacke (1923) einer bühnenwirksamen

Revision zu unterziehen.

Beda, der Lyriker (im Bild rechts), ist hauptsächlich für die Lied¬
texte zuständig, während Herzer (links), der Dramatiker, die
Handlung neu konzipiert. So helfen sie dem alten k.u.k. Militärka¬
pellmeister, dem noch Antonin Dvofak zur Komponistenlaufbahn
geraten hatte, auf die neuesten Sprünge. Besonders Das Land des
Lächelns (vorm. Die Gelbe Jacke) wird, jetzt mit mehrdeutigem
Sad-End statt mit eindeutigem Happy-End, für die drei, besonders
aber für Lehär (Mitte) 1929 ein Riesenerfolg.

So groß ist der Erfolg, bzw. die Kette der Erfolge (die Operette
Friederike- kommt 1928 heraus, Giuditta noch 1934!), dass Fritz
Löhner bis weit in seine Haftzeit auf das Freundschaftsband zum